Langenberg. Im Treppenaufgang des Bismarckturms in Velbert-Langenberg zieht sich gut sichtbar ein Riss über Wand und Decke. Nach der Ursache wird nun gesucht
Leere Getränkekisten versperren den Weg, zusätzlich ist ein Band quer vor den Treppenaufgang gespannt. Für Besucherinnen und Besucher ist der Bismarckturm derzeit gesperrt. Und das noch einige Wochen.
Der Grund dafür ist schnell ausgemacht. Sabine Essler ist Architektin und im Vorstand des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Langenberg (VVV), der für den Turm zuständig ist. „Im Treppenaufgang hat sich ein Riss gebildet“, sagt sie und zeigt auf die Stelle.
Gut sichtbarer Riss
Gut sichtbar zieht sich der Riss die Wand hinauf, verläuft einmal quer über die Decke und kommt dann auf der anderen Seite die Wand wieder hinab. Nur, wie tief geht die Beschädigung? Ist nur der Putz betroffen oder auch das darunter liegende Mauerwerk?
Deshalb steht der Riss nun unter Beobachtung. Sogenannte Rissmonitore kleben an einigen Stellen, wöchentlich macht Sabine Essler davon ein Foto, schickt das an einen Gutachter. Vier Wochen dauert dieser Prozess und mindestens so lange bleibt der Turm gesperrt.
Aufgefallen im Winter 2020/21
„Wir als VVV haben die Sicherungspflicht“, sagt Hermann-Josef Schmitz, der Vereinsvorsitzende. „Und wir wissen ja nicht, ob in Folge der Rissbildung eventuell Teile der Decke oder der Wand herunterfallen. Deswegen sperren wir den Turm vorsichtshalber.“
Zum ersten Mal aufgefallen waren die Risse im Winter 2020/21, als der VVV-Vorstand eine Besprechung im benachbarten Bistro hatte. „Im Anschluss haben wir uns den Turm angeschaut“, berichtet Sabine Essler, „und dabei festgestellt, dass sich an der ersten Decke im Treppenaufgang eine Menge Kondensat gebildet hatte.“
Sanierung für den Winter geplant
Die daraus resultierenden Schäden seien gut sichtbar gewesen: „Korrosion an den Stahlträgern der Kappendecke und deutlich sichtbar abblätternder Putz“, zählt die Architektin auf. Im März 2021 habe es dann einen Termin mit einer Velberter Firma gegeben, die Erfahrung mit der Sanierung von Denkmälern hat, Ende März bekam die Firma den Auftrag.
„Zunächst sollte dann eine Temperaturmessung erfolgen“, blickt Sabine Essler zurück. Die wurde dann auch gemacht – im Oktober 2021. „Nach der Prüfung der Messung sollte die Sanierung eigentlich über den Winter erfolgen“, fährt sie fort.
Risse vergrößern sich
Bei einem weiteren Ortstermin habe sie dann feine Risse im Putz entdeckt. „Ich habe mir erst nichts dabei gedacht“, sagt sie rückblickend. Und auch am Turm passiert erst einmal nichts. Die Sanierung verzögert sich, „die Firma hatte mit Corona zu kämpfen, hinzu kamen Lieferengpässe.“ Und, räumt Hermann-Josef Schmitz schmunzelnd ein, „wir waren auch nicht sonderlich hinterher.“
Im März 2022 folgt ein weiterer Ortstermin, „da habe ich dann gesehen, dass die Risse sich vergrößert hatten“, sagt Sabine Essler. Weil es weiterhin Probleme mit der beauftragten Firma gibt, schaltet der VVV eine weitere – Velberter – Firma ein. Die ist Anfang Juli am Turm, die Risse haben sich zudem Zeitpunkt noch stärker ausgebreitet.
Turm ist erst einmal gesperrt
„Da haben wir uns entschlossen, den Turm zu sperren“, sagt Sabine Essler. Gleichzeitig schaltet der Verein einen Gutachter ein. Damit der zu einem Ergebnis kommen kann, werden auf den Rissen sogenannte Monitore angebracht. Das passiert am 11. Juli.
Die bestehen aus zwei fixierten Plastikelementen, die jeweils mit einer Skala versehen sind. Vergrößert sich der Riss, bewegen sich auch die Plastikplättchen. So sieht dann der Gutachter, wie sich der Schaden entwickelt.
Drei mögliche Szenarien
In enger Absprache mit dem Gutachter erarbeitet der VVV nun verschiedene Konzepte, wie es mit dem Turm weitergeht. Drei Szenarien sind möglich: Es passiert nichts weiter, der Riss beschränkt sich auf den Putz, dann ist der Turm nach Ablauf der vierwöchigen Beobachtungsphase wieder freigegeben.
Gibt es geringere Schäden auch in den unter dem Putz liegenden Schichten, dann steht noch in diesem Jahr eine Sanierung an, eventuell müssen dann auch die Stahlträger neu gemacht werden. Die dritte Möglichkeit – starke Schäden – würde dazu führen, dass der Turm sofort saniert werden muss.
Bis das Ergebnis vorliegt – das wird etwa Mitte August sein – bleibt der Turm nun also für Besucherverkehr gesperrt.
Letzte Sanierung liegt weiter zurück
„Bislang haben wir keine größeren Sanierungsmaßnahmen am Turm durchgeführt“, sagt der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, Hermann-Josef Schmitz.
In den 1990er-Jahren seien die Fugen im Mauerwerk erneuert worden, 600.000 D-Mark habe das damals gekostet. „Da lief viel über Spenden, wir haben aber auch einiges verkauft“, sagt Schmitz.
2016 waren dann erneut Fugen an der Reihe, im oberen Teil des Turms. „Die ziehen im Herbst Wasser. Gibt es im Winter Frost, platzen Stücke heraus.“