Langenberg. Normalerweise setze er sich für jeden Baum ein, sagt Carsten Haider vom BUND Velbert. Diesmal aber gehe die Kritik am Stadtförster am Ziel vorbei
Umwelt- und Naturschutz liegt Carsten Haider aus Langenberg sehr am Herzen, so sehr, dass er sich auch privat massiv engagiert: Für die Grünen sitzt er im Rat der Stadt Velbert und in der Ortsgruppe des BUND ist er Vorsitzender. „Und normalerweise kämpfe ich auch um jeden Baum“, sagt er und kritisiert dann auch Maßnahmen der Technischen Betriebe (TBV) oder des Stadtförsters Peter Tunecke.
Diesmal aber, und das betont Carsten Haider ausdrücklich, gehe die Kritik zu weit: „Ich habe einen anonymen Brief erhalten, ich möge mich um das, Zitat, ,Baummassaker’ auf dem Senderberg kümmern.“ Also habe er sich dort umgeschaut – und kommt zu dem Schluss: „Da muss gehandelt werden. Dass dort Bäume gefällt werden, auch so viele, ist absolut richtig.“ Da sei er sich diesmal mit Peter Tunecke einig.
Trockene Sommer schaden dem Wald
Auch der Stadtförster möchte die heftige Kritik nicht auf sich sitzen lassen. „Wir müssen etwas tun, und zwar jetzt“, sagt er. Vier der vergangenen fünf Sommer waren zu trocken, darunter haben die Bäume sehr gelitten – und zwar egal ob Nadel- oder Laubbäume.
Und das dicke Ende komme erst noch: „Wir müssen die Zeiträume beachten“, sagt Peter Tunecke. „Die Folgen von Dürrejahren machen sich teilweise erst nach zehn Jahren in der Vegetation bemerkbar.“
Unternehmen ausgebucht
Eigentlich fährt Tunecke fort, „hätten wir auch schon viel früher anfangen müssen, kranke und kaputte Bäume zu entfernen.“ Nur habe das Frühjahr in diesem Jahr sehr früh begonnen und in der ersten Einschlagssaison seien die benötigten Unternehmen ausgebucht gewesen.
Also gehe es jetzt Schlag auf Schlag: „Die Fichten sind alle kaputt, die haben keine Chance mehr“, zählt der Forstexperte auf. Die werde es in Zukunft nur noch ab 600 Metern Höhe und auf Nordhängen geben. „Der Borkenkäfer ist sogar schon auf die Lärchen übergegangen, weil er hier im Wald die Fichten schon alle befallen hat.“
Selbst Buchen sind angeschlagen, „die können nicht geschlossen erhalten werden“, sagt Peter Tunecke. Vor allem die ältesten Exemplare – die, die mehr als 120, 130 Jahre alt sind – seien kaum noch zu retten.
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Wege und Parkplätze sichern
„Wir machen das alles ja nicht aus Jux und Dollerei“, fährt Tunecke fort. „Wir müssen Wege und Parkplätze sichern, schließlich ist der Wald rund um die Sender ein stark frequentiertes Erholungsgebiet.“ Nicht auszudenken, wenn Wanderer oder Spaziergänger von herabstürzenden Ästen oder umstürzenden Bäumen verletzt würden. „Dann heißt es ganz schnell wieder: Warum habt ihr nichts gemacht?“
Deswegen haben TBV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie beauftragte Unternehmen nun zunächst per Hand an unzugänglichen Stellen Bäume gefällt und Äste entnommen. „Danach geht es weiter an den Stellen, an denen wir Maschinen einsetzen können“, sagt Tunecke.
Stümpfe bleiben stehen
Seine Kolleginnen und Kollegen sind dazu auch nicht nur im Senderwald, sondern in ganz Langenberg unterwegs – alles in Abstimmung mit den Waldbesitzern wie etwa dem Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV). „Entlang von Wander- und Reitwegen gibt es jede Menge Schiefstände.“ Auch da müsse gehandelt werden. Und: „Ist die Krone des Baumes kaputt, dann ist der auch unten kaputt.“
Die Zeit drängt, denn wenn das Frühjahr kommt, müssen die Arbeiten gestoppt werden. „Zum Glück haben wir jetzt Unternehmen bekommen, die uns unterstützen.“ Dennoch: Es ist so viel zu tun, dass der Stadtförster feststellt, dass „wir aktuell nur noch reagieren.“
Was die Naturschützerinnen und -schützer etwas besänftigen dürfte: Wo immer möglich, bleiben Baumstümpfe stehen, damit Tiere und andere Pflanzen das tote Holz für ihre Zwecke nutzen können.
Dürremonitor und verfügbares Wasser
Wie gut oder schlecht es um den Boden in unserer Region bestellt ist, zeigt der Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Im Vergleich der letzten 70 Jahre listet die UFZ-Statistik zwölf Jahre auf, in denen mehr oder weniger ganz Deutschland von Dürre betroffen war – fünf davon gab es seit 2017.
Was das „pflanzenverfügbare Wasser bis 25 cm Tiefe“ anbelangt, steht die Region aktuell noch ganz gut da, liegt der dafür notwendige Faktor noch knapp über der Marke, ab der die Wissenschaft von „beginnendem Trockenstress“ spricht.