Witten. Der Herbst wird eine Durststrecke für Wanderer im Wittener Muttental. Denn die meisten Lokale sind dicht. Wo also kann man noch einkehren?

Sechs Jahre lang hat Rainer Simmat die Schmiede im Bethaus der Bergleute betrieben, hat seine Frau Iris sich um die Gastronomie gekümmert. Damit ist nun endgültig Schluss. Das beliebte Ausflugsziel im Wittener Muttental bleibt vorerst für Tagesbesucher komplett geschlossen. Ein Pächterwechsel ist noch nicht in Sicht.

Simmat (62) und seine Familie sind gerade damit beschäftigt, das Bethaus auszuräumen und sauberzumachen. Am Samstag erfolgt dann die Abnahme durch das Stadtmarketing. „Wir sind beide ganz traurig. Es laufen auch Tränchen in diesen Tagen“, sagt Rainer Simmat in einem letzten Telefongespräch mit dieser Redaktion. „Aber es geht einfach nicht mehr.“ Das Paar hängt den Job aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel.

Stadtmarketing Witten sucht neuen Pächter

Rainer Simmat am Bethaus in Aktion.
Rainer Simmat am Bethaus in Aktion. © Dirk A. Friedrich / Funke Foto S | Dirk A. Friedrich

Schon seit Wochen wird im Bethaus nicht mehr geschmiedet – und das lag nicht nur am Verbot wegen der Waldbrandgefahr. Simmat kann schon länger nicht mehr, hat schweren Herzens, aber aus eigenem Wunsch und fristgerecht zum 30. September gekündigt. Seitdem haben sich viele von ihm verabschiedet. „Wir übergeben eine tolle Anlage“, sagt Rainer Simmat.

Er sei davon ausgegangen, dass es gleich am 1. Oktober dort weitergeht, und bedauert, dass dem nicht so ist. Man sei weiterhin auf der Suche nach einem neuen Pächter, heißt es vom Stadtmarketing. Noch im Juli war man optimistisch, bis Anfang oder Mitte August eine Lösung gefunden zu haben.

In Witten gibt es Interessenten

Dabei gibt es durchaus Interessenten. Ein Wittener Ehepaar zum Beispiel hat große Lust darauf, das Bethaus mit Schmiede und Gastronomie zu übernehmen. Doch bis heute habe man noch nichts vom Stadtmarketing gehört. Es gebe bislang auch keine offizielle Ausschreibung.

Die Gastronomie im Bethaus der Bergleute war sonst auch im Herbst und Winter eingeschränkt geöffnet.
Die Gastronomie im Bethaus der Bergleute war sonst auch im Herbst und Winter eingeschränkt geöffnet. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Im Muttental ist man traurig, dass es nicht gleich weitergeht mit dem Bethaus. Heinz Eberle vom Zechenhaus Herberholz hat schon zu spüren bekommen, was es heißt, wenn Spaziergänger und Radfahrer nicht im Bethaus Kaffeetrinken können. „Die kommen alle zu uns. Am letzten Sonntag sind wir überrannt worden, standen nur in der Küche.“ Dabei wolle er den Gästen doch eigentlich etwas über den Bergbau erzählen. „Dazu bin ich nicht gekommen.“

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Das Stadtmarketing habe angefragt, ob Eberles die Bewirtung übernehmen könnten, wenn Gruppen das Bethaus mieten. Heinz Eberle hat abgelehnt: „Wir machen das im Zechenhaus nur ehrenamtlich und hobbymäßig für den Verein bergbauhistorischer Stätten. Wir sind da an unseren Grenzen.“

Jürgen Philipp, der das Kaffee-Gärtchen sowie die gesamte Gastronomie auf der Zeche Nachtigall betreibt, springt aber derzeit in die Bresche. „Die Gruppen werden dann auf Wunsch bei uns beköstigt.“ Doch auch er würde sich über eine schnelle Pächternachfolge in der Nachbarschaft freuen.

Saisonabschluss am Zechenhaus

Angelika und Heinz Eberle vom Zechenhaus Herberholz laden am Sonntag, 1. Oktober, zum Saisonabschluss an der Muttentalstraße 32 ein. Los geht es um 11 Uhr mit dem Bergmannsgottesdienst, den Pastor Christian Holtz hält. Dazu spielt der Posaunenchor der Johannisgemeinde.

Anschließend bietet die Band „Plan B“ bis ca 18 Uhr Live-Musik. Natürlich gibt’s auch Essen und Getränke. Danach geht es bis März 2024 in die Winterpause.

Denn bis auf Philipps Angebot sieht es demnächst mau aus mit der Gastronomie im Muttental: Haus Rauendahl dicht, die Alte Tür geschlossen, Saisonende im Zechenhaus Herberholz. Und das Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia bleibt bis zu den Nikolausfahrten im Dezember geschlossen, da umfangreiche Vorbereitungen zum Wiederaufbau des Lokschuppens anstehen.

„Ja, es dauert alles etwas länger als geplant“, gesteht Stadtmarketing-Chefin Sandra Gagliardi. Schließlich habe der alte Pächter lange im Bethaus gewirkt. Da sammle sich viel an. „Wir müssen nun auch das Inventar sichten, um zu gucken, welche Infrastruktur für die neuen Pächter zur Verfügung steht.“

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Tatsächlich gebe es noch keine offizielle Ausschreibung. „Aber ich habe schon etliche informelle Gespräche geführt“, so Gagliardi. Sie freue sich, dass sich einige Interessenten gemeldet hätten. „Ich weise niemanden ab, aber ich habe auch noch keine Bewertung vorgenommen.“ Liegt der Ausschreibungstext vor, würden alle diesen erhalten.

Die Geschäftsführerin des Stadtmarketing hofft, dass das Bethaus Anfang nächsten Jahres wieder verlässlich für Besucher öffnen kann. Bis dahin würden noch einige Reparatur- und Grünarbeiten erledigt. „Denn es soll ja trotzdem von außen optisch gut aussehen.“