Velbert.

Wer mit Hermann-Josef Schmitz über den Hordtberg spaziert, kann viel über die Langenberger Geschichte lernen: Was etwa zu welchem Zeitpunkt mit dem Bismarckturm geschah, spult der erste Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Langenberg e.V. (VVV) problemlos ab. Der Turm hoch über den Dächern von Langenberg braucht immer mal wieder eine Schönheitskur.

Kein Wunder, denn seit 2006 ist Schmitz der Chef des altehrwürdigen Klubs, der sich seit dem 19. Januar 1883 der Heimatpflege widmet, die sich hauptsächlich in der Aufbereitung des eigenen Stadtteils ausdrückt. Der Bismarckturm etwa gehört dem Verein, außerdem 70 Hektar Wald, auf denen zum Beispiel der Sender, der Kletterpark und eine Telekom-Antenne stehen.

Verein mit 200 Mitgliedern

Ohne Zweifel also: Der VVV hat Einfluss. Das zeigt sich auch, wenn Schmitz über die Vereinsstruktur spricht: Aktuell gibt es um die 200 Mitglieder – und der zweite Vorsitzende ist der Bürgermeister. Seit der Gründung wird das so gehandhabt, denn damals habe das amtierende Stadtoberhaupt dem Vorhaben von sechs Fabrikanten, ihren Arbeitern einen Erholungsraum im Wald zur Verfügung zu stellen, nur unter der Prämisse zugestimmt, dass er der zweite Vorsitzende des neuen Vereins sein dürfte. Gesagt, getan – und bis heute beibehalten.

Von Weitem sichtbar steht der Bismarckturm auf dem Hordtberg. Er gehört dem Verschönerungsverein Langenberg.
Von Weitem sichtbar steht der Bismarckturm auf dem Hordtberg. Er gehört dem Verschönerungsverein Langenberg. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Turm muss gepflegt werden

Nun sind die Zeiten der Industrialisierung längst Geschichte und spätestens seit Marx weiß jeder Chef, wie produktionsfördernd die Erholung der Arbeiter ist. 2021 steht die Welt vor einem ganz anderen Problem: Corona. Die Pandemie hat den VVV allerdings nicht so hart getroffen wie andere Institutionen, was vor allem daran liegen dürfte, dass die Arbeit des Vereins nicht großartig von Coronaschutzverordnungen beeinträchtigt werden kann: Die Instandhaltung des Bismarckturms etwa kann mit Mindestabstand durchgeführt werden. „Alle 15 bis 20 Jahre wird der Turm instandgesetzt“, sagt Schmitz, „und das kostete jedes Mal etwa 600 000 Mark“.

Tausende Besucher

In normalen Jahren – das heißt: nicht-pandemischen – besteigen nach Auskunft des VVV zwischen zwei- und dreitausend Menschen den Bismarckturm. Er wurde 1905 eingeweiht.

Genau 104 Jahre später entstand auf dem Boden des VVV der Kletterpark, der einzigartig in der Region ist. Aktuell ist er wegen der Pandemie allerdings geschlossen.

Feuchte Wände und ausbrechende Fugen

Wer sich mit dem Vorsitzenden in die Herzkammern des Langenberger Wahrzeichens wagt, der sieht mit eigenen Augen, warum diese Verbesserungen bald wieder notwendig sind. An einigen Stellen etwa sind die Wände feucht, außerdem muss ein Teil der Decke erneuert werden. Hinzu kommt, dass immer wieder Fugen ausbrechen. Für die benötigte Summe kommen immer wieder Fabrikanten auf (da hat sich seit der Industrialisierung also doch nicht so viel getan), zudem gibt es Kredite und Fördermittel.

Um den Waldlehrpfad kümmert sich der Verein ebenfalls, er wurde mit Hilfe von Sponsoren errichtet.
Um den Waldlehrpfad kümmert sich der Verein ebenfalls, er wurde mit Hilfe von Sponsoren errichtet. © WAZ FotoPool | Uwe Möller

Neue Wanderschilder

Wer sich ein paar Schritte vom Turm entfernt, stößt auf den Lehrpfad mit seinen Schildern zur heimischen Flora und Fauna. Hier haben Schmitz und Kollegen eine neue Holz-Konstruktion initiiert, die sich so bereits über zwei neuen Wanderschildern findet. Sie soll künftig alle Hinweistafeln im Wald schmücken, um sie vor dem Einfluss der Gezeiten zu schützen. Und auch bei der Renovierung eines Pavillons auf AWO-Gelände hat der VVV seine Finger im Spiel. Denn in der Verschönerung des Stadtteils scheint es immer etwas zu tun zu geben – auch während der Pandemie.