Witten. Dass sich etwas an Wittens marodem Betriebshof tun muss, steht fest. Nur was? Darüber hat die Politik nun diskutiert – mit kontroversen Ansätzen.

Der städtische Betriebshof ist in die Jahre gekommen. Dass eine Erneuerung nötig ist, daran besteht kein Zweifel. Zwei Varianten stehen dafür zur Auswahl: eine Sanierung am bisherigen Standort oder ein Umzug zum Bebbelsdorf. Welche Alternative die bessere ist, darüber wurde jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima (ASUK) lebhaft diskutiert.

Das Thema ist nicht neu. Bereits im Jahr 2020 hatte der Rat die Verwaltung beauftragt, einen Plan zu entwickeln und dabei auch ein Zusammenziehen mit dem Entwässerungsbetrieb ESW – derzeit in Räumen an der Liegnitzer Straße eingemietet – zu bedenken. Schon damals war ein gemeinsamer Standort im Bebbelsdorf als eine mögliche Lösung im Gespräch. Ende Januar haben sich die Ausschussmitglieder nun bei einer Besichtigung des Betriebshofs an der Dortmunder Straße ein Bild davon machen können, in welchem Zustand das Gebäude inzwischen ist.

Untersuchung stellt bauliche Mängel an Wittener Betriebshof fest

Nach über 40 Jahren Nutzung gibt es mehrere Schwachpunkte. Bei einer Untersuchung des Gebäudebestands durch das Architekturbüro Frielinghaus Schüren wurden diverse bauliche Mängel festgestellt. Sowohl Büroräume, Sanitäranlagen, Hallen und Werkstätten sind sanierungsbedürftig. Es bestehen konstruktive Brandschutzmängel, der Wärmeschutz ist nicht gegeben, es gibt Schäden an Mauerwerk und Dach. Deshalb fallen inzwischen hohe Betriebs- und Unterhaltungskosten an. Die Untersuchung legt nahe: Bei vier von sechs Gebäuden lohnt Sanierung nicht – günstiger wäre ein Abriss und Neubau.

In der Nähe der AHE am Bebbelsdorf könnte der neue Standort für den Wittener Betriebshof und die ESW entstehen. Dort gibt es eine ausreichend große Fläche. Außerdem könnte so die Abwärme der Vergärungs- und Biogasanlage genutzt werden.
In der Nähe der AHE am Bebbelsdorf könnte der neue Standort für den Wittener Betriebshof und die ESW entstehen. Dort gibt es eine ausreichend große Fläche. Außerdem könnte so die Abwärme der Vergärungs- und Biogasanlage genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Wobei günstig relativ ist. 50 Millionen Euro würde es kosten, den Betriebshof am jetzigen Standort auf den neuesten und technisch aktuellen Stand zu bringen. Das hat ein Gutachten jetzt ergeben. Geld, das die Stadt nicht hat. „Das kriegen wir finanziell nicht hin“, machte Kämmerer Matthias Kleinschmidt den Ausschussmitgliedern am Donnerstag (2.2.) klar. Außerdem sei eine Investition in dieser Höhe nicht sinnvoll – die Stadt solle sich besser auf ihre Hauptaufgaben konzentrieren.

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Kleinschmidt plädierte daher ausdrücklich für die zweite Alternative: einen Umzug zum Bebbelsdorf. Dort soll in der Nähe der AHE ein Investor für einen Neubau gesucht werden, der dann von der Stadt angemietet werden wird. Durch die räumliche Zusammenlegung mit der ESW würden sich bei dieser Lösung logistische Vorteile und Synergien ergeben, so der Kämmerer. Außerdem könnte so die Abwärme der Vergärungs- und Biogasanlage genutzt werden.

Gutachten und Pläne stoßen auf Kritik

Doch Gutachten und Pläne stoßen bei einigen Fraktionen auf Kritik. Den Piraten scheinen die Kosten zu hoch gegriffen, die WBG moniert den angenommenen Platzbedarf für die Mitarbeiter. Auch die Linken hegen Zweifel, ob all die im Gutachten aufgeführten Maßnahmen wirklich sein müssen. Sie fürchten vor allem aber einen Schritt hin zur Privatisierung der städtischen Betriebeund vermissen zudem eine Aussage zu den Mietkosten am Bebbelsdorf. „Wir kaufen die Katze im Sack“, so Sprecherin Ulla Weiß.

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Die anderen Parteien konterten: Es sei nun nachgewiesen, dass die Weiternutzung des alten Standorts unsinnig sei, so Holger Jüngst (SPD). „Und wir brauchen einen zukunftsfähigen Betriebshof.“ Als „Gottesgeschenk“ bezeichnete gar Michael Hasenkamp vom Stadtklima die Möglichkeit, ans Bebbelsdorf ziehen zu können. „Eine große Chance.“ Man müsse jetzt über Synergien reden, nicht darüber, wie man ein marodes Gebäude mit Bestandsschutz über die Zeit retten könne. Und darüber, was mit dem Gelände an der Dortmunder Straße passieren könne. „Ein Filetstück“, mit dem sich sicher viel Geld verdienen lasse, so Hasenkamp.

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Auch Bürgerforum+ und CDU sprachen sich für einen Umzug aus und dafür, die Vermarktung der Dortmunder Straße mit in den Blick zu nehmen. Vielleicht nicht nur für Gewerbenutzung, wie Kämmerer Kleinschmidt vorgeschlagen hatte. Julian Fennhahn (CDU): „Vielleicht ist sogar Wohnbebauung möglich.“ Es gibt also weiteren Beratungsbedarf. Das Thema wurde daher auf die nächste ASUK-Sitzung verschoben.