Langenberg. Das Fabrikgebäude in der Sambeck in Velbert-Langenberg hat einen neuen Eigentümer. Nach dem Umbau soll in das Gebäude unter anderem ein Museum.

Funken fliegen, ein metallisches Kreischen ist zu hören, es riecht nach Staub und nassem Holz, nach Stein und Stahl. Bauarbeiter rufen, hinter dem Gebäude wummert irgendeine Maschine, Bagger rollen.

Es herrscht Betrieb in der Sambeck, denn die Fabrikruine hat endlich einen neuen Eigentümer – und der hat eine Menge vor mit dem historischen Gebäude. „In die große Halle im Erdgeschoss kommt ein Museum für Flugsimulatoren“, sagt Sabine Essler, die als Architektin dem Bauherrn Frank Käufer zur Seite steht. Oben sollen dann Büro- und Wohnräume entstehen.

Erdgeschoss wird Museum

So werden Spaziergänger das Gebäude nach der Sanierung sehen, denn so soll die Fassade aussehen, die Richtung Hardenberger Bach weist. Links das große Tor ist die Anlieferung für das Museum. Die untere Skizze zeigt den westlichen Gebäudeteil mit dem charakteristischen Bottich.
So werden Spaziergänger das Gebäude nach der Sanierung sehen, denn so soll die Fassade aussehen, die Richtung Hardenberger Bach weist. Links das große Tor ist die Anlieferung für das Museum. Die untere Skizze zeigt den westlichen Gebäudeteil mit dem charakteristischen Bottich. © Repro WAZ | Skizze: Sabine Essler

Der Rundgang durch die Baustelle beginnt logischerweise im Erdgeschoss. Im vorderen Bereich, hin zur Straße „Sambeck“, stützt ein Kran einen Metallträger, fehlen Teile der Wand. „Hier kommt die Anlieferung hin“, erläutert Sabine Essler. Die Halle selbst bietet dann Platz für diverse Modelle von Flugsimulatoren.

Im hinteren Bereich entstehen Sanitärräume – „barrierefrei“, betont die Architektin – und eine kleine Teeküche, wird außen der Aufzug angebracht. „Alles in Abstimmung mit der Denkmalbehörde natürlich“, sagt Sabine Essler.

Zwischenetage bekommt Senderblick

Die Außenansicht von der Straße „Sambeck“ aus. Gut zu sehen sind die Umrisse der alten Sheddächer.
Die Außenansicht von der Straße „Sambeck“ aus. Gut zu sehen sind die Umrisse der alten Sheddächer. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Über eine knarzende Holztreppe geht es eine Etage höher, hier befinden sich zwei langgezogene, große Räume. Die Fenster sind mit Folien bedeckt, alte Metallkisten stehen an einer Wand, zwischen den beiden Räumen sind noch alte Tanks eingelassen, die entfernt werden müssen. Die Wände sind mit Graffiti übersät.

„Hier entstehen Räume für eine Kanzlei“, sagt Architektin Sabine Essler und führt durch die Räume an der Nordseite des Gebäudes. Von hier werden die Angestellten bald einen schönen Blick auf den renaturierten Hardenberger Bach haben.

Hingucker ist eine Wendeltreppe

Blick auf das Arbeiterhäuschen, im Hintergrund die Gebäude an der Hauptstraße: Auch das wird saniert, hier wird später gewohnt. Nur der Keller muss noch ausgeräumt werden. Eine lästige Aufgabe, die aber erledigt werden muss.
Blick auf das Arbeiterhäuschen, im Hintergrund die Gebäude an der Hauptstraße: Auch das wird saniert, hier wird später gewohnt. Nur der Keller muss noch ausgeräumt werden. Eine lästige Aufgabe, die aber erledigt werden muss. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Auf der Rückseite sollen Wohnungen eingerichtet werden, „zwei oder drei“, sagt Sabine Essler. Insgesamt sollen in dem Ensemble aus altem Fabrikgebäude und Arbeiterhäuschen neun Wohneinheiten bereit stehen.

Ein Hingucker in diesem Zwischengeschoss ist die eiserne Wendeltreppe an der Ostseite. „Feuerschutztechnisch ein Alptraum“, sagt Sabine Essler. Aber die wird wohl bleiben. In der Verbindung der beiden Gebäudeseiten ist am Ostteil eine Küche geplant – mit vorgelagerter Terrasse.

Terrasse mit Sheddach

Die entsteht auf dem Dach der Anlieferung, bedeckt von einem Sheddach. „Damit wollen wir das Industriethema aufgreifen“, sagt Sabine Essler. „Außerdem“, sie zeigt auf die derzeit freiliegende Außenwand, die durch ein Fenster zu sehen ist, „war hier früher auch ein Sheddach. Das sieht man an den weißen Flecken hier.“ Von der Terrasse aus haben die Angestellten dann einen freien Blick auf den Sender.

Diese Treppe ins Obergeschoss ist noch Diskussionsgegenstand, ragt sie doch in den Türsturz hinein.
Diese Treppe ins Obergeschoss ist noch Diskussionsgegenstand, ragt sie doch in den Türsturz hinein. © Sascha Döring

Weiter geht die Führung durch die Baustelle, eine weitere Treppe hinauf. „Was wir mit der Treppe machen, weiß ich noch nicht“, sagt Sabine Essler, denn die Holzkonstruktion verläuft so, dass einige Stufen in einen Türsturz hineinragen.

Wohnungen im Obergeschoss

Diese Wendeltreppe ist ein Hingucker, aber „feuerschutztechnisch eine Katastrophe“, sagt Architektin Sabine Essler.
Diese Wendeltreppe ist ein Hingucker, aber „feuerschutztechnisch eine Katastrophe“, sagt Architektin Sabine Essler. © Sascha Döring

Oben angekommen öffnet sich ein weiter Raum. „Hier sitzt dann die Museumsverwaltung im vorderen Bereich, der Rest wird Wohnung“, erläutert die Architektin. Auch der Spitzboden ist teilweise mit eingeplant – hier wird nach Fertigstellung geschlafen. Balkone sollen die Wohnungen auch bekommen.

Der große, von der Nordseite aus gut zu sehende Metallbottich, wird auch noch saniert. Dafür gibt es sogar Fördermittel. Und auch das Arbeiterhäuschen an der Südseite des Geländes, direkt am Hang zur Hauptstraße gelegen, „wird nett hergerichtet“, sagt Sabine Essler. Allerdings macht ihr der Keller Sorgen. Nicht aus statischen Gründen, „sondern weil der voll ist mit Gerümpel.“ Und das muss weg.

Materialmangel erschwert Planung

Läuft alles nach Plan, dann soll das alte Fabrikgebäude in einem Dreivierteljahr bezugsfertig sein. Doch dahinter steht noch ein großes „Aber“, denn: „Es ist zur Zeit unglaublich schwierig, eine Baustelle zu planen“, erläutert Architektin Sabine Essler. „Das Material ist knapp und die Preise explodieren teilweise.“ Ob sich der Plan also einhalten lasse, „ist momentan schwer zu sagen.“

Und auch einige Details muss sie noch mit dem Statiker und Eigentümer Frank Käufer abklären. So soll das Gebäude mit einer Pellet-Heizung gewärmt werden, „eventuell kommt auch Photovoltaik auf das Dach“, sagt Sabine Essler. „Aber das ist noch nicht abschließend geklärt.“

Drehort für Fernsehfilm

Nicht entgehen lassen wollten sich den Rundgang auch Hermann-Josef Schmitz und Ralph Güther (beide VVV). Vor allem Ralph Güther war interessiert an dem, was mit der Ruine geschehen soll – hat er doch als junger Mann selbst immer mal wieder dort gearbeitet und war später bei den Technischen Betrieben dafür zuständig, dass das Gelände gekauft wurde.

„Hier in dem kleinen Anbau“ – gemeint ist das Häuschen an der Westseite der Fabrikhalle – „standen unten die Drehbänke“, erinnert er sich. „Hier haben die Betriebshandwerker ihre Räume gehabt.“ Doch dieser Anbau ist marode, die Nordwand muss komplett erneuert werden, auch der Dachstuhl kann so nicht bleiben.

Und noch eine Anekdote hat Güther parat: „Das Gelände war Drehort für zwei Filme“, sagt er. Einer, „Cannibal Diner“, ist eher in die Sparte C-Movie einzusortieren. Der andere, „Teufelsbraten“, war ein Zweiteiler, der von WDR und Arte in Auftrag gegeben worden war, 2007 im Fernsehen lief und der auf dem Roman „Das verborgene Wort“ von Ulla Hahn basiert. Sämtliche Außenaufnahmen wurden in der Sambeck gedreht.