Langenberg. Beim Hochwasser im Juli ist das Herzstück der Adler-Apotheke in Langenberg, der Kommissionierer, beschädigt worden. Der Umbau läuft nun.

Der Haupteingang zur Adler-Apotheke ist nach wie vor verschlossen, im Verkaufsraum ist das Licht abgeschaltet. Urlaub macht hier allerdings niemand. Denn beim Hochwasser im Juli 2021 ist der Kommissionierer, das Herzstück der Apotheke, so schwer beschädigt worden, dass er ausgetauscht werden muss.

Und genau das passiert in dieser Woche. Während sich im Verkaufsraum Kisten und Kartons stapeln, sind die Flure in den hinteren Bereich mit Filz ausgelegt und hell erleuchtet. Bohrmaschinen und Akkuschrauber surren, auf den Fußböden liegen offene Werkzeugkästen, Verlängerungskabel und Material.

Erster Umbau im Jahr 2005

So knapp bemessen ist der Raum für den neuen Kommissionierer.
So knapp bemessen ist der Raum für den neuen Kommissionierer. © privat | Ivonne Backhaus

Aufgebaut ist das neue Gerät an diesem Morgen schon. Ein Blick durch die offene Wartungstür zeigt ein deckenhohes Regal, die Längsstreben sind nummeriert, gut zwei Meter entfernt „parkt“ ein Robotergreifarm in Ruheposition.

Eingebaut worden ist das ursprüngliche System schon vor 17 Jahren, blickt Inhaber Arndt Backhaus zurück, der in dem automatischen Warenlager gleich mehrere Vorteile sieht. „Zu erst einmal haben wir so viel mehr Platz im Verkaufsraum geschaffen“, erläutert der Apotheker.

Denn die Medikamente lagerten bis dahin in Schubladen, „die gerne auch mal 1,50 Meter tief waren.“ Allein der Schrank nehme so also schon viel Platz ein. Aber die Schubladen müssen ja auch aufgezogen werden. „Das war dann richtig eng hier vorne.“

Zeitersparnis und weniger Fehler

Ein weiterer Vorteil: Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter muss nicht mehr ins Lager und die Packung suchen, sondern kann bei der Kundin bzw. beim Kunden bleiben und weiter beraten. Außerdem reduziert das automatisch System Fehler.

„Wenn Sie in die Schublade greifen und eine Verpackung herausnehmen kann es schon mal vorkommen, dass Sie die falsche Dosierung erwischen“, sagt Arndt Backhaus. Das sei zwar menschlich, „Fehler passieren“, soll aber natürlich nicht vorkommen.

Bestand stets im Blick

Und schließlich findet der Computer auch das „richtige“ Medikament, sprich das von dem Hersteller, mit dem die Krankenkasse des Patienten bzw. der Patientin einen Rabattvertrag abgeschlossen hat. Außerdem ist das Lager mit dem Warenwirtschaftssystem verbunden.

So hat Arndt Backhaus immer den Überblick, was an Produkten vorhanden ist und was eventuell bestellt werden muss. „Das kann das System theoretisch sogar alleine“, erläutert der Apotheker, „aber der Chef schaut da lieber selbst noch mal drauf“, ergänzt er lachend.

Treffen sich ein Apotheker und ein Ingenieur...

Schnell fügt er noch eine Anekdote ein, darüber, wie die Idee des automatischen Warenlagers für Apotheken überhaupt in die Welt gekommen ist. Mitte der 1990er Jahre, beginnt er, sei ein Apotheker Zug gefahren. Dabei habe er einen Ingenieur getroffen und die beiden seien ins Gespräch gekommen.

Der Apotheker Arndt Backhaus steht im neuen Herzstück seiner Adler-Apotheke in Langenberg. Hier werden bis zu 10.500 Packungen mit Medikamenten gelagert.
Der Apotheker Arndt Backhaus steht im neuen Herzstück seiner Adler-Apotheke in Langenberg. Hier werden bis zu 10.500 Packungen mit Medikamenten gelagert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Dabei muss der Apotheker dem Ingenieur sein Leid geklagt haben, denn der hat gesagt: Ich bau’ Dir mal was.“ Genau das tat er, das System überzeugte und heute verkauft seine Firma die Kommissionierer in die ganze Welt.

Komplizierter Einbau

Zurück nach Langenberg: Eigentlich, so erzählt es Ivonne Backhaus, wollten die beiden nach dem Einbau des Kommissionierers im Jahr 2005 „nie wieder umbauen.“ Das hätten sich beide geschworen. Denn der Einbau in das alte Gebäude sei äußerst umständlich gewesen.

„Wir haben jeden Millimeter ausgenutzt“, sagt Ivonne Backhaus. Besonders ein Bauschritt ist ihr dabei gut im Gedächtnis geblieben: „Wir mussten mit einer Diamantsäge durch einen Natursteinkamin durch“, harte Arbeit für Mensch und Maschine.

Hinzu kommt: Der vordere Teil des Gebäudes ist noch relativ neu, doch der Anbau steht unter Denkmalschutz. „Wir können hier also nicht beliebig umbauen.“ Trotzdem passt die Technik nun in das Haus.

Apotheke öffnet Montag wieder

Vom Lager aus führt ein Förderband in den Verkaufsraum, etwa zehn bis 20 Sekunden dauert es, bis die gewünschte Packung im Verkaufsraum landet. Theoretisch kann der neue Roboterarm sogar runde Verpackungen greifen. „Aber“, sagt Ivonne Backhaus, „weil wir ein Förderband nutzen, käme so eine Verpackung wahrscheinlich nie im Verkaufsraum an.“

Nun ist der eigentliche Einbau abgeschlossen, die Programmierung des Lagers läuft. Anschließend bekommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch eine Schulung, und ab kommenden Montag, 24. Januar, ist die Adler-Apotheke dann wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten erreichbar.

Automatisches Warenlager

Der Kommissionierer ist ein automatisches Warenlager mit einer Kapazität von bis zu 10.500 Packungen. Die werden nach einem chaotischen System einsortiert – der Computer berechnet den optimalen Lagerplatz nach Packungsgröße.

Fällt das System aus, kommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dennoch an die Medikamente. Der Computer listet den genauen Lagerplatz mit Magazin- und Regalnummer auf, das Lager ist begehbar.