Langenberg. Von Juli bis Dezember ging nichts auf der Strecke zwischen Wuppertal und Essen. Jetzt fahren die Bahnen wieder, die Langenberger Pendler freut’s.

Es ist recht leer am Bahnhof an diesem windigen, kalten und nassen Morgen. Nur wenige Menschen verirren sich auf den Bahnsteig. Kurz darauf rollt die S 9 ein. Endlich wieder. Nach gut sechs Monaten Stillstand.

Denn so lange hat es gedauert, bis die Deutsche Bahn die Strecke zwischen Wuppertal und Essen nach dem Hochwasser Mitte Juli wieder in Schuss gebracht hatte. Teilweise waren die Gleise unterspült, das Gleisbett komplett vom Wasser weggerissen worden.

Langenberger Pendler froh, dass Bahn wieder fährt

Die Langenbergerin Christa Nisporek testet die Strecke, denn sie will bald mit ihren Enkeln einen Ausflug unternehmen – und da soll alles klappen.
Die Langenbergerin Christa Nisporek testet die Strecke, denn sie will bald mit ihren Enkeln einen Ausflug unternehmen – und da soll alles klappen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Ich bin total glücklich“, sagt Christa Nisporek. Sie will Richtung Wuppertal fahren, „die Strecke erstmal testen“, sagt sie lachend. Denn bald möchte sie mit den Enkeln einen Ausflug unternehmen, „da muss ich ja schauen, ob auch alles wieder klappt.“

Sie habe auch keine andere Möglichkeit, längere Strecken zurückzulegen. Während der Sperrung habe das zu echten Herausforderungen geführt. „Von Dortmund habe ich einmal gut zweieinhalb Stunden zurück gebraucht“, erzählt die Langenbergerin.

Bedauern über Abellio-Aus

Auch der Schienenersatzverkehr (SEV) sei da keine große Hilfe gewesen. „Einmal bin ich nachts in Holthausen gestrandet und habe festgestellt, dass kein Bus mehr fährt.“ Mit dem Taxi sei sei dann zurück nach Langenberg gefahren.

Was Christa Nisporek bedauert, ist das Aus von Abellio. „Die Züge waren immer sehr gepflegt“, lobt sie das Unternehmen, „das Personal sehr freundlich. Obwohl die ja einiges abbekommen haben.“ Allerdings: Zuverlässig sei die S-Bahn nicht gewesen. „Zuverlässig war nur die Preiserhöhung zu Jahresbeginn.“

Auto und Bus genutzt

Astrit Ismaili findet die Bahn nicht zuverlässig genug. „Ich kaufe mir jetzt ein Auto“, sagt er.
Astrit Ismaili findet die Bahn nicht zuverlässig genug. „Ich kaufe mir jetzt ein Auto“, sagt er. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Astrit Ismaili fährt „nur ausnahmsweise“ mit der Bahn. Denn: „Eigentlich ist die Verbindung ja gut, aber der Zug kommt einfach zu oft zu spät.“ Auf der Arbeit könne er das nicht zu oft als Grund angeben, „denn das hört sich ja an wie eine faule Ausrede“, sagt der junge Mann lachend. „Deswegen kaufe ich mir jetzt auch ein Auto.“

Am Bahnsteig Richtung Wuppertal sitzt auch eine junge Frau, auch sie ist auf dem Weg zur Arbeit. „Ich muss nach Düsseldorf“, sagt sie und ist erleichtert, dass die Bahn wieder fährt. „Der SEV war nicht gerade gut“, blickt sie zurück. „Ich bin dann oft mit dem Auto bis Vohwinkel gefahren und ab da mit der Bahn.“ Gut zwei Stunden habe sie dafür einrechnen müssen.

„Endlich wieder eine schnelle Verbindung“, sagt auch

Hussein Hassan ist froh, dass er jetzt auf dem Weg nach Langenberg nicht mehr umsteigen muss. Das spare ihn gut eine Stunde Fahrzeit.
Hussein Hassan ist froh, dass er jetzt auf dem Weg nach Langenberg nicht mehr umsteigen muss. Das spare ihn gut eine Stunde Fahrzeit. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Hussein Hassan. Er muss etwa ein Mal pro Monat mit dem Zug nach Langenberg fahren. „Als die Bahn nicht gefahren ist, habe ich den Bus von Essen genommen“, berichtet er. Zwei Mal umsteigen – ein großer Zeitaufwand. „Jetzt kann ich wieder durchfahren“, freut er sich.

Herbe Kritik am Ersatzverkehr

„Der SEV war Mist“, sind sich Ahmad Falaha und ein älterer Herr einig. „Ich habe mehr als eine Stunde länger zur Arbeit gebraucht“, sagt Ahmad Falaha. „Der Ersatzverkehr war grottenschlecht“, ereifert sich der Mitdiskutant. „Teilweise musste ich anderthalb Stunden warten, weil der Bus nicht gekommen ist.“

Dazu seien die Wege für den Bus einfach zu weit gewesen, „und es waren zu wenig Fahrzeuge unterwegs“, klagt der Langenberger. Hinzu komme seiner Meinung nach, „dass die auch nur die ganzen alten Busse eingesetzt haben.“ Immer wieder habe es Pannen gegeben, er habe sogar selbst einmal geholfen, als der Bus mit Motorproblemen liegen geblieben sei. „Das war schon blöd“, sagt er, „man musste viel Extrazeit einplanen.“

„Es könnte ruckeln“

Nun fahren die Bahnen aber wieder – allerdings müssen Pendlerinnen und Pendler auch im Januar noch mit Schwierigkeiten rechnen: Abellio stellt zum 31. Januar seinen Betrieb ein, ab dem 1. Februar übernimmt ein neuer Betreiber die Verbindung.

VRR-Geschäftsführer Ronald Lünser rechnet deswegen damit, dass es zu Problemen kommt: „Ich gehe davon aus, dass wir 80 Prozent des gesamten Angebotes sicher fortführen können und dass wir uns bei 20 Prozent auf Einschränkungen einstellen müssen.“

Betrieb ab dem 1. Februar

Von dem Wechsel betroffen sind auf der Strecke Essen-Wuppertal die S-Bahn-Linie S 9 sowie der Regionalexpress RE 49. Nach aktuellem Stand soll das Personal von Abellio übernommen werden.

Drei verschiedene Anbieter sollen die von Abellio betriebenen Strecken übernehmen. Für die S 9 und den RE 49 wird das die DB Regio sein.