Witten. Ein geplanter Wohnkomplex in Witten sorgt schon seit Monaten für Ärger. Nun verschärfen die Bürger den Protest. Das ist der Grund.

Es sind insgesamt 44 neue Wohnungen und ein fünfzügiger Kindergarten, die an der Ecke Waldstraße/Ardeystraße entstehen sollen. Doch schon als im vergangenen Jahr die ersten Pläne bekannt wurden, regte sich Protest in der Bevölkerung. Der Unmut wächst weiter, zudem mehren sich auch in der Politik sowohl kritische als auch ablehnende Stimmen.

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In den vergangenen Monaten haben die Anwohner Ulrich Wolf und Heinz Hetschold Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. 650 sind mittlerweile zusammengekommen, ziehen die beiden Initiatoren Bilanz. Wert legen sie darauf, dass man sich keineswegs gegen Wohnhäuser sperre, es gebe nun mal einen gültigen Bebauungsplan, nach dem neue Gebäude durchaus zulässig seien. Die Kritik richtet sich vielmehr gegen Form und Ausmaß der beabsichtigten Baukomplexe.

Laut Plan, so Wolf, sollen diese bis zu vier Stockwerke haben, drei Etagen plus Staffelgeschoss, und auf einer Länge von 150 Metern eng beieinanderstehen. „Das Konzept passt überhaupt nicht zu dem gesamten Umfeld“. Gegen eine aufgelockerte Bauweise mit zweieinhalb Geschossen „hätten wir nichts einzuwenden“. Dann würde das Quartier nämlich den umliegenden Wohnhäusern entsprechen.

Grundsätzlich lehnen die Anlieger auch keinen Kindergarten ab. Doch an der vorgesehenen Stelle müssten massive Eingriffe in die Natur erfolgen. Zahlreiche Bäume würden dem Projekt zum Opfer fallen, ebenso Büsche und Wiesen verschwinden. Gerade in Zeiten, in denen der Umweltschutz einen hohen Stellenwert habe, sei ein solches Vorgehen nicht akzeptabel.

Früher befand sich auf dem beabsichtigten Baugelände eine Minigolfanlage. Die ist allerdings inzwischen abgerissen.
Früher befand sich auf dem beabsichtigten Baugelände eine Minigolfanlage. Die ist allerdings inzwischen abgerissen. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

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Bürger verschaffen bei Versammlung ihrem Ärger Luft

Auf einer Bürgerversammlung im März hatten zahlreiche Anwohner ihrem Ärger über die Pläne bereits Luft verschafft. Seinerzeit zeichnete sich auch schon ab, dass sie weitere Schritte gegen eine vorgesehene Änderung des Bebauungsplans unternehmen wollen, um die Bauten zu verhindern. Ein großer Teil der Fläche ist nämlich bislang noch für Sport und Freizeit vorgesehen und müsste umgewidmet werden.

Früher stand hier eine Minigolfanlage, die aber dann lange Zeit brach lag und sich immer mehr zum Schandfleck entwickelte. Die alten Holzhütten und Golfbahnen hat das Architektenbüro Frielinghaus Schüren als Investor im vergangenen Herbst abreißen lassen.

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Das Bürgerforum bereitet derzeit einen Antrag vor, der im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima behandelt werden soll. „Wir setzen uns für eine angemessenere Variante ein, stellen uns aber nicht gegen neue Wohnhäuser dort auf“, sagt Fraktionschef Harald Kahl. Es habe dazu auch schon Abstimmungsgespräche mit mehreren Fraktionen gegeben.

Trauerflor um einen Baum: Die Anlieger haben Sorge um die Einschnitte in die Natur.
Trauerflor um einen Baum: Die Anlieger haben Sorge um die Einschnitte in die Natur. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

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Kleinere Gebäude und weniger Wohnungen

Auf Nachfrage der Redaktion erklärte SPD-Fraktionschef Uwe Rath, dass sich die Sozialdemokraten für eine geringere Zahl an Wohnungen aussprechen sowie statt der kompakten eher eine aufgelockerte Bauweise wünschen. Damit wolle man zugleich dem Schutz der Natur Rechnung tragen. Auch WBG-Chef Siegmut Brömmelsiek macht sich für „eine gefälligere Wohnbebauung“ stark und hat Verständnis, dass die Anwohner das, was jetzt noch geplant ist, nicht akzeptieren wollen.

Grünen-Ratsvertreter Ralf Schulz wiederum betont, dass seine Fraktion eine Änderung des Bebauungsplanes ablehne. Auch in der bestehenden Form seien Wohnhäuser in deutlich kleinerem Format und geringerer Anzahl möglich. Zudem solle die Stadt noch weitere Ausgleichsmaßnahmen für die bestehenden Gebäude an der Waldstraße vornehmen. Das sei bislang noch nicht geschehen. Die vorgesehenen Objekte fügen sich zudem, so Schulz, nicht in die umliegende Bebauung ein. Für Detlef Steinert (Piraten) sollte eine maximal dreigeschossige Bebauung mit weniger Häusern ausreichen, um möglichst viele Bäume zu erhalten.

Die Christdemokraten wollen das weitere Verfahren „kritisch begleiten“, wie es Ratsvertreter Julian Fennhahn formuliert, haben sich aber noch nicht eindeutig festgelegt. „Wir wissen um die Bedenken der Anwohner, wollen ihre Forderungen prüfen und gegebenenfalls auch nach Alternativen suchen.“

FDP-Fraktionschef Jan Pohl hält einen Abwägungsprozess für angebracht, um auszuloten, welcher Bedarf an Wohnungen vorhanden ist und was die Anwohner befürworten. Für die Linke kommt eine Bebauung überhaupt nicht in Betracht, sagt Ratsfrau Ulla Weiß, das Quartier sei viel zu abgelegen und befinde sich „viel zu nah an einem Waldgebiet“.

Frielinghaus Schüren steht nach Worten von Büroleiter Yeghishe Guetsoyan weiterhin in engem Kontakt mit der Verwaltung, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Man wolle aber jetzt erst einmal abwarten, welche Einwände noch aufkommen. Der 49-Jährige betont allerdings, dass die bislang vorlegten Pläne durchaus nach den bisherigen Wünschen der Stadt ausgerichtet seien.

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