Witten. Der Entsorger AHE möchte aus Kompost und Lehm in Witten ökologische Bauziegel fertigen. Noch stehen die neuen Steine aber auf dem „Prüfstand“.
Ökologisches Bauen mit nachhaltigen Baustoffen - das liegt im Trend. Das Entsorgungsunternehmen AHE will sich hier engagieren und hat sich Gedanken zum Thema Öko-Ziegel gemacht. Die angedachte Mischung für zukünftige Mauerwerke: Lehm und Kompost.
Kompost fällt in der 2012 in Betrieb gegangenen Biogasanlage der AHE als sogenannter „Gärrückstand“ an. Der gesamte Bioabfall des Ennepe-Ruhr-Kreises, im vergangenen Jahr waren es 28.000 Tonnen, wird im Wittener Bebbelsdorf zu Biogas vergoren. Das von Wasser und Schwefel „gereinigte“ Biogas wird anschließend in den beiden Blockheizkraftwerken verstromt. Der „grüne“ Strom wird ins Netz der Wittener Stadtwerke eingespeist.
Lehm zählt zu den ältesten Baustoffen der Welt
Bei der Biogas-Produktion entsteht als „Rückstand“ Kompost. Über dessen sinnvolle Weiterverwendung im Sinne der Kreislaufwirtschaft hat die AHE nachgedacht - gemeinsam mit ihrem Gevelsberger Tochterunternehmen Diedrich, einer Firma für Tief- und Rohrleitungsbau. „Lehm zählt zu den ältesten Baustoffen der Welt“, betont Dietrich-Geschäftsführer Klaus Heinrich.
Vier Ziegel-Varianten sind entwickelt worden, jeweils mit einem anderen Mischungverhältnis von Lehm und Kompost, sagt AHE-Geschäftsführer Johannes Einig. Eine Ziegelvariante enthalte zu einem Drittel Kompost, eine andere bestehe zu 75 Prozent daraus. Die Ziegel würden derzeit von einem Baustofflabor daraufhin getestet, welcher Belastung sie standhalten und für was sie eingesetzt werden können. Mit einem Ergebnis rechnet Einig in wenigen Wochen. Wenn ein neuer Ziegel auf den Baumarkt kommen soll, müsse dieser in Deutschland aber noch von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin (BAM) als Baustoff zugelassen werden.
Ziegel könnten im Bebbelsdorf in Witten auf kleiner Fläche produziert werden
Bekomme man für einen ökologischen Ziegel grünes Licht, wolle man diesen regional vertreiben, um so auch erst einmal Erfahrungen zu sammeln, wie hoch der Bedarf sei. Es gebe die Chance, dass aus Bioabfall ein neues Produkt entstehe, das selbst später zu 100 Prozent recycelbar sei. Einig: „Die Ziegel können auf einer kleinen Fläche produziert werden. 100 Quadratmeter würden dafür wahrscheinlich reichen.“ Die Steine könnten auch mit der Abwärme der Biogasanlage im Bebbelsdorf getrocknet werden. Platz für eine solche Produktion gebe es dort. Einig: „Wir haben in den letzten Jahren hier insgesamt gut 40.000 Quadratmeter Gewerbefläche gekauft.“
Die AHE hat es auch schon einmal durchgerechnet: Bekommt sie von der Bundesanstalt für Materialforschung grünes Licht für einen Bio-Ziegel, könnte man mit dem bei der Biogas-Produktion anfallenden Kompost theoretisch jährlich 586.000 Ziegelsteine fertigen.