Langenberg. Nach dem verheerenden Hochwasser im Juli 2021 ist das Blumengeschäft Peschel nun bereit für den Neustart. Morgen startet der Verkauf wieder.
„Mir kommen jetzt noch die Tränen, wenn ich darüber nachdenke, wie sehr uns die Langenberger, die Velberter, die Menschen aus all den anderen Städten geholfen haben – da kann ich mich nur bedanken“, sagt Rainer Bergfeld, der mit seiner Freundin Anita Klose das Blumen-Traditionshaus Peschel leitet.
Erst einige Monate hatte Bergfeld die Immobilie in der Langenberger Altstadt besessen, in der der Blumenladen seit 150 Jahren seine Geschäfte macht, als das Jahrhunderthochwasser alles zerstörte: Im Keller stand das Wasser bis zur Decke, im Erdgeschoss – dort, wo bis dahin die Blumen verkauft worden waren – auf Kniehöhe. Dass das bei einem Fachwerkhaus ein vorläufiges Todesurteil ist, dürfte klar sein. Der Lehm und das Holz können den Wassermassen schließlich kaum standhalten.
Von den Wasserschäden ist nichts mehr zu sehen
Neun Monate später ist in den Verkaufsräumen nichts mehr von den Wasserschäden zu sehen: In den modischen Holzregalen haben Bergfeld und Klose gemeinsam mit der Floristin Melanie Bellenberg Dekorationen aus Keramik gestapelt und auch die Ware, um die es eigentlich geht, hat wieder Einzug in ihr altes Zuhause erhalten: Blumen.
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Dass das vergleichsweise zügig ging, verdankt der Laden den zahlreichen Helfern, Spendern und verschiedenen Handwerksbetrieben. „In den ersten Tagen waren wir hier mit zehn Mann und haben alles ausgeräumt und geputzt“, sagt Bergfeld. „Da dachte ich: Wir können ja morgen schon wieder aufmachen.“ So einfach war es dann allerdings nicht. Statiker bemängelten die Tragfähigkeit verschiedener Wände, das Gebäude musste entkernt werden, zudem wurde neues Fachwerk eingebaut. Und das sind nur drei der zahlreichen Arbeiten, derer es bedurfte, um das alte Haus wieder instand zu setzen.
Die Versicherung zahlte – und es gab Spenden
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Dass Bergfeld und Klose die Komplettsanierung finanziell stemmen konnten, hat einerseits mit ihrer – zahlenden – Versicherung zu tun, andererseits aber auch mit unterschiedlichen Spenden, sowohl von Privatleuten als auch wohltätigen Organisation und Verbänden. Und neun Monate ohne Einnahmen konnte das Geschäft nur überstehen, weil Bergfeld und Klose noch andere Einnahmequellen haben: „Wir arbeiten auch noch auf dem Friedhof und in der Gärtnerei. Ich habe auch noch bei Beerdigungen weitergearbeitet“, erklärt Klose.
Nach der schlimmen Zeit können die Inhaber jetzt wieder lachen
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Heute jedenfalls erstrahlt das altehrwürdige Blumengeschäft in neuem Glanz. Und so geht Bergfeld auch ein Satz über die Lippen, der eigentlich bemerkenswert ist: „Es war gewissermaßen auch ein Vorteil: Wir konnten alles neu machen.“ Der Laden wirkt offen, hell, ohne tote Winkel oder dunkle Ecken. Von einem Segen kann natürlich trotzdem nicht die Rede sein: Denn an der Belegschaft ging das Ganze nicht spurlos vorbei: „Vorher hatten wir drei Floristinnen, jetzt nur noch zwei“, sagt Bergfeld und nickt in Richtung Melanie Bellenberg, die hinter der neuen Theke steht. „Die Zeit war schlimm“, sagt sie. „Jetzt aber bin ich sehr zufrieden.“ Nippt an ihrem Kaffee und lacht.
>>> Öffnungszeiten
-Wegen Corona hat das Blumengeschäft seine Öffnungszeiten umgestellt.
Freitags öffnet es von 9 bis 18 Uhr, sonntags und montags ist geschlossen.
An den anderen Tagen sind Bergfeld und Klose immer von 9 bis 13.30 Uhr für ihre Kunden da.