Bochum. Mit der „Vision 2010“ sollte das Bochumer Einkaufszentrum fit gemacht werden für das neue Jahrtausend. Am Ende kam es ganz anders als geplant.

Im Jahr 1997 gab es noch keine Gelegenheit, nach dem Kino gemeinsam etwas zu essen, ohne das UCI-Gebäude zu verlassen oder die nahe gelegene Fastfood-Kette anzusteuern. Das sollte sich ändern. Für rund 60 Millionen Mark (30 Millionen Euro) sollte auf einem der bisherigen Parkplätze ein Neubau errichtet werden.

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Vorgesehen war der Baustart für Januar 1998

Vorgesehen war unter anderem, dort einen Baumarkt und ein großes Unterhaltungszentrum anzusiedeln. Beginnen sollte der Bau im Januar 1998, die Fertigstellung war für den September geplant. Tatsächlich war dann, als im Jahr 2000 die Bagger anrollten, von einem Unterhaltungszentrum mit 40 Bowlingbahnen, Inlineskate-Arena, Billard und Elektrodart keine Rede mehr. Als der Neubau 2001 fertiggestellt und eröffnet wurde, suchte man auch einen Baumarkt vergeblich. Stattdessen zogen nach der Eröffnung der Erweiterung, die bis heute „Wintergarten“ genannt wird, das Modehaus Baltz, Buch Habel, Lindex, Görtz und New Yorker ins Erdgeschoss ein.

Eine Café-Szene im Ruhr Park aus dem Jahr 2000. In diesem Jahr wurde mit dem Bau des sogenannten „Wintergartens“ begonnen.
Eine Café-Szene im Ruhr Park aus dem Jahr 2000. In diesem Jahr wurde mit dem Bau des sogenannten „Wintergartens“ begonnen. © Ruhr Park

Im Obergeschoss eröffneten ein Fitnessstudio, Friseure sowie eine Spielhalle. Noch heute sind dort das Modehaus Baltz sowie der Idee Creativmarkt, Betten Gebers und die Merkur Spielothek angesiedelt. Zudem wurde im Zuge des Neubaus das Galeria Karstadt Kaufhof-Gebäude erweitert und um das Konzept Karstadt Sport ergänzt. Die geplanten Gastronomie-Einheiten sind im direkt angrenzenden Gebäude mit der Via Bartolo entstanden. Sie wurde zur gleichen Zeit wie der „Wintergarten“ gebaut und ebenfalls 2001 eröffnet. Unterhalb des Wintergartens – heute Parkplatz P 4 – wurde eine Tiefgarage errichtet.

„Vision 2010“ sollte Ruhr Park attraktiver machen für junge Leute

Die Lücke zwischen Kinokomplex und restlichem Ruhr Park zu schließen und es Fußgängern zu ermöglichen, trockenen Fußes zwischen Kino und Einkaufsmöglichkeiten pendeln zu können, war Ziel des Umbaus, den das Center-Management vor 25 Jahren ankündigte. Dieses Ziel hat es erreicht. Wer heute durch den Ruhr Park schlendert, merkt nicht, dass Kino, Gastromeile und Läden nicht schon immer so zusammengehörten. „Insgesamt wollen wir mit dem Projekt wieder verstärkt eine jüngere Zielgruppe ansprechen und in den Ruhrpark holen“, hatte Manager Peter Glöckner 1997 gesagt.

Bereits im Jahr 1991, also neun Jahre vor dem hier besprochenen Umbau, kam mit dem UCI-Multiplex-Kino eine neue Attraktion zum Ruhr-Park, die aber erst später direkt baulich angebunden worden ist.
Bereits im Jahr 1991, also neun Jahre vor dem hier besprochenen Umbau, kam mit dem UCI-Multiplex-Kino eine neue Attraktion zum Ruhr-Park, die aber erst später direkt baulich angebunden worden ist. © Ruhr Park

Wurde auch dieses Vorhaben durch den Neubau erreicht? Laut Glöckners Nachfolger, dem heutigen Center-Manager Andreas Ulmer, hat sich das Projekt auf jeden Fall ausgezahlt: „Der Umbau war wichtiger Bestandteil der Repositionierung des Ruhr Parks. Durch die Neueröffnungen von New Yorker, Görtz und dem Fitnessstudio konnten wir insbesondere eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Außerdem konnten wir die Attraktivität für unsere Besucher sowie die Qualität und Dauer des Aufenthalts deutlich steigern. Der Umbau hat sich aus heutiger Sicht also definitiv gelohnt. Die mit dem Umbau verbundene Repositionierung des Ruhr Parks hat neue Besucher aktiviert und die Aufenthaltsqualität deutlich gesteigert.“

Größtes Outdoor Einkaufszentrum Deutschlands

Der Ruhr Park ist laut eigener Angabe das größte Outdoor-Einkaufszentrum in Deutschland. Bei seiner Eröffnung 1964 war es das erst zweite Einkaufszentrum der jungen Bundesrepublik.

Anfangs gab es im gesamten Zentrum rund 24.000 Quadratmeter Mietfläche. Inzwischen ist die reine Mietfläche auf etwa 125.000 Quadratmeter angewachsen. Insgesamt arbeiten in den rund 140 Geschäften etwa 2.500 Menschen.

Von 2011 bis 2015 wurde der Ruhr Park erneut umgebaut und um die neue „Südmall“ erweitert. Aktuell sind keine weiteren Umbauten oder Erweiterungen mehr geplant.

Warum viele der ursprünglich geplanten Ideen am Ende doch nicht umgesetzt wurden, lässt sich heute nicht mehr in jedem Fall nachvollziehen. Das liegt auch daran, dass der Ruhr Park 2011 von einem neuen Besitzer übernommen wurde und erst seitdem vom heutigen Verwalter, dem französischen Immobilien- und Investmentunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield, betreut wird. Center-Manager Andreas Ulmer vermutet: „Bei den ursprünglichen Plänen handelte es sich um Ideen während der Projektphase. Das damalige Centermanagement hat letztendlich die Punkte umgesetzt, die am erfolgversprechendsten waren.“ Die neu entstandenen Flächen seien jedoch bis heute starke Frequenzbringer und Ankermieter, wie etwa das Modehaus Baltz.

„Der Ruhr Park rüstet sich für das nächste Jahrtausend“

Schon bei der Ankündigung 1997 stießen die Erweiterungspläne trotz der hohen Kosten größtenteils auf positives Echo. „Der Ruhr Park rüstet sich für das nächste Jahrtausend“, schrieb die Bochumer WAZ dazu vor 25 Jahren. Der frühere, mittlerweile verstorbene Redaktionsleiter Udo Dreier kommentierte damals für die WAZ: „Vision 2010, so nennt der Manager die kostspieligen Pläne, mit denen das Einkaufszentrum zwischen Ruhrschnellweg und Aquadrom aufgepeppt und auf Vordermann gebracht werden soll.“

Und weiter schrieb er: „Zwar lockt der mittlerweile 34 Jahre alte Ruhr Park noch immer Tausende treue Kunden an, doch die Konkurrenz schläft nicht. In Oberhausen und anderen Nachbarstädten sind oder werden hochmoderne Einkaufszentren aus dem Boden gestampft. Da heißt es: Wachsam sein und konkurrenzfähig bleiben. Wer da nicht rechtzeitig investiert, den bestraft das (Geschäfts-)Leben.“ Diesbezüglich wurden in Bochum vor 25 Jahren offensichtlich die richtigen Weichen gestellt.