Langenberg. Für die Gründer des VVV Langenberg waren ganz andere Dinge wichtig, als für die heutigen Lenker des Vereins. Ein Rück- und Ausblick zum Jubiläum.

„Der Turm ist unser Kölner Dom“, sagt Hermann-Josef Schmitz und lacht. Gemeint ist der Bismarckturm auf dem Senderberg – und der Vergleich trifft zu, weil auch am Turm ständig Arbeit anfällt. Nur droht wohl kaum das Ende der Welt, sollte das gut 28 Meter hohe Bauwerk jemals fertig werden. [Einer Legende nach geht die Welt an dem Tag unter, an dem die Arbeiten am Kölner Dom abgeschlossen sind.]

Jedenfalls ist der Erhalt des 1906 errichteten Bismarckturms eine der Aufgaben des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Langenberg (VVV), der in diesem Jahr 140 Jahre alt wird und dessen Vorsitzender Hermann-Josef Schmitz ist.

VVV Langenberg hat keine Feier geplant

Diese Eiche vor dem Bismarckturm in Velbert-Langenberg ist genau so alt wie der Turm: Sie ist zur Errichtung 1906 gepflanzt worden.
Diese Eiche vor dem Bismarckturm in Velbert-Langenberg ist genau so alt wie der Turm: Sie ist zur Errichtung 1906 gepflanzt worden. © Sascha Döring

Eine Feier wird es diesmal aber nicht geben, sagt der Langenberger, sondern erst in zehn Jahren. „Dafür haben wir uns aber den ,Luxus’ einer Klausurtagung erlaubt.“ Denn: „Wir müssen uns über einige Dinge klar werden und klären, wo wir in Zukunft Prioritäten setzen.“

Die dürften dann ganz anders aussehen, als im Jahr 1883, als der Verein gegründet worden ist. 2008, zum 125-jährigen Bestehen, hat der Wuppertaler Regionalhistoriker Dr. Volkmar Wittpütz auf diese Zeit zurückgeblickt.

Gründung als „erzieherische Maßnahme“

Er sieht in der Entstehung des VVV eine Art erzieherische Maßnahme für die Langenbergerinnen und Langenberger, besonders für die aufgrund der zunehmenden Industrialisierung zugewanderten neuen Arbeitskräfte.

Dass der Verein nämlich zunächst Bänke an den Wegen auf die Langenberger Hügel aufstellen ließ, habe dazu anregen sollen, „die hiesige Landschaft und Natur mit anderen Augen zu sehen, als sie es bisher gewohnt waren. Sie sollten als etwas zweckfrei Schönes wahrnehmen, was bislang wohl eher unter der Perspektive von Nützlichkeit, Anstrengung oder Mühe, jedenfalls nicht als ,schön’ erblickt worden war“.

Wirtschaftliche Interessen

Zugezogene, die in dieser Zeit oft sehr mobil waren und ihren Arbeitsort oft wechselten, sollten sich so mehr mit Langenberg identifizieren und hier Wurzeln schlagen.

Etwas anders drückt es der heutige VVV-Vorsitzende aus: „Die Gründung des Vereins und die Ziele waren nicht so ganz uneigennützig. Da standen schon handfeste wirtschaftliche Interessen im Hintergrund.“ Denn nur gesunde und ausgeglichene Arbeiter leisteten auch gute Arbeit.

Natur ist nach wie vor wichtig für den VVV

Um die schöne Natur dreht sich auch jetzt, 140 Jahre später, noch viel: Der VVV ist Waldbesitzer, rund 70 Hektar gehören dem Verein. „Aber wir haben einen Vertrag mit den Technischen Betrieben (TBV)“, erläutert Hermann-Josef Schmitz.

Blick auf Velbert-Langenberg mit der Sambeck (Mitte) und der Voßnacker Straße (rechts). Die Gründerväter des VVV wollten den Langenbergerinnen und Langenbergern, besonders den Zugezogenen, die Schönheit der Natur näher bringen.
Blick auf Velbert-Langenberg mit der Sambeck (Mitte) und der Voßnacker Straße (rechts). Die Gründerväter des VVV wollten den Langenbergerinnen und Langenbergern, besonders den Zugezogenen, die Schönheit der Natur näher bringen. © Sascha Döring

Die kümmern sich – meist in Form von Stadtförster Peter Tunecke –, bekommen dafür zwar kein Geld, dürfen aber die Erträge behalten. „Die Abstimmung klappt hervorragend, wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit.“

Und das Waldgebiet wächst immer mal wieder, wenn Eigentümer Flächen an den VVV abgeben. „Es erleichtert dem Förster die Arbeit ungemein, wenn die zusammenhängenden Flächen recht groß sind. Schließlich muss man den Wald als Einheit betrachten.“

Historischer Pavillon soll erhalten werden

Der historische Gartenpavillon an der Panner Straße (Haus Meyberg) gehört auch dem VVV.
Der historische Gartenpavillon an der Panner Straße (Haus Meyberg) gehört auch dem VVV. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Neben dem Bismarckturm und dem Wald kümmert sich der Verein auch um den Erhalt des historischen Pavillons, der aktuell hinter Haus Meyberg steht. Im Jahr des 100. Jubiläums, 1983, hatte der Vorstand beschlossen, sich des kleinen Denkmals anzunehmen.

Das alles kostet Geld, viel Geld. Mit rund 150 Mitgliedern ist der Verein jedoch recht klein, der Jahresbeitrag beträgt lediglich 15 Euro. Wie finanziert der VVV also die ganzen Aktivitäten? Hermann-Josef Schmitz schmunzelt, zeigt auf den Bismarckturm.

Pachteinnahmen finanzieren den Verein

„Die Antennen der Telefongesellschaften bringen Pacht, der Betreiber des Kletterparks zahlt an uns und natürlich der WDR für die Senderanlagen und die dazugehörigen Gebäude.“ Diese Einnahmen „reichen aus, um unsere Kosten zu decken“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Der WDR-Sender Langenberg samt zugehöriger Gebäude auf dem Hordtberg: Das Gelände gehört dem VVV und die Pacht, die der WDR zahlt, finanziert den Verein mit.
Der WDR-Sender Langenberg samt zugehöriger Gebäude auf dem Hordtberg: Das Gelände gehört dem VVV und die Pacht, die der WDR zahlt, finanziert den Verein mit. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Womit wir wieder beim Bismarckturm wären: Der steht derzeit unter besonderer Beobachtung, weil noch immer nicht geklärt ist, wie die Risse im Anbau entstanden sind. Sogenannte Rissmonitore kleben auf den Schadstellen, ein Vermesser prüft regelmäßig, ob das Gebäude sich neigt.

Konzept für Turm-Beleuchtung ist in Arbeit

Außerdem soll es bald wieder Beleuchtung für den Turm geben: Die alten Gasdrucklampen sind nämlich derzeit angeschaltet, zu teuer ist der Betrieb. „Wir arbeiten an einem neuen Konzept mit LED-Leuchten“, sagt Hermann-Josef Schmitz. Nur wann die Lichter wieder angehen sollen, das steht noch nicht fest. „Wir haben Zeit“, sagt der Vorsitzende. Denn wer weiß: Vielleicht ist an dem Gerücht mit dem Weltuntergang ja doch etwas dran.

>>>Vorstand mit viel Fachwissen<<<

„Wir sind im Vorstand ein gutes Team“, lobt der VVV-Vorsitzende Hermann-Josef Schmitz seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter. „Dort ist viel Fachwissen versammelt.“

So gebe es etwa mit Sabine Essler eine Architektin, auch der Vermesser ist Teil des Vorstands. Gut sei auch die Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde.

Doch wie jeder andere Verein auch, wirbt der VVV um neue Mitglieder, „so dass wir die Zahl zumindest stabil bei 150 halten können“, sagt Hermann-Josef Schmitz.