Velbert-Langenberg. Um Geld zum Wiederaufbau der Tiefgarage in Velbert-Langenberg zu bekommen, musste die Stadt warten – auf Richtlinien und auf einen Gutachter
Es ist stockduster in der Tiefgarage am Froweinplatz, das Licht, was durch die Zufahrt einfällt, reicht gerade einmal ein paar Meter in das Untergeschoss hinein. Dazu riecht es nach wie vor nach feuchtem Beton, am Rande des noch zu sehenden Bereichs reflektiert Wasser das Licht.
Genau sechs Monate ist es her, das fast fünf Millionen Liter Wasser die Tiefgarage geflutet haben. Um das anschaulich zu machen: Damit hätte man nahezu 28.000 handelsübliche Badewannen füllen können. Bis zur Decke stand die trübe Brühe, einen ganzen Tag lang.
Tiefgarage ist vom Schlamm befreit
Inzwischen sehen die Stellplätze „wieder ganz manierlich aus“, findet Christoph Peitz. Er ist einer von zwei Geschäftsführern der VGV, der Verkehrsgesellschaft der Stadt Velbert, die die Tiefgarage betreibt. Denn der Dreck ist inzwischen weg, zumindest da, wo sonst auch Publikumsverkehr herrscht.
Das Technische Hilfswerk hatte kurz nach dem Hochwasser mit sechs Hochleistungspumpen das Wasser zurück in den Deilbach befördert. Zwölf Stunden hat das gedauert. Anschließend kamen Mini-Bagger und schoben den Schlamm zusammen, der Rest „ist mit dem Hochdruckreiniger erledigt worden“, sagt Christoph Peitz.
Im Technikraum sind die Spuren noch da
Im Technikraum hingegen sind die Spuren der Flut noch gut sichtbar: Dreckverkrustete Spinnweben hängen von der Decke, die Schaltkästen und Monitore sind noch immer von einer dünnen Schlammschicht bedeckt, Teile des Belüftungsschachts hängen verbogen von der Decke. Dort, wo der Schacht befestigt worden ist, klafft ein großes Loch.
„Ein Beispiel dafür, mit welcher Wucht das Wasser hier hinein geströmt ist“, sagt Christoph Peitz – und zeigt ein Foto: Eine der Zugangstüren, immerhin eine Stahltür, hängt völlig verbogen in ihren Angeln. „Und wir haben ja noch richtig Glück gehabt“, berichtet der VGV-Geschäftsführer.
Sanierung war erfolgreich
Denn zum Zeitpunkt der Katastrophe parkte kein einziges Auto in der Tiefgarage, lediglich ein Motorroller. „Autos, die vom Wasser umhergeschleudert werden, hätten die Pfeiler beschädigen können“, sagt Christoph Peitz. Was wiederum die Statik des ganzen Gebäudes gefährdet hätte.
Und noch ein Aspekt hat dazu beigetragen, dass der Schaden nicht deutlich größer ist: „Die Garage war ja erst wenige Wochen wieder geöffnet. Die Sanierungsmaßnahmen haben sich während des Hochwassers bewährt“, erläutert Arnd Sulimma, ebenfalls Geschäftsführer der VGV.
Denn: Boden, Wände, Stützpfeiler – das alles sei durch die Maßnahmen „vernünftig versiegelt“ gewesen. So sei das Wasser nicht in die Strukturen eingedrungen und der Schmutz sei einfacher zu entfernen gewesen.
Warten auf den Gutachter
Nun, der Schlamm ist weg, die Garage sieht sauber aus – warum darf dort aber noch immer nicht geparkt werden, nicht einmal provisorisch? „Das hat mehrere Gründe“, beginnt Christoph Peitz und holt erst einmal aus.
„Wir sind auf Landesmittel für den Wiederaufbau angewiesen“, sagt der VGV-Geschäftsführer, der den Schaden auf rund eine halbe Million Euro beziffert. Das Land würde 80 Prozent davon übernehmen. „Es hat aber bis September gedauert, bis das Land die Richtlinien aufgestellt hatte, nach denen diese Mittel beantragt werden können.“
Mehr als 50.000 Euro Schaden
Weil die Schadenshöhe auch 50.000 Euro übersteigt, musste zudem ein Gutachter beauftragt werden. „Wir haben uns sofort auf die Suche gemacht“, sagt Christoph Peitz, „aber die sind derzeit sehr gefragt.“ Nicht nur in Velbert, auch in der Eifel, an der Ahr. Und die Zahl der Gutachter, die vom Land für solche Fälle zugelassen sei, sei begrenzt.
„Wir haben aber jetzt einen gefunden und beauftragt“, fährt Peitz fort. Unter anderem muss für die Begutachtung die verbliebene Lüftungsanlage zerlegt und geprüft, manche Teile in der Folge auch getauscht werden.
Mit einem Ergebnis rechnet Christoph Peitz in ein bis zwei Monaten, „danach können wir loslegen.“ Doch auch Handwerksunternehmen sind derzeit gut mit Aufträgen ausgelastet. „Wir müssen also erst ein Unternehmen finden, dass die Aufgabe übernimmt“, ergänzt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. Er hoffe, sagt Christoph Peitz, dass die Tiefgarage im Laufe des Sommers wieder öffnen könne.
Sicherheit nicht gewährleistet
Aber was spricht gegen ein Provisorium? „Kurz gesagt: die Sicherheit“, erläutert Peitz. Selbst für eine provisorische Öffnungen brauche es eine Bau- und Betriebsgenehmigung. Da aber sowohl die Be- und Entlüftung als auch die CO-Warnanlage und – zum Teil – Brandschutzeinrichtungen nicht funktionieren, „gibt es die nicht.“
Die Langenbergerinnen und Langenberger müssen sich also noch gedulden, und Aussicht auf Ersatzflächen gibt es auch nicht. „Dazu fehlt im Bereich der Altstadt schlicht der Platz“, sagt Arnd Sulimma. Er habe schon einmal überlegt, die Parkscheibenpflicht vorübergehend auszusetzen.
„Doch das erscheint mir nicht sinnvoll“, sagt er, denn: „Ich habe die große Sorge, dass die wenigen Parkplätze dann von Dauerparkern genutzt werden und diejenigen, die mal eben einkaufen wollen, erst recht keinen Parkplatz mehr finden.“
Besitzverhältnisse am Froweinplatz
Die Besitzverhältnisse am und unter dem Froweinplatz sind kompliziert, die Gebäude gehören gleich mehreren Institutionen.
Die Tiefgarage gehört der VGV, die Gebäude am Platz der Sparkasse Hilden, Ratingen, Velbert und der katholischen Kirchengemeinde St. Michael und Paulus.
Die Zufahrt wiederum untersteht zum Teil den Technischen Betrieben Velbert und zum Teil der Deutschen Bahn. Der Froweinplatz selbst gehört schließlich größtenteils wiederum der Kirche.