Langenberg. Zwei Jahre nach der Flut sind die Resultate bei den Sanierungen in Velbert-Langenberg ganz unterschiedlich: Was fertig ist – und was noch nicht.

Kaum war das Wasser im Juli 2021 wieder weg, kaum waren Schlamm und Dreck und Müll weggeräumt, begannen überall in Langenberg die Arbeiten zum Wiederaufbau. Und die dauern an vielen Stellen noch bis heute an.

Ganz oben auf der Liste steht dabei die Tiefgarage am Froweinplatz. Dass diese zentrale Parkmöglichkeit seit nun mehr zwei Jahren nicht zur Verfügung steht, macht sich an allen Ecken und Enden bemerkbar – nicht zuletzt auch in der Kundenfrequenz in der Altstadt.

Verkehrsgesellschaft Velbert bedauert lange Dauer der Sanierung

Die Tiefgarage am Froweinplatz in Velbert-Langenberg bleibt auch weiterhin geschlossen. Die Durchfahrt von der Voßkuhlstraße zum Froweinplatz (und umgekehrt) ist aber möglich. 
Die Tiefgarage am Froweinplatz in Velbert-Langenberg bleibt auch weiterhin geschlossen. Die Durchfahrt von der Voßkuhlstraße zum Froweinplatz (und umgekehrt) ist aber möglich.  © Sascha Döring | Sascha Döring

Gleich zwei Ladeninhaber nannten die ausbleibende Laufkundschaft als einen Hauptgrund, warum sie ihre Geschäfte schließen – darunter auch das Blumenhaus Peschel, eines der ersten Geschäfte, das nach dem Hochwasser überhaupt wieder geöffnet hatte.

„Glauben Sie mir“, sagt denn auch Christoph Peitz, „es ist ja nicht so, dass wir Rumbummeln. Auch wir würden die Tiefgarage gerne so schnell wie möglich wieder öffnen.“ Er ist Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Velbert (VGV), der Betreiberin der Tiefgarage.

Schaden ist so hoch, dass Stadt auf Erstattung angewiesen ist

Dass sich die Sanierung so zieht, hat im Prinzip einen ganz einfachen Grund: Geld. „Der Schaden liegt bei rund einer Million Euro“, führt Christoph Peitz aus. „Bei der Summe ist es angesichts der Haushaltslage in Velbert enorm wichtig, dass wir das Geld erstattet bekommen.“

Der Schaltraum der Tiefgarage Froweinplatz in Velbert-Langenberg: Das Hochwasser hat im Juli 2021 die komplette Technik zerstört. So funktionieren weder Brandmeldeanlage noch die Be- und Entlüftung. Eine provisorische Öffnung der Tiefgarage ist daher nicht möglich.
Der Schaltraum der Tiefgarage Froweinplatz in Velbert-Langenberg: Das Hochwasser hat im Juli 2021 die komplette Technik zerstört. So funktionieren weder Brandmeldeanlage noch die Be- und Entlüftung. Eine provisorische Öffnung der Tiefgarage ist daher nicht möglich. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Nur geht das nicht einfach so: Zunächst einmal musste die Stadt auf die Richtlinien zur Antragstellung warten, dann auf einen Gutachter. „Davon gibt es nicht so viele – und die, die es gibt, sind ausgelastet.“ Schließlich habe es ja nicht nur in Langenberg Hochwasserschäden gegeben.

Arbeiten an der Tiefgarage könnten im August weitergehen

Das Gutachten zu erstellen, dauere ebenfalls, nun, da es vorliege, könne die Ausschreibung für die einzelnen Arbeiten erfolgen. „Wir sind ausschreibungspflichtig“, begegnet Christoph Peitz der Kritik, die Stadt hätte doch einfach lokale Handwerker beauftragen können. „Wir dürfen da nicht einfach so Aufträge vergeben.“

Er rechne nun damit, dass in der kommenden Woche „drei bis vier Angebote“ zu den aktuellen Ausschreibungen (u. a. Elektroinstallation) ankommen. Womöglich im August könnten die Arbeiten dann weitergehen.

Provisorische Öffnung ist rechtlich nicht möglich

Einer provisorischen Öffnung der Tiefgarage zumindest tagsüber – so lautete ein Vorschlag aus der Langenberger Bürgerschaft – erteilt der VGV-Geschäftsführer eine klare Absage: „Es gibt keine Brandmeldeanlage, Be- und Entlüftung funktionieren nicht. Da dürfen wir gar nicht öffnen, nicht mal provisorisch.“

Oberhalb der Tiefgarage ist auch noch längst nicht alles wieder beim Alten: Während die Bezirksbeamten der Polizei zurück sind und die Begegnungsstätte der katholischen Gemeinde St. Michael seit Dienstag wieder im Erdgeschoss des Gemeindezentrums zu finden ist, bleibt die Filiale der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert (HRV) weiterhin geschlossen.

Sparkasse verspricht „schönste und modernste Filiale“

Der Sparkassen-Pavillon neben der Einfahrt zur Tiefgarage Froweinplatz in Velbert-Langenberg: Hier bekommen die Kundinnen und Kunden ihr Bargeld. Eine Ersatzfiliale ist bis zur Wiedereröffnung der eigentlichen Filiale an der Kamper Straße erreichbar.
Der Sparkassen-Pavillon neben der Einfahrt zur Tiefgarage Froweinplatz in Velbert-Langenberg: Hier bekommen die Kundinnen und Kunden ihr Bargeld. Eine Ersatzfiliale ist bis zur Wiedereröffnung der eigentlichen Filiale an der Kamper Straße erreichbar. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Wir befassen uns täglich mit der Sanierung und dem Umbau, auch wenn man das nicht immer alles sieht“, sagt Sparkassen-Sprecher Holger Kleine dazu. Auch hier liegen die Gründe für die Dauer ganz ähnlich wie bei der VGV, gab es etwa nicht sofort einen freien Gutachter.

Am aktuellen Plan, zum Jahresende die Türen wieder für die Kundinnen und Kunden zu öffnen, halte die Sparkasse aber fest, betont Holger Kleine. „Es wird die schönste und modernste Filiale in unserem Verbund“, verspricht er. Praktisch: Bei der Sanierung wird auch gleich energietechnisch umgebaut, ist etwa eine Photovoltaikanlage geplant. Bis zur Öffnung ist die Sparkasse in der Ersatzfiliale einige Meter weiter an der Kamper Straße erreichbar.

Katholische Gemeinde hat zwei Bauabschnitte fertig

Und einem Gerücht, das zuletzt in Langenberg die Runde machte, tritt Holger Kleine entschieden entgegen: „Das Fitnessstudio kommt auf jeden Fall, die Betreiber sind ganz eng in die Planung und Umsetzung der Sanierung eingebunden.“

Auch noch nicht fertig ist die katholische Kirchengemeinde St. Michael: „Wir hatten nach der Flut drei Bauabschnitte vor uns“, sagt Pfarrer Ulrich Herz, der die Sanierung leitet. „Die Wohnung und die Begegnungsstätte sind jetzt fertig, fehlt noch der Keller.“

Auch die Wieland-Werke waren vom Hochwasser betroffen

So sah es im Walzwerk der Wieland-Gruppe in Velbert-Langenberg nach der Flut im Juli 2021 aus: Inzwischen sind die Schäden alle repariert.
So sah es im Walzwerk der Wieland-Gruppe in Velbert-Langenberg nach der Flut im Juli 2021 aus: Inzwischen sind die Schäden alle repariert. © Wieland Gruppe | Manuel Nisch

Hier sei die Frage der Heizungsanlage noch nicht geklärt: „Kann man die alte durch neue, intelligentere Technik ersetzen?“ Das sei die zentrale Frage. Denn geheizt werden müsse: Die Orgel zum Beispiel benötige konstante Temperaturen. Das Bistum ist mit eingebunden. Positiv für die Gemeinde: „Die Baumaßnahmen werden alle von der Versicherung übernommen“, zeigt sich Pfarrer Ulrich Herz erleichtert.

Doch nicht nur die Langenberger Altstadt stand vor zwei Jahren unter Wasser, auch einige Kilometer weiter stieg das Wasser rasant – und überschwemmte dabei auch das Gelände der Wieland-Werke. Sieben Millionen Liter Wasser sind damals aus den Werkshallen gepumpt worden.

Reparaturen sind abgeschlossen – und Wieland sucht Personal

„Die Reparaturen sind schon seit längerem abgeschlossen und es sind wieder alle Anlagen in Betrieb“, sagt Werksleiter Manuel Nisch auf Nachfrage der WAZ. Und weiter: „Im nächsten Jahr planen wir die Einführung eines neuen Schichtsystems, um die Auslastung unserer Anlagen zu erhöhen.“

Nachdem derzeit nicht alle Anlagen voll ausgelastet seien, „können wir uns für den kommenden Aufschwung bestmöglich vorbereiten und neue Mitarbeitende einlernen.“ Konkret: „Für das neue Schichtsystem suchen wir noch weitere Kolleginnen und Kollegen für unsere Produktionsabteilungen, das heißt Anlagenführer, Industriemechaniker und Schichtmeister.“

>>>Apotheke, Netto und die S-Bahn<<<

Die Wirtschaftsförderung und das Altstadtmanagement unterstützen die Eigentümer der Ladenlokale an der Kamper Straße bei der Nachmietersuche, teilt die Stadt Velbert auf WAZ-Anfrage mit.

Die Nachfrage sei – wie in den meisten Städten und Stadtbezirken auch – aktuell verhalten. „Wir sind dennoch optimistisch – auch durch die Unterstützung unserer Förderprogramme –, dass Nachmieterinnen und Nachmieter gefunden werden können und befinden uns auch teilweise schon in Gesprächen.“

Betroffen vom Hochwasser waren damals auch die Tafel Niederberg (Wiedereröffnung Mitte September 2022), der Netto-Markt (Dezember 2021), die Adler-Apotheke (Januar 2022) und die Bahnstrecke (Freigabe im Januar 2022).