Witten/Hattingen. Auf der Rüsbergstraße in Witten liegen die Nerven blank: 21.000 Autos würden wegen der Baustelle Wittener Straße durch die Wohnsiedlung fahren.

21.000 Fahrzeuge haben Anwohner der Rüsbergstraße in der letzten Woche gezählt. Diese Autos wählten die Abkürzung durch die Anliegerstraße in Kämpen, um die Baustelle Wittener Straße zu umfahren. „Und das mit einer Aggressivität und Geschwindigkeit, die uns angst und bange macht“, sagt Juliana Lotzel, die dort wohnt. Doch kann die Stadt Witten überhaupt noch etwas gegen den illegalen Schleichverkehr unternehmen?

Wie sehr die Verkehrssituation die Kämpener belastet, zeigte sich jetzt im Verkehrsausschuss. Gut 20 Anwohner waren als Zuhörer gekommen. „Wir wollen der Rüsbergstraße ein Gesicht geben“, sagt Juliana Lotzel. 5.15 Uhr sei es mit der Ruhe in der Wohnsiedlung vorbei, dann beginne „das Geheize“. Barbara Cocu bekräftigt: „In unserer Straße leben viele alte Leute und viele Kinder, die gern draußen spielen.“

Stadtbaurat: „Wir haben sehr schnell reagiert“

In den letzten Wochen habe Chaos geherrscht. Der Müll wurde nicht abgeholt, weil die Müllfahrzeuge im Dauerstau aufgaben. Feuerwehr oder Krankenwagen wären nicht durchgekommen. Autos fahren über die Bürgersteige, hupen Reiter an, die mit dem Pferd auf der ländlichen Straße ohne Bürgersteig unterwegs sind. Öfter fielen rüde Worte, weil Anwohner wie auch Autofahrer genervt seien. „Ich würde am liebsten einen Sack Nägel auf die Straße werfen“, sagt eine ältere Frau. Und ein Anwohner betont: „Wir wollen keine goldenen Gullydeckel oder Sonderbehandlungen. Wir wollen nur, dass das bestehende Recht eingehalten oder eben durchgesetzt wird.“ Gemeint ist das Verbot für den Durchgangsverkehr.

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Stadtbaurat Stefan Rommelfanger betonte im Verkehrsausschuss, wie viel die Verwaltung bereits unternommen habe. „Wir haben von Anfang an hingeschaut und sehr schnell nachjustiert“, sagte der Technische Beigeordnete. Dazu zählen etwa die Absperrbaken, die seit Kurzem in die Rüsbergstraße oder in den Rehnocken hineinragen. Im Hammertal wurde nachträglich ein „Geradeausfahrgebot“ ausgeschildert. Hinzu kämen die Kontrollen der Polizei in den Kämpener Anliegerstraßen. „Und unser Ordnungsamt wird seine Kontrollen mit dem Seitenmessradar verstärken“, versprach der Dezernent.

Anwohner betreibt private Verkehrszählung

Seit dem 26. Januar weist Google die Rüsbergstraße nicht länger als Abkürzung in seinem Routenplaner für die Navigationsgeräte aus. Auch das sei ein echter Erfolg, zu verdanken dem städtischen Verkehrsplaner Jens Sturm.

Solche Schilder und Barrieren sollen Autofahrende an der Durchfahrt durch die schmale Rüsbergstraße in Witten hindern.
Solche Schilder und Barrieren sollen Autofahrende an der Durchfahrt durch die schmale Rüsbergstraße in Witten hindern. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Maßnahmen der Stadt hätten das Verkehrsaufkommen zwar gemindert – „aber nur um zehn, zwanzig Prozent“, so die Anwohner. Ein Mann spricht von einer Abnahme des Verkehrs von anfänglich über 23.000 Kfz pro Woche auf nun 21.000. Der Anwohner betreibt von seinem Grundstück aus eine private elektronische Verkehrszählung.

Die Stadt lässt im Gegenzug selbst zählen. Dazu gab es bereits vor der einseitigen Sperrung der Wittener Straße ein Projekt der Ruhr-Uni Bochum. Zurzeit wird der Verkehr wieder erfasst, um die Daten vergleichen zu können. Stadtbaurat Rommelfanger: „Denn in diese Diskussion spielt auch viel Emotion hinein.“