Witten. Nach dem Bethaus hat auch das letzte Lokal im Wittener Muttental aktuell geschlossen. Warum das so ist. Und warum es trotzdem Hoffnung gibt.

Das Kaffee-Gärtchen am Eingang der Zeche Nachtigall ist längst Kult. Jürgen Philipp und seine Frau Rita verköstigen dort seit über zehn Jahren hungrige Spaziergänger und Museumsbesucher. Doch seit Ende vergangenen Jahres ist die kleine Hütte mit dem Zelt dicht. Und so suchen Wanderer derzeit im Wittener Muttental vergeblich nach Currywurst, Eintöpfen und köstlichen Kuchen.

Denn Haus Rauendahl ist längst geschlossen, ebenso die Alte Tür. Das Zechenhaus Herberholz macht Winterpause und auch im Bethaus der Bergleute tut sich offenbar nichts. Das Stadtmarketing sucht seit Monaten einen neuen Pächter. Nun hat Jürgen Philipp nicht etwa die Brocken auf Nachtigall einfach hingeschmissen.

Gastronomie Zeche Nachtigall: Vertrag galt bis 31. Dezember

„Mein Vertrag galt bis zum 31. Dezember 2023 und ist vor einem halben Jahr fristgerecht gekündigt worden“, sagt er. Man müsse neu ausschreiben, habe ihm der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mitgeteilt, der das Industriemuseum betreibt.

Bisher sei es anders gelaufen. „Anfangs wurde unser Vertrag von Jahr zu Jahr verlängert“, sagt Philipp, der das exklusive Gastronomierecht für das gesamte Museum besaß. Er organisierte auch Großveranstaltungen - Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeiern oder Tagungen. Ab 2013 erhielt er einen Fünf-Jahres-Vertrag mit der Option, um weitere fünf Jahre zu verlängern - was er tat.

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Nun also müsste er sich neu auf die Ausschreibung bewerben. Doch: „Bis jetzt gibt es diese Ausschreibung noch gar nicht“, sagt der Wittener. Dafür sei ihm ein Brief ins Haus geflattert, worin er aufgefordert wird, bis zum 31. Januar das Kaffee-Gärtchen abzubauen. Ärgerlich findet Philipp das. Denn tatsächlich würde er gerne dort weitermachen, sich also wieder bewerben. Denn, so glaubt er, das wäre ja sowieso nur noch für eine begrenzte Zeit.

Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) soll die Zeche schließlich bis 2027 ein neues Eingangstor erhalten - samt Besucherzentrum und neuer Gastronomie. Offiziell wurde das Millionenprojekt schon vorgestellt. Am 15. Januar dann findet im LWL-Museum ab 17 Uhr eine Infoveranstaltung für Anwohner und interessierte Bürger statt.

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„Bis der Neubau startet, hätten wir gerne weitergemacht“, sagt Jürgen Philipp. „Das wäre doch auch sinnvoll gewesen.“ Stattdessen musste er am Dienstag nach Neujahr seine Schlüssel abgeben. „Eine merkwürdige Situation.“ Er sei ziemlich enttäuscht und frustriert. Nun bliebe ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten. Die Vorgehensweise des LWL sei zwar rechtlich in Ordnung. „Aber man hätte eine andere Lösung finden können.“ Der frühere Museumsdirektor Michael Peters habe sich stets für die Philipps stark gemacht.

Seit August 2022 ist Gerben Bergstra der neue Chef des Industriemuseums im Muttental. Er habe gehofft, dass es mit der Ausschreibung früher klappt, sagt Bergstra auf Anfrage dieser Redaktion. Und nur das noch: „Wir werden eine Lösung finden.“ Er könne sich im Übrigen auch eine Saison-Gastronomie vorstellen, die erst ab März öffne.

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Der LWL bestätigt, dass sich die Ausschreibung aus verwaltungsinternen Gründen verzögert habe. Dass überhaupt so vorgegangen werde und Jürgen Philipp bis zum IGA-Projekt nicht automatisch weitermachen könne, habe einen einfachen Grund. Die Fördergelder für den Neubau seien noch nicht komplett in trockenen Tüchern. „Da müssen wir einfach auf Nummer sicher gehen“, so ein Sprecher.

Immerhin: Bis feststeht, wer die Gastronomie auf Zeche Nachtigall vorerst übernimmt, müsse Philipp seine Sachen doch nicht wegräumen, erklärt der LWL-Sprecher. Aber solange, sagt der ehemalige Betreiber des Kaffee-Gärtchens mit Bedauern, „ist das Muttental für Besucher gastronomisch tot“.