Witten. Zwei Wittener Kitas müssen auf Weisung des Landesjugendamtes weniger Kinder aufnehmen. Der Grund: Die Gebäude seien zu klein für die Gruppen.

„Wir sind alle fassungslos.“ So gibt CDU-Ratsfrau Regina Fiedler die Stimmung vieler Familien in Buchholz und Durchholz wieder. Bei einer Elternratssitzung wurde jetzt bekannt, dass die beiden städtischen Kitas aufgrund ihrer baulichen Größe nicht mehr so viele Kinder betreuen dürfen wie bisher.

Das Landesjugendamt Westfalen setzt Verordnungen um, die im Kinderbildungsgesetz Kibiz des Landes festgeschrieben sind. Demnach seien die vor über 40 Jahren errichteten baugleichen Kitas Buchholz und Durchholz zu klein für die Anzahl der heute dort betreuten Kinder. Deshalb hat das Landesjugendamt die Betriebserlaubnis für die jeweilige aktuelle Gruppenstärke zum Kindergartenjahr 2019/2020 nicht mehr erteilt.

Nur noch 53 statt 80 Kinder

Für die seit 2009 vierzügige Einrichtung in Buchholz heißt das: Eine Gruppe muss geschlossen, die anderen Gruppen zahlenmäßig reduziert werden. Statt 80 Kinder können ab Sommer nur noch 53 in die Kita gehen. Neue Kinder werden nicht aufgenommen, obwohl bereits 32 Anmeldungen vorliegen.

An der Durchholzer Straße ist die Situation nicht ganz so dramatisch. Die Gruppen sollen um je zwei bis drei Kinder verkleinert werden. Genaueres werde bei der Elternratssitzung in dieser Woche bekannt gegeben, heißt es. „Aber ein Kita-Platz-Abbau in Buchholz hätte Auswirkungen auf alle Kindergärten im Stadtteil“, sagt eine Mitarbeiterin. Auch die Kitas in Herbede und Vormholz seien an der Kapazitätsgrenze. Für Eltern gebe es keine ortsnahen Ausweichmöglichkeiten.

Stadt kämpft seit Jahren gegen die Unterversorgung

Die Stadt Witten kämpft seit Jahren gegen die Unterversorgung bei den Betreuungsplätzen. In den letzten Jahren wurden viele Einrichtungen neu gebaut oder ausgebaut. Trotzdem fehlen 300 Plätze (Stand Sommer 2018). Beim Abbau in Buch- und Durchholz könnten weitere hinzukommen.

„Wir sind doch in Witten gehalten, neue Kita-Plätze auf- und nicht abzubauen“, sagt Regina Fiedler, stellvertretende Vorsitzende im Jugendhilfeausschuss. Sie setzt sich für die Eltern und Erzieherinnen ein, von denen sich einige um ihre Arbeitsplätze sorgen. Die Nachricht habe „Eltern, Politiker und Verwaltung völlig überrollt. Gerade Mütter, die wieder arbeiten gehen wollen, brauchen doch Planungssicherheit“. Erst im Januar 2019 erhalten alle Eltern in Witten gleichzeitig die offiziellen Aufnahme- oder Ablehnungsbescheide.

Stadt hofft noch auf Einigung

Bei der Stadt hofft man, doch noch eine Einigung mit dem Landesjugendamt zu finden, um keine Kinder abweisen zu müssen. Noch in diesem Monat stehe ein Gespräch in Münster an. Außerdem werde das Thema im Jugendhilfeausschuss am 15. November in Buchholz diskutiert. „Wir sind froh um jeden Kita-Platz in Witten“, sagt Sprecherin Lena Kücük, „und werden uns darum bemühen, dass kein Platz in Buchholz wegfällt“. Das Gelände dort ist aber nicht groß genug, um etwa einen Anbau oder eine Containerlösung zu ermöglichen. Das Landesjugendamt will sich heute äußern.