Witten. Seit März gilt im Gesundheitswesen die Impfpflicht. Der sind einige Beschäftigte in Witten noch nicht nachgekommen. Welche Probleme entstehen.

Seit März gilt die Impfpflicht im Gesundheitswesen. In vielen Praxen, Pflegediensten und Kliniken haben die allermeisten Beschäftigten den Piks erhalten. Aber es gibt eben auch solche, die die Impfung verweigern. Einrichtungen sorgen sich, dass diese Kräfte nicht bleiben können und bald Personalnot herrscht.

Seniorenheim in Witten braucht jede Pflegekraft

Bernadette Heiduck, Pflegedienstleiterin im Altenzentrum St. Josef in Witten-Annen, ist zwar einerseits sehr froh, dass sich von den 170 Mitarbeitern doch der weitaus überwiegende Teil hat impfen lassen. Einige, die zunächst nicht wollten, habe man überzeugen können. Aber drei bis vier Kräfte würden den Piks nach wie vor ablehnen. Sie möchte die Beschäftigten aber auf jeden Fall halten. „Zum einen, weil sie gute Arbeit leisten“, so Heiduck, „zum anderen braucht das Haus jede Kraft. Und auf dem freien Markt ist es momentan sehr schwer, Personal zu bekommen.“ Man stecke in einer echten Zwickmühle.

Die Impfpflicht sei durchaus nachvollziehbar, doch bringe sie auch eine Menge Probleme mit sich. Die Idee, nicht-geimpfte Beschäftigte an anderer Stelle einzusetzen, wo sie nicht im direkten Kontakt mit Patienten stehen, helfe nicht weiter. Die Arbeit falle in der Pflege an, da würden die Fachkräfte gebraucht. So ist auch die Evangelische Stiftung Volmarstein mit den beiden Beschäftigten im Gespräch, die in Wittener Einrichtungen (Seniorenhilfe Haus Buschey sowie Haus für Menschen mit Behinderung Kesselstraße) arbeiten, aber noch ungeimpft sind.

Ebenso ist im Evangelischen Krankenhaus noch keine 100-Prozent-Quote erreicht. Einige haben es wohl auch schlicht versäumt, einen gültigen Nachweis einzureichen, erklärt Verwaltungsdirektorin Ingeborg Drossel. Wer bislang der Pflicht nicht nachgekommen sei, müsse nun dieser Vorgabe nachkommen. Offen lässt Drossel, was eigentlich passiert, wenn solche Mitarbeiter bei ihrer Haltung bleiben. „Wir warten zunächst die Ergebnisse der aktuell laufenden Anhörungen ab.“

Gesundheitsamt hat noch einmal 325 Mitarbeiter angeschrieben

Das Gesundheitsamt behandelt derzeit noch insgesamt 325 Fälle im Kreisgebiet. Anfangs schien es, dass die Zahl der Ungeimpften mehr als doppelt so hoch sei. Doch in 331 Fällen konnte das Gesundheitsamt die Akte schließen, weil Betroffene dort Nachweise vorlegten – oder Arbeitgeber haben die Meldungen zurückgezogen. Die verbliebenen Betroffenen hat die Behörde jetzt noch einmal angeschrieben, um eine genaue Begründung zu erhalten. Sollte der Kreis ein Betretungsverbot verhängen müssen, will er vorher auf Nummer sicher gehen, falls Beschäftigte klagen sollten.

Im Austausch mit dem Gesundheitsamt steht auch das Marien-Hospital (1700 Beschäftigte). Die Klinik hat nach Auskunft der Geschäftsführung der St. Elisabeth Gruppe, zu der die Klinik gehört, auch noch einmal die Ungeimpften auf das neue Gesetz hingewiesen. Die Impfquote liege derzeit bei 99 Prozent.

Dr. Arne Meinshausen, Sprecher der Wittener Ärzte, erklärte, dass in seiner eigenen Praxis mit 30 Beschäftigten alle geimpft seien. Eine Abfrage für die Ärztliche Qualitätsgemeinschaft ÄQW (114 Mediziner) sei aber nicht erfolgt. Grundsätzlich stehe er hinter der Impfpflicht, um im Umgang mit gefährdeten Menschen das gesundheitliche Risiko so klein wie möglich zu halten.