Neviges. Die Tradition im Restaurant „Kleine Schweiz“ in Velbert lebt weiter: Jonas Wiehoff ist neuer Chef in fünfter Generation. Was bleibt, was er plant
„Willst du die Natur erleben in ihrem Reiz, so radel hin zur Kleinen Schweiz“. So steht es in roten Lettern auf dem herrlich nostalgischen Emailleschild am Anfang des Wanderpfades in Richtung Eignerbach. Oder auf dem Weg zu einem der beliebtesten Ausflugsrestaurants der Region. Seit mehr als 100 Jahren ist das Restaurant „Kleine Schweiz“ in Velbert-Tönisheide für viele eine Institution. Hier werden Familienfeste gefeiert, hier trifft man sich mit Freunden im Biergarten, belohnt sich mit Obstkuchen oder dem kultigen „Krüstchen“ für eine anstrengende Wanderung. Tradition wird groß geschrieben, und die geht weiter: In fünfter Generation hat Jonas Wiehoff (31) die Leitung des Familienbetriebs übernommen.
Das Traditionslokal in Velbert-Tönisheide ist gut besucht
„Wir helfen aber noch mit, meine Frau Dörte und ich. Gibt ja auch sonst genug zu tun, wir machen alles drumherum“, erzählt ein gut gelaunter Frank Wiehoff (59). Die Sonne strahlt vom Himmel, die Holztische sind frisch gewienert, die Schirme im Biergarten aufgespannt. Man ist gerüstet für den Ansturm in diesen Spätsommertagen. Ein Blick noch in die Reservierungsliste – alles prima. Seit jeher sind Vater und Sohn ein gutes Team. Nicht in Vaters Fußstapfen zu treten, auf die Idee wäre Jonas Wiehoff nie gekommen.
Ausbildung im Sternerestaurant absolviert
„Ich war ja von Anfang an mittendrin, bin in der Küche aufgewachsen. Die Frage nach einem anderen Beruf als Koch hat sich mir nie gestellt.“ Die Ausbildung absolvierte er dann an erster Adresse, im Sternerestaurant „Haus Stemberg“, das Sascha Stemberg als Chef übrigens auch in fünfter Generation weiterführt. Und auch hier regelt Senior-Chef Walter Stemberg vom Weineinkauf bis zum Tischreservierung vieles, was drumherum zu erledigen ist.
Zukünftig mehr vegetarische Gerichte
„Das war natürlich eine super Zeit, tolle Produkte, da bekommt man schon eine gute Basis“, erinnert sich Jonas Wiehoff gern an die drei Jahre bei Stembergs. Und auch jetzt als Küchenchef der „Kleinen Schweiz“ liebe er die Abwechselung in seinem Beruf. Neue Produkte und Trends ausprobieren, dabei Altbewährtes nicht zu vernachlässigen – all das mache ihm Freude. Konkret heißt das für die Speisekarte des Traditionslokals: Die Evergreens wie „Krüstchen“ oder „Senf-Rostbraten“ – beides seit Jahren Kult – bleiben, beteuern Vater und Sohn Wiehoff. Auch in Zukunft wolle man verstärkt regionale Speisen mit saisonalen Zutaten anbieten, „dazu mehr vegetarische Gerichte, das ist der Trend“, so Jonas Wiehoff.
Seit 1910 in Familienhand
Kurioserweise war die „Kleine Schweiz“ schon vegetarische Gaststätte, als sein Ururgroßvater Eberhard Wiehoff den Kotten „Am Buschkamp“ im Jahr 1910 erwarb. Vorbesitzer war damals Adolf Wilmsmeyer, ein naturverbundener und etwas kauziger Tönisheider, der gern draußen auf der Wiese schlief. Wilmsmeyer hatte „Am Buschkamp“ weder Alkohol noch Fleisch im Angebot – beides änderte Eberhard Wiehoff schnell, als er die „Kleine Schweiz“ auf den Grundmauern des alten Kottens errichtete.
Beliebtes Mitbringsel: Eierlikör und Salat-Dressing
Mehr Inhalte aus Neviges und Tönisheide
- Warum auch im Winter alle Eismann Mario aus Velbert lieben
- Windkraft: Sollen Windräder auf einem Feld in Velbert gebaut werden?
- Weihnachtsmarkt: Das ist neu beim Hubbelsgasser Weihnachtsmarkt
- Konzert: Chor in Velbert wagt mutig das Risiko – das sind Reaktionen
- Met statt Glühwein bei der Velberter Mittelalter-Weihnacht
- Trecker kommen wieder: Die Strecke der großen Lichterfahrt
Apropos Alkohol: Zu den beliebtesten Mitbringseln gehöre nach wie vor der selbst gemachte Eierlikör. Und auch der selbst geräucherte Lummer-Schinken werde gern gekauft, ebenso wie die Salat-Sauce. „Da hatten die Leute nach gefragt, weil ihnen der Salat bei uns so gut schmeckt. Ein Joghurt-Dressing, das Rezept stammt von dem Lehrherren meines Großvaters“, erzählt Frank Wiehoff – und ist natürlich geheim. Was sein Sohn künftig nicht mehr anbietet: die Grillseminare. Das war zwar ganz lustig und lief auch gut, aber bindet zu viel Personal. Ich kann nicht zuschauen, wie Paprika geschnippelt wird, wenn es in der Küche brummt.“
Ehefrau Gina und die Kinder Leo (4) und Lina (1) finden es jedenfalls toll, mitten im Grünen zu wohnen, mit viel Platz zum Spielen mit Freunden, und Oma und Opa leben hier ja auch. Vielleicht die sechste Generation am Herd der „Kleinen Schweiz“? Papa Jonas Wiehoff grinst: „Ich hab sie noch nicht gefragt.“
>>>Umgebung gab den Namen
Restaurant „Kleine Schweiz“, Wimmersberger Straße 125. Geöffnet: Mittwoch und Donnerstag ab 16.30 Uhr, Freitag bis Sonntag ab 11 Uhr, Ruhetage: Montag und Dienstag, außer an Feiertagen. Reservierung unter 02053 6225 oder per Mail: wiehoff@kleine-schweiz.de. Mehr auf www.kleine-schweiz.de
Zum Team gehören zurzeit 20 Festangestellte, darunter vier Auszubildende. Dazu kommen Aushilfen am Wochenende. Gesucht werden noch ein Koch und eine Service-Kraft.
Der Name „Kleine Schweiz“ leitet sich ab von der idyllischen, hügeligen Umgebung.