Witten. Ende Februar ist Schluss mit den Corona-Teststationen in Witten. Denn der Bund trägt die Kosten nicht weiter. Warum eine Betreiberin sauer ist.
Die noch verbliebenen Schnelltestzentren in Witten werden Ende Februar endgültig ihre Türen schließen. Der Grund: Ab 1. März übernimmt der Bund nicht mehr die Kosten für vorbeugende Coronatests. Das sieht die neue Testverordnung des Bundesgesundheitsministeriums vor. Für die Betreiber vor Ort bedeutet das: Sie können Tests, die bei ihnen durchgeführt werden, nicht mehr mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe abrechnen, erhalten also kein Geld mehr.
„Der Container ist schon gekündigt, auch die Mitarbeiter wissen Bescheid“, sagt Dilek Eren, die die Teststation auf dem Parkplatz von Edeka Hasler an der Pferdebachstraße in Stockum betreibt. Besonders in den letzten zwei Wochen seien die Testzahlen ohnehin rapide nach unten gegangen. Derzeit kämen nur noch um die 30 Personen täglich, sagt die 46-Jährige.
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Mit Wegfall der Testpflicht für Altenheime und Kliniken sank die Zahl der Coronatests in Witten rapide
Im Dezember waren es noch 120 bis 130 Menschen am Tag. Der große Knick kam hier auf dem Edeka-Parkplatz in Stockum – wie auch an den anderen Teststationen – mit der Änderung der Testpflichten für Besucherinnen und Besucher von Pflegeheimen und Krankenhäusern. Seit dem 23. Dezember müssen sie keinen offiziellen negativen Schnelltest mehr vorweisen. Es reicht, mündlich zu versichern, dass man einen Selbsttest gemacht habe.
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Knapp ein Jahr lang hat Feyza Karli das Testzentrum auf dem Marktplatz in Annen betrieben. Jetzt ist sie „stinksauer“. Denn die 43-Jährige bleibt auf bis zu 4000 Test-Kits sitzen, die sie bereits eingekauft hatte. „Zunächst hieß es, die Kosten der Tests werden bis April erstattet. Entsprechend habe ich geplant und bestellt“, ärgert sie sich. Im Dezember kam dann von der Kassenärztlichen Vereinigung die Information, dass bereits Ende Februar Schluss ist mit der Erstattung der Testkosten. „Und jetzt weiß ich nicht, was ich mit all den Tests machen soll. Einlagern oder entsorgen?“, fragt sich die gelernte Einzelhandelskauffrau.
Nach Teststation-Betrieb in die Arbeitslosigkeit
Auch zu ihrer Teststation sind in den vergangenen Wochen nur noch sehr wenige Kunden gekommen, etwa 20 am Tag. Überwiegend hätten sich noch bei ihr Besucher des nicht weit entfernten Altenzentrums St. Josef testen lassen. Dass sie ihre Station nun Ende Februar schließen muss, ist für Karli besonders bitter. Denn die 43-Jährige fällt in die Arbeitslosigkeit zurück. Sie hatte zuvor die Liebeskind-Filiale, einen Store für Handtaschen im Bochumer Ruhrpark, bis zu dessen Schließung im Sommer 2020 gemanaget. Nun würde sie gerne weiterhin im Gesundheitsbereich arbeiten, doch noch ist nichts in Aussicht.
Auch der Drive-in bei Ostermann – eine der ersten Teststationen in Witten überhaupt – ist nur noch im Februar geöffnet. Die 40 bis 60 Test täglich, die hier aktuell genommen werden, könnten künftig auch wieder die Hausärzte stemmen, sagt Koordinator Dr. Matthias Thöns. Dass es für den Besuch von Kliniken und Altenheimen keine offiziellen Schnelltests mehr braucht, sieht der Palliativ-Mediziner gelassen. „Es ist ja grundsätzlich vernünftig, bei einem schwelenden Infekt Oma und Opa nicht zu besuchen.“ Das gelte ebenso für eine mögliche Corona-Infektion.
Selbst die meisten Palliativ-Patienten überleben eine Covid-Infektion
Hoffnung geben ihm dabei auch Zahlen, die das Praxisteam für das vergangene Jahr ermittelt hat. „Unsere Palliativpatienten überleben zu 90 Prozent eine Corona-Infektion“, sagt Thöns. Heißt: Auch Menschen, deren Lebensende bereits absehbar ist, die vielfach vorbelastet sind, haben die Ansteckung verkraftet. Überwiegend sei das die Omikron-Variante gewesen. „Die Verläufe haben sich sehr abgemildert“, sagt Thöns.
Auch die beiden Testzentren in der Innenstadt, an der Bahnhofstraße und in der Stadtgalerie, sind bald Geschichte. „Es ist schön, dass wir fast wieder im Alltag angekommen sind“, sagt Mürvet Kesmen, die die Teststelle in der Stadtgalerie auf die Beine gestellt hat. Allerdings seien es auch schöne zwei Jahre mit guter Atmosphäre im Team gewesen. Am 28. Februar sollen dann schon am Abend Regale und Trennwände abgebaut werden.
Dann steht die ehemalige Esprit-Fläche wieder leer. Man führe bereits Gespräche mit möglichen Nachmietern, sagt Center-Managerin Babett Arnold. Auch eine Zusammenlegung mit dem angrenzenden Blumenladen sei möglich. Einen konkreten Mieter gebe es aber noch nicht. Doch Arnold zeigt sich zuversichtlich. Nachdem Corona und der Ukraine-Krieg vieles auf Eis gelegt haben, komme nun „so langsam wieder Bewegung rein“.