Witten. Deutschland diskutiert derzeit über die Abschaffung der noch gültigen Corona-Regeln. In Witten ruft die Debatte geteilte Meinungen hervor.
Nach den Äußerungen des Virologen Christian Drosten über das Ende der Corona-Pandemie diskutiert Deutschland nun über die endgültige Abschaffung der Maskenpflicht und anderer Schutzmaßnahmen. Vor allem die FDP drängt etwa auf ein baldiges Ende der Maskenpflicht auch in Bus und Bahn. Die Testpflicht für Altenheime und Krankenhäuser steht ebenfalls zur Debatte. In Witten wird ein mögliches Ende aller Corona-Vorgaben geteilt aufgenommen.
Die, die es am meisten betrifft, sind wohl Alten- und Pflegeheime. Denn hier leben ältere und häufig mehrfach vorerkrankte Menschen. Im Altenzentrum St. Josef in Annen nimmt man ein mögliches Aus der Schutzmaßnahmen gelassen. „Wir müssen langsam mit der Krankheit leben lernen“, sagt Pflegedienstleiterin Bernadette Heiduk. Auf die Maske etwa könne man nach dem Winter verzichten, findet sie. Mitarbeiterinnen könnten sie aber jederzeit auf eigenen Wunsch weiter tragen. Einige Angestellte würden etwa aus Eigenschutz auch jetzt noch beim Einkaufen zu dem Mund-Nasen-Schutz greifen.
Kein offizieller Schnelltest mehr nötig
Seit dem 23. Dezember müssen Besucher von Pflegeheimen und Krankenhäuser keinen offiziellen negativen Schnelltest mehr vorweisen, wenn sie die Einrichtung betreten. Es reicht, mündlich zu bestätigen, dass man einen Selbsttest gemacht habe. „Wir müssen jetzt Vertrauen aufbauen, dass sich die Leute wirklich zuhause getestet haben“, sagt Heiduk.
Spätestens mit Auslaufen des Infektionsschutzgesetzes dürften am 7. April alle Maßnahmen fallen – vorausgesetzt, es tauchen bis dahin keine neuen Mutationen des Virus auf. Im Josefshaus in Annen setzt man ganz auf die Eigenverantwortung von Mitarbeitern und Besuchern.
Beschäftigte, die erkältet sind, sollten etwa nach eigenem Ermessen bei der Arbeit eine Maske tragen – oder zuhause bleiben. Verwandte, die sich unwohl fühlten, sollten lieber an einem anderen Tag zu Besuch kommen, so die Pflegedienstleiterin. Wichtig seien gegenseitiges Vertrauen und Rücksichtnahme von Personal und Angehörigen.
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Wittener Ärztesprecher plädiert für Vorsicht
„Wir haben Corona im Griff“, fasst Ärztesprecher Arne Meinshausen die derzeitige Infektionslage zusammen. Die Zahlen seien insgesamt rückläufig, die Verläufe milder. Derzeit sehe er mehr Grippe-Fälle in seiner Praxis, Patienten, denen es schlechter gehe als den Covid-Erkrankten. Dennoch mahnt er zur Vorsicht. „Eine Corona-Infektion ist kein Kavaliersdelikt.“
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Denn im Vergleich zur Grippe zeige jeder dritte Covid-Patient mindestens leichte neurologische Auffälligkeiten. Auch leiden immer mehr Menschen unter Long Covid. Meinshausen plädiert dafür, noch bis Ende März durchzuhalten. „Was vergeben wir uns denn damit, beim Arzt, in Bus und Bahn oder im Altenheim eine Maske aufzusetzen?!“
Evangelisches Krankenhaus in Witten hofft auf einige Lockerungen
Auf ein paar Lockerungen hofft das Evangelische Krankenhaus (EvK), vor allem im Hinblick auf die Beschäftigten. „Wir bedauern, dass positiv getestete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Symptome in Quarantäne müssen, obwohl wir sie im Dienst dringend bräuchten“, sagt Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Castrop/Herne.
Mit dem Tragen einer FFP2-Maske, wozu auch Besucher weiterhin verpflichtet sind, seien die Mitarbeitenden „durchaus arbeitsfähig“ und einsetzbar, so Bitter. „Diese Möglichkeit ist allerdings im aktuellen Infektionsschutzgesetz noch nicht gegeben. An dieser Stelle hoffen wir auf eine Anpassung.“
Weitere Schutzmaßnahmen hält das Krankenhaus aufgrund der hohen Anzahl an Covid-Patienten und der Influenza-Phase aber noch für erforderlich. So dürfen Patienten im EvK pro Tag nur eine Person für eine Stunde empfangen. Im Marien-Hospital ist die Anzahl der Besucher und die Aufenthaltsdauer dagegen nicht beschränkt, wie es auf der Internetseite heißt. Einheitliche Regeln sind also auch in den Kliniken nicht mehr zu finden.