Witten. Die Stadt Witten wollte mit den besorgten Anliegern im Muttental über die IGA-Pläne sprechen. Doch der Info-Abend verlief anders als geplant.

Sie hatten sich von der Stadt ein wenig mehr Klarheit zur Umsetzung der IGA-Pläne und endlich konkrete Lösungsvorschläge für die Probleme im Muttental erhofft: Doch viele Wittener haben die Infoveranstaltung am Montagnachmittag (15.1.) auf Zeche Nachtigall enttäuscht verlassen - mit dem Ziel, eine Bürgerinitiative zu gründen. Nur hier und da blieben positive Eindrücke zurück.

Über zwei Stunden lang wurde teils heftig diskutiert, vor allem mit Stadtbaurat Stefan Rommelfanger und Museumsleiter Gerben Bergstra, die den Besuchern Rede und Antwort standen. An die 100 Gäste waren gekommen, darunter offenbar nicht nur die geladenen Anwohner der Nachtigallstraße. „Auch Leute, die das Muttental seit ihrer Kndheit kennen und dieselben Sorgen haben wie wir“, sagt Sandra Frielinghaus, deren Familie in dem Gebiet Grund und Boden besitzt. Sie befürchtet nach wie vor, dass die Verantwortlichen sich nicht ausreichend Gedanken über die Auswirkungen der zu erwartenden Touristenströme bei der Internationalen Gartenausstellung machen.

Im Einsatz fürs Muttental: Sandra Frielinghaus, hier mit ihrem Vater Fritz Oberste-Frielinghaus.
Im Einsatz fürs Muttental: Sandra Frielinghaus, hier mit ihrem Vater Fritz Oberste-Frielinghaus. © Witten | Jürgen Theobald

Und nicht nur das. Bereits 2010 habe es einen Workshop auf Nachtigall gegeben, in dem gemeinsam ein Konzept für den Tourismus erarbeitet worden sei. Doch getan habe sich nichts. Im Gegenteil. „Die Zustände hier haben sich noch verschlechtert“, sagt Frielinghaus. Sie wirft der Stadt vor, mit dem Muttental zu werben, sich aber nicht um dessen Zustand zu kümmern. Nicht zum ersten Mal zählt sie auf, was sie damit meint: Es gibt keine Gastronomie mehr, damit einher gehen fehlende Toiletten. Zudem sei die Beschilderung „grottig“ und es fehle an Müllbehältern.

Anwohnerin: Fühlen uns alleingelassen

Die Auswirkungen hätten die Anlieger auszubaden, von denen manche schon mal im Wald unterwegs seien, um den herumliegenden Abfall einzusammeln. „Wir fühlen uns allein gelassen. Die einzigen, die sich noch kümmern, sind die Ehrenamtlichen des Fördervereins bergbauhistorischer Stätten“, so die Grundbesitzerin.

In der IGA-Planung sei nicht vorgesehen, wie zukünftig mit dem Muttental umgegangen werden soll. Die Planungen würden sich vor allem auf den neuen Parkplatz am Ufer des Ruhrdeichs sowie auf den neuen Eingangsbereich des Industriemuseums beziehen. Selbst dafür werde die Zeit knapp, befürchtet Frielinghaus.

Die IGA findet in drei Jahren statt. „Und die Stadt hat noch nichts wirklich Konkretes vorzuweisen.“ Nicht zuletzt fragen sich die Bürger angesichts des klammen Haushalts, welche Einnahmen die Stadt erwartet, wenn die auch mit Steuergeldern finanzierte IGA vorbei ist, das Muttental aber weiterhin gepflegt werden will.

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Der Stadtbaurat entgegnet den Vorwürfen: „Wir waren nicht untätig, haben unheimlich viel vorbereitet“, sagt Stefan Rommelfanger. Man habe etliche Genehmigungsverfahren durchlaufen, Finanzierungen auf die Beine gestellt, Anträge für Fördermittel auf den Weg gebracht. Natürlich, gesteht er, laufe die Zeit davon. „Aber jetzt haben wir eine gewisse Klarheit, dass alles geht.“ Nun sei der richtige Zeitpunkt, sich um weitere Dinge zu kümmern.

Dazu zähle auch, auf die Ängste der Anwohner einzugehen und deren Vorschläge jetzt noch einzubinden. So könne man etwa darüber nachdenken, die Ruhrtal-Ranger fürs Muttental zu aktivieren oder mehr zu reinigen.

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Museumsleiter Gerben Bergstra hätte sich gewünscht, an diesem Info-Abend konstruktiver ins Gespräch zu kommen. „Denn die IGA ist eigentlich ein tolles Projekt.“ Mit dem man aber nun nicht alle Probleme, von denen sich viele offenbar schon lange angestaut zu haben, lösen könne. Er könne sich ein anderes Format vorstellen, um die Sache erneut anzugehen.

Der Stadtbaurat liefert im Nachgang zur Info-Veranstaltung auch gleich eine Idee. Er möchte mit den Verantwortlichen der Zeche Nachtigall und den Anliegern einen Spaziergang durch den Wald machen, um vor Ort zu sehen, wo die Probleme liegen. „Das können wir dann auswerten und gemeinsam über notwendige Maßnahmen sprechen.“ Denn die IGA bedeute trotz allem eine große Chance für Witten.