Witten. Die Wittener Rüsbergstraße wird seit einem Jahr als Schleichweg genutzt. Anwohner haben nun Unterschriften gesammelt. Denn „es ist unerträglich“.

Die Baustelle an der Wittener Straße macht den Anwohnern der Rüsbergstraße in Kämpen weiter zu schaffen. Denn nach wie vor nutzen etliche Autofahrer die Strecke als Schleichweg, um die kilometerlange Umleitung zu umgehen. „Es ist unerträglich“, sagt Dagmar Gövert (63). Nun hat sie dem Bürgermeister mit anderen Geplagten eine Unterschriftenliste überreicht - „um der Sache Nachdruck zu verleihen“.

Im Namen der genervten Anwohner: Uwe Ücker (li.) und Dagmar Gövert, die ebenfalls an der Rüsbergstraße wohnen, übergeben eine Unterschriftenliste an Bürgermeister Lars König.

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Im Namen der genervten Anwohner: Uwe Ücker (li.) und Dagmar Gövert, die ebenfalls an der Rüsbergstraße wohnen, übergeben eine Unterschriftenliste an Bürgermeister Lars König. FUNKE Foto Services / Klaus Pollkläsener © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Wittens Stadtoberhaupt Lars König nahm die Mappe mit den rund 150 Unterschriften - das entspreche rund 95 Prozent der betroffenen Anwohner - an diesem Montag im Rathaus weitgehend kommentarlos entgegen. Er weiß um den Ärger, den Baustellen und entsprechende Umleitungen immer wieder bei Anwohnern verursachen. „Aber wir können nicht alles dicht machen und einen Graben drum ziehen.“

Bereits seit dem 6. Januar 2023 ist die Wittener Straße Einbahnstraße. So lange schon leiden die Anlieger unter dem Schleichverkehr - und offenbar ist kein Ende ist in Sicht. War die Dauer der Maßnahme von Straßen NRW zunächst mit 18 Monaten veranschlagt, scheint sich die Sache jetzt noch länger hinzuziehen, befürchten die Anwohner. Denn Straßen NRW wage keine weitere Prognose. „Und auf der Baustelle arbeitet seit Wochen keiner mehr.“

Autos gezählt, Bürgerinitiative gegründet

Was haben sie nicht schon alles gemacht, um auf ihre Situation in dem einst so ruhigen Wohngebiet aufmerksam zu machen. Sie zählen die Unmengen von Autos, die den Schleichweg über die Rüsbergstraße nutzen. Immer noch seien es 2000, manchmal auch 3000, statt wie früher 400. Sie haben eine Bürgerinitiative gegründet: „Wir sind Kämpen – stoppt den Durchgangsverkehr“. Sie haben ihrem Unmut bei einer Infoveranstaltung im Juni Luft gemacht. „Wir sind nicht müde geworden, allen zu berichten, dass hier oben der Teufel los ist“, sagt Gövert. Dennoch glauben sie nach wie vor: „Die Stadt lässt uns hängen.“

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Denn was diese getan hat, zeige wenig Wirkung. So wurden etwa Absperrgitter und Absperrbaken sowie „Durchfahrt verboten“- und „Anlieger frei“-Schilder aufgestellt. Allein: „Die Baken liegen immer wieder auf dem Boden und seit Anfang des Jahres fehlen Schilder.“

An rechts vor links sowie Tempo 30 halte sich ohnehin niemand. „Wer hier 30 fährt, wird angehupt“, sagt Uwe Ücker (61). „Es verroht hier oben“, sagt ein anderer über die ständigen Beschimpfungen, die man sich von manchen Autofahrern anhören müsse. Das soziale Klima verändere sich. Plaudereien mit den Nachbarn mal eben auf der Straße fänden nicht mehr statt.

Anwohner verweisen auf gefährliche Situationen

Nicht allein der Lärm und der Krach der Autos nervt die Anwohner. Immer wieder komme es auf der maximal drei Meter breiten Straße, die nicht überall Bürgersteige aufweist, zu gefährlichen Situationen - für Fußgänger, von denen viele Kinder sind. „Es ist ein Tanz auf dem Vulkan“, formuliert es einer.

Sie wollen nicht hinnehmen, dass all die Vorschläge, die sie der Stadt gemacht haben, nicht umsetzbar seien. Blumenkübel könnten sie sich zum Beispiel als Hindernisse vorstellen. „Wir würden die auch selber pflegen.“ Bodenschwellen oder Verkehrsinseln halten sie für eine machbare Lösung. „In anderen Städten geht das doch auch“, sagen sie mit Verweis auf Bochum und Dortmund.

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Verkehrskontrollen? Würden kaum stattfinden. Und wenn, dann so offensichtlich, dass sich plötzlich jeder ans vorgeschriebene Tempo halte. Nicht zuletzt würde die Rüsbergstraße unter dem vielen Verkehr leiden. Schäden würden entstehen, die letztlich alle Wittener zahlen müssten. Weil nicht nur das Land, sondern auch die Kommune für bestimmte Bereiche zuständig sei.

Ein ganz klein wenig Hoffnung schöpfen die Betroffenen. Denn in wenigen Tagen soll ein Gespräch mit Tiefbauamtsleiter Jan Raatz zu der Problematik stattfinden. Vier Anwohner wurden dazu von der Stadt persönlich eingeladen. „Wir wissen nicht genau, was uns da erwartet“, sagt Dagmar Gövert, die eine von ihnen ist. Was sie jedoch weiß und immer wieder verzweifelt betont: „Die Situation hier oben ist seit einem Jahr unerträglich.“