Neviges. Ein Investor hat im Herzen von Velbert-Neviges ein Grundstück gekauft. Ein Blumenladen muss deshalb schließen. So sehen die weiteren Pläne aus.

Statt bunter Sommerpflanzen vor der Eingangstür graue Tristesse, an der Scheibe prangt ein Aushang. „Wir bedanken uns bei unseren treuen Kunden für viele angenehme Gespräche.“ Die „Gartenmanufaktur“ in Velbert-Neviges, der witzige kleine Laden in der ehemaligen Tankstelle an der Weinbergstraße ist geschlossen.

Nicht etwa, weil die Kundschaft ausblieb, die Geschäfte nicht liefen. Der Familie Meister wurde gekündigt: Der Wuppertaler Investor Harjit Singh-Georg hat das Areal an der Weinbergstraße, zu dem auch die „Gartenmanufaktur“ steht, gekauft. Zu dem Grundstück gehören darüber hinaus einige Garagen. Auch die ehemalige weiße Direktorenvilla der Fabrik Assmann ist in seinem Besitz, wie der Geschäftsmann auf Anfrage bestätigte. Was er dagegen nicht kaufte: Das Fabrikgebäude aus rotem Backsteinbau, hier produzierte die Firma Assman Ende des 19. Jahrhunderts Knöpfe, vor allem für Militäruniformen.

So sehen die Pläne es Investors aus: Für die „Gartenmanufaktur“ werde es eine Nutzungsänderung geben, „das wird anderweitig gewerblich genutzt, mehr kann ich noch nicht sagen“, erklärt Harjit Singh-Georg. Was das gesamte Grundstück betrifft, da schießen im Moment die Gerüchte ins Kraut. Etwa die Vermutung, der Unternehmer wolle hier seine Pläne eines indischen Kulturzentrums verwirklichen, das habe er ja bereits in Wuppertal am Mirker Bahnhof versucht. Neviges als Anlaufpunkt für Angehörige der indischen Community? Völlig aus der Luft und absolut haltlos, so versichert Harjit Singh-Georg. „Nein, mit Sicherheit nicht. Das passt nicht, auf gar keinen Fall. Was immer geredet wird, ich weiß nicht, wie man auf so etwas kommt. Drei Menschen, drei Meinungen.“

Investor kaufte bereits die Stadthalle in Velbert-Neviges

Auch die ehemalige Direktorenvilla an der Weinbergstraße hat der Wuppertaler Investor gekauft.
Auch die ehemalige Direktorenvilla an der Weinbergstraße hat der Wuppertaler Investor gekauft. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Was die ehemalige Direktorenvilla betrifft, so könne er nur sagen: „Das bleibt Wohnhaus, es wird nichts verändert, das bleibt privat.“ Die Villa steht unter Denkmalschutz. Und damit kennt sich der aus Indien stammende Geschäftsmann aus, der seit 1987 in Wuppertal lebt.. So kaufte er 2018 die ehemalige Stadthalle an der Wilhelmstraße und ließ sie 2020 in Wohnraum umbauen. Die Fassade aus der Bauhaus-Ära wurde original-getreu hergerichtet, drinnen entstanden moderne Wohnungen. Er sei geradezu verliebt in alte Gebäude, die eine Geschichte haben, sie würden ihn magisch anziehen, sagte Harjit Singh-Georg damals beim Rundgang durch die sanierte Stadthalle. Die Stadt Velbert wollte das 1930 erbaute Gebäude für das sich lange kein Käufer fand, abreißen lassen.

In der alten Auto-Waschhalle entstand Schönes für jede Jahreszeit

Hier grünte und blühte es noch: So sah die „Gartenmanufaktur“ vor der Schließung aus.
Hier grünte und blühte es noch: So sah die „Gartenmanufaktur“ vor der Schließung aus. © Gartenbau Meister

Zurück zur Weinbergstraße: Der alteingesessene Familienbetrieb für Garten- und Landschaftsbau mit Sitz in der Flurstraße hatte die ehemalige Tankstelle im Oktober 2017 angemietet, um auch im Herzen von Neviges präsent zu sein. Floristin und Architektin Judith Reinhold, geborene Meister, hatte mit ihrer Mutter Friederike und einem kleinen Team Außergewöhnliches für jede Jahreszeit gezaubert, da wurde die alte Auto-Waschhalle zur Kreativwerkstatt. Zwar hatte die „Gartenmanufaktur“ nur an bestimmten Tagen geöffnet – doch dann war die kleine „Tanke“ stets eine Augenweide.

In Velbert-Neviges fehlt jetzt ein Blumenladen

Spätestens zum Jahresende hätten die Meisters ihren kleinen Laden aufgeben müssen, „hilfsweise jedoch zum nächstmöglichen Termin“, so heißt es in dem Kündigungsschreiben von Harjit Singh-Georg . „Wir haben uns damit nicht wohl gefühlt, man fühlt sich nicht mehr willkommen. Deshalb haben wir uns entschlossen, sofort zu schließen“, sagt Peter Meister. Der Betrieb an der Flurstraße bleibt natürlich bestehen – aber in Neviges fehlt ein Blumengeschäft. Das findet nicht nur die Stammkundschaft schade: „Es sah immer so schön aus, war draußen so liebevoll dekoriert. Das tat dem ganzen Umfeld gut“, sagt Anastasia Tomic, die mit ihrem Mann Miro die Metzgerei Janutta direkt gegenüber an der Siebeneicker Straße führt. „Es ist wirklich traurig. Wir sind gespannt, was jetzt hier passiert.“

>>>Investor seit 1987 in Wuppertal tätig

Investor Harjit Singh-Georg stammt aus Indien und ist seit 1987 als Geschäftsmann in Wuppertal tätig.

Zu seinem Grundstück gehören auch die Garagen seitlich der „Gartenmanufaktur“.