Witten/Hattingen/Sprockhövel. Wegen der Baustelle Wittener Straße geht es in Kämpen zu wie in Lüdenscheid. Bis zu 4000 Autos täglich nutzen Schleichwege. Nun wird gesperrt.

Seit die Wittener Straße (L924) zwischen Witten und Hattingen einseitig gesperrt ist, leiden die parallel verlaufenden Anliegerstraßen unter dem Schleichverkehr. Anwohner haben 4000 Autos täglich – darunter sogar Lkw – gezählt, die den Weg durch die enge Rüsbergstraße suchen. Die Stadt Witten reagiert nun: „Schrankenzäune“ sollen die Durchfahrt erschweren.

Seit dem 6. Januar ist die L924 für mindestens 18 Monate Einbahnstraße, denn Straßen NRW baut die marode Straße aus. Die Straße ist nur noch in Richtung Hattingen befahrbar. Die ausgeschilderte Umleitungsstrecke führt über Sprockhövel und Bommern und ist fast zwanzig Kilometer lang. Selbst das Navi-System von Google Maps empfiehlt da eine Abkürzung durch die parallel laufende enge Rüsbergstraße. Obwohl die Stadt Witten und die Polizei in letzter Zeit dort kontrolliert haben – die vielen Schleichweg-Nutzer hält das nicht ab.

Drohungen gegen Paketlieferanten

„Es hat sich schnell abgezeichnet, dass die unverhältnismäßig lange Umleitungsstrecke für den Verkehr in Fahrtrichtung Herbede nicht angenommen wird. Wie befürchtet, weichen viele Fahrzeuge in die umliegenden Anwohnerstraßen aus“, bilanziert die SPD in einem Schreiben an die Stadt Witten. Auch CDU-Ratsfrau Regina Fiedler betont: „Wir müssen eine Lösung finden. Die Anwohner wissen um die Mehrbelastung. Aber man kann die Probleme vor Ort nicht ignorieren.“

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Während des Berufsverkehrs lässt Lüdenscheid grüßen. „Seit Beginn dieser Baumaßnahme hat mein Telefon nicht stillgestanden“, berichtet die Kämpenerin Regina Fiedler. Vor allem bereite ihr die aufgeheizte und aggressive Stimmung vor Ort Sorgen.

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Beschimpfungen und Drohungen hätte es gegeben, wenn etwa Paketlieferanten oder Krankentransporte kurz auf der einspurigen Straße stoppen und damit den kompletten Verkehr lahmlegen. „Die Leute fahren dann über den Bürgersteig“, berichtet Fiedler. Ein Handwerker, der vorschriftsmäßig 30 km/h gefahren sei, sei sogar angehupt worden.

Stadt stellt Absperrschranken und Verbotsschilder auf

Die SPD hatte das Aufstellen von Sperrböcken angeregt, ähnlich wie sie sich schon an der Straße Wannen in Heven als wirksam erwiesen: Die durch die Sperrung der Herbeder Straße im Sommer hervorgerufene Verkehrsbelastung ließ durch diese Barriere deutlich nach.

Das hat funktioniert: Mit mobilen Schranken ist die Stadt Witten im Sommer gegen den Schleichverkehr im Wannen vorgegangen. Zahlreiche Pkw-Fahrer hatten die Straße als Abkürzung genutzt, als die Herbeder Straße komplett gesperrt war.
Das hat funktioniert: Mit mobilen Schranken ist die Stadt Witten im Sommer gegen den Schleichverkehr im Wannen vorgegangen. Zahlreiche Pkw-Fahrer hatten die Straße als Abkürzung genutzt, als die Herbeder Straße komplett gesperrt war. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Diese Idee soll ab Dienstag umgesetzt werden: Die Stadt wird eine Kombination aus Absperrschranken und „Durchfahrt verboten“-Schildern aufstellen sowie Schilder mit den Tonnage-Beschränkungen. Sie ragen als Hindernis in die Einfahrten hinein, Anlieger können aber seitlich daran vorbeifahren. Aufgestellt werden sie, jeweils von der Straße Im Hammertal kommend, in den Einfahrten von Rüsbergstraße, Rehnocken und Bruchstraße / Deitermannsknapp. Die Betriebe, die im unteren Bereich dieser Straßen angesiedelt sind, können wie gewohnt angefahren werden.

Bußgeld in der Rüsbergstraße kostet 50 Euro

Ausweichroute aus TV bekannt

Der Landesbetrieb Straßen NRW muss eine offizielle Umleitung nach gesetzlichen Vorgaben – bezüglich Kapazität und technischer Belastbarkeit – ausweisen. Das führt zu der Situation, dass die Baustellenumfahrung einen Umweg von über 20 Kilometern ausmacht.

Über diese kuriose Situation hatte auch der WDR berichtet. Seit Ausstrahlung des Berichts, so Anwohner, sei die Rüsbergstraße als Ausweichroute bekannter denn je.

„Die Situation, die durch die Baustelle auf der Wittener Straße nun rund um das Hammertal entstanden ist, zeigt, wie schwierig es ist, eine Lösung zu finden, die für alle zufriedenstellend ist“, betont Stadtsprecher Jörg Schäfer. Die Stadt werde die Situation weiter im Blick behalten und sowohl mit Anwohnern als auch mit Straßen NRW in Kontakt bleiben. Er kündigt auch Verkehrskontrollen an. Den fließenden Verkehr in den Anliegerstraßen darf nur die Polizei kontrollieren. Das Ordnungsamt werde die Geschwindigkeit blitzen. So wird der zusätzliche Verkehr zumindest gebremst.

Ob das hilft? Laut Bußgeldkatalog kostet das Befahren einer Anliegerstraße, in der ja „Durchfahrt verboten – Anlieger frei“ ausgeschildert ist, für Pkw oder Motorräder 50 Euro. Bei Abkürzenden hat sich aber längst herumgesprochen, dass es schon als Anliegen gilt, den Glascontainer nutzen zu wollen.