Neviges. Ein Wuppertaler Investor will eine verfallene Villa in Velbert-Neviges bewohnbar machen. Sie steht unter Denkmalschutz – und ist kurios.

Bis vor kurzem prangte an der Ziegelwand auf dem Parkplatz „Auf der Beek“ in Velbert-Neviges noch ein riesiges Plakat, das den beleuchteten Mariendom zeigte – das Wahrzeichen von Neviges in seiner ganzen Pracht. Das Dom-Plakat ist weg, stattdessen steht hier ein Gerüst, die mächtige Mauer ist eingehüllt in ein grünes Netz.

Davor steht eine Halteverbots-Schild. Der Grund für die Verhüllung: Die Ziegelwand ist undicht und wird repariert. „Das ist bisher die einzige Genehmigung, die wir haben. Alles andere müssen wir abwarten“, sagt der Wuppertaler Investor Harjit Singh-Georg. „Alles andere“, das ist das verfallene, unter Denkmalschutz stehende Haus jenseits der roten Brandwand. Singh-Georg möchte das einst prachtvolle Gebäude gerne sanieren und als Wohnraum nutzen.

Das so genannte Gästehaus der früheren Knopffabrik Assmann – spezialisiert auf Uniform-Knöpfe und militärische Abzeichen – gehört zu dem Areal an der Weinbergstraße, das der Wuppertaler Investor vor Wochen einer Nevigeser Familie abgekauft hat. Weitere Objekte auf dem Grundstück sind die weiße ehemalige Direktorenvilla, mehrere Garagen sowie eine schon vor langer Zeit still gelegte Tankstelle. Hier betrieb das Gartenbau-Unternehmen Meister bis kürzlich seine kleine, feine „Gartenmanufaktur“. Zwar hatte der neue Besitzer den Meisters erst zum 31. Dezember gekündigt, doch da sich die Familie nicht mehr willkommen fühlte, schloss sie den Laden schon eher. Für die ehemalige Tanke samt Waschhalle werde es eine Nutzungsänderung geben, so hatte Singh-Georg erklärt. Mehr könne er noch nicht sagen. Und so viel: Die weiße ehemalige Direktoren-Villa vorn an der Weinbergstraße, gegenüber der Heißmangel, bleibe privat genutzter Wohnraum.

Das Gästehaus liegt hinter der früheren Knopffabrik in Velbert-Neviges

Das Gästehaus der ehemaligen Knopffabrik in Neviges wird an der Rückseite abgegrenzt durch die rote Ziegelwand. Die ist undicht und wird gerade instand gesetzt – dadurch fallen auf dem Parkplatz „Auf der Beek“ einige Stellplätze weg.
Das Gästehaus der ehemaligen Knopffabrik in Neviges wird an der Rückseite abgegrenzt durch die rote Ziegelwand. Die ist undicht und wird gerade instand gesetzt – dadurch fallen auf dem Parkplatz „Auf der Beek“ einige Stellplätze weg. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Zurück zum Gästehaus hinter der früheren Fabrik. „Wenn ich die Unterstützung von der Denkmalbehörde bekomme, möchte ich es sanieren und vermieten.“ Die Anträge seien beim Amt für Denkmalschutz eingereicht. Von der Lage ist er ebenso begeistert wie von dem Haus selbst. „Das ist mitten drin in Neviges, Sie haben die S-Bahn direkt vor der Nase, das ist perfekt.“ Da er ein Faible für historische Bauten habe, sei ihm auch das Gästehaus gleich ans Herz gewachsen. „Ein so schönes Haus, nur leider sehr kaputt. Bisher wurde mir nur genehmigt, die Mauerwand hin um Parkplatz zu verputzen. Und das machen wir.“

Genaue Abstimmung mit dem Denkmalamt erforderlich

Hier gibt es viel zu tun: Das Gästehaus hinter der früheren Knopffabrik ist in einem schlechten Zustand.
Hier gibt es viel zu tun: Das Gästehaus hinter der früheren Knopffabrik ist in einem schlechten Zustand. © Funke Foto Services | Alexandra Roth

Die Mauer-Sanierung sei bis ins Detail abgestimmt, bestätigt Lea Holota-Fernau, bei der Stadt Velbert zuständig für den Denkmalschutz. Und was alles andere betreffe: „Da sind wir noch in der Abstimmung.“ Eigentümer, die an ihrem denkmalgeschütztem Haus etwas verändern wollten, müssten genau vorlegen, was sie ändern, welche Materialien sie wofür verwenden wollten. Was Lea Holota-Fernau wichtig ist: „Wir prüfen das nicht aus Spaß, wir beraten auch. Denn der Eigentümer und wir haben ja das gleiche Ziel: Das Denkmal instand zu halten.“

Nicht gebaut für dauerhaftes Wohnen

Wie hübsch und repräsentativ das Schieferhaus mit seinen grünen Fensterläden einst ausgesehen hat, dazu braucht es nicht viel Phantasie. Die Besonderheit des 1872 erbauten Hauses erschließe sich aus seiner Geschichte, wie die Denkmalschützerin erklärt. „Das war immer ein Gästehaus, wenn die Herrschaften Besuch bekamen, zum Beispiel von Verwandten. Die haben dann dort für eine kurze Zeit gewohnt. Es wurde aber nie für dauerhaftes Wohnen gebaut.“ Genau genommen sei es ein halbes Haus, an dessen Rückseite jene Brandwand stehe, die der Investor jetzt sanieren lasse. Sie grenzte einst an die alte Straßenbahn-Wagenhalle, die auf dem heutigen Parkplatz „Auf der Beek“ stand und 1962 abgerissen wurde. Erbaut 1895, hatten hier bis zu 22 Straßenbahnen Platz – damals war Neviges ein Verkehrsknotenpunkt der Bergischen Kleinbahnen. Mehr Leben für Neviges möchte auch Investor Harjit Singh-Georg: „Ich muss abwarten, was der Denkmalschutz sagt, die Anträge laufen.“

>>>Schon ein Objekt in Neviges

Investor Harjit Singh-Georg stammt aus Indien und ist seit 1987 als Geschäftsmann in Wuppertal tätig.

In Neviges hat er 2018 die ehemalige Stadthalle an der Wilhelmstraße gekauft und 2020 umgebaut zu Wohnungen zwischen 48 bis 120 Quadratmetern.

Die Stadthalle, errichtet 1930 im Bauhaus-Stil, wurde 2012 für den Betrieb geschlossen. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude gammelte lange vor sich hin und sollte abgerissen werden. Kurz vorher fand sich mit Harjit Singh-Georg ein neuer Käufer.