Neviges. Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde in Velbert-Neviges geht neue Wege: Beim „Gemeinsamen Pastoralen Amt“ ist viel Teamgeist gefragt.

Ein gutes Team waren sie von Anfang an, schon als Pfarrer Martin Weidner vor eineinhalb Jahren als „der Neue“ in die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde kam und Pfarrer Detlef Gruber nach fast 40 Jahren „beerbte“. Dabei könnten sie unterschiedlicher kaum sein, der stets schwungvolle und in seiner Art mitreißende Jugendleiter und Diakon René Görtz und der eher introvertierte, zurückhaltend wirkende Martin Weidner. Dass sich Gegensätze wunderbar ergänzen, haben die beiden in der Vergangenheit schon oft bewiesen. Jetzt ist noch mehr Teamgeist gefragt, muss man sich noch mehr aufeinander einstellen: Ab dem Sommer teilen sich die beiden das „Gemeinsame Pastorale Amt“ (GPA).

Die Gemeinde in Velbert gleichberechtigt führen

Die Gottesdienste in der Stadtkirche werden sich Pfarrer Martin Weidner und Diakon René Görtz im „Gemeinsamen Pastoralen Amt“ aufteilen, wobei Pfarrer Weidners Anteil größer ist.
Die Gottesdienste in der Stadtkirche werden sich Pfarrer Martin Weidner und Diakon René Görtz im „Gemeinsamen Pastoralen Amt“ aufteilen, wobei Pfarrer Weidners Anteil größer ist. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das GPA, ein in der evangelischen Kirche Rheinland von 1996 bis 2005 erprobtes und entwickeltes Modell, gilt als besonders innovativ und modern. Stark vereinfacht heißt dies, dass Pfarrerinnen und Pfarrer gemeinsam und gleichberechtigt mit pädagogisch ausgebildeten Gemeindegliedern oder Diakonen die Gemeinde führen. In Neviges bietet sich dieses Modell besonders an. Zum einen ist Jugendleiter René Görtz doppelt qualifiziert: Abgeschlossenes Magister-Studium in Soziologie, Pädagogik und Politik an der Uni Düsseldorf, Jugendarbeit in der Gemeinde und 2021 die zweijährige theologische Zusatzausbildung zum Diakon – besser geht’s nicht. Zum anderen ist Pfarrer Martin Weidner froh über ein wenig Entlastung: Taufen, Beerdigungen, Gottesdienste, Seniorenbetreuung – in einer knapp 4000 Schäfchen starken Gemeinde gibt’s ordentlich zu tun.

Wichtig ist eine sinnvoll Aufteilung der Aufgaben

Am 18. Juni soll das GPA starten, bis dahin laufen die Planungen auf Hochtouren. „Wir haben uns erst einmal überlegt: Welche Aufteilung ist sinnvoll? sagt Pfarrer Martin Weidner. Der grobe Plan sieht so aus: René Görtz betreut die Kita „Kinderreich“, besucht die Einrichtung, stellt etwa Bibelwochen auf die Beine. „Ich finde das wichtig, damit die Kinder ein Gesicht haben.“ Außerdem kümmert sich der 46-jährige dreifache Familienvater und engagierte Jugendleiter um die Konfirmanden: „Das sind zum einen drei Gottesdienste, dazu pro Jahrgang zwei bis drei Wochenend-Freizeiten, bei denen ein Thema intensiv bearbeitet wird und natürlich der Konfi-Unterricht“, erläutert Görtz, der sich die Stelle des Jugendleiters zukünftig zur Hälfte teilt mit Christina Botzen. „Sie macht schon jetzt zehn Stunden und macht das wirklich gut.“

Pfarrer Weidner übernimmt mehr Gottesdienste

Pfarrer Martin Weidner indes kümmert sich um die Grundschulen, also die Regenbogenschule im Siepen und die evangelische Grundschule an der Ansembourgallee, sowie um sämtliche „Erwachsenenkreise“, wie er erläutert: Da ist der frühere wöchentliche „Senioren-Nachmittag“ im Gemeindehaus, der jetzt „Mittwochs-Treff“ heißt. Da sind die Besuche in Altenheimen, das Vorbeischauen bei Hochbetagten, die noch zu Hause leben. Auch die Leitung des Ehrenamtlichen-Besuchsdienstes liegt in den Händen von Martin Weidner, Gemeindegliedern ab dem 80. Lebensjahr wird auf Wunsch persönlich gratuliert.

Außerdem übernimmt er mehr Gottesdienste als sein Kollege, bei Trauungen, Beerdigungen und Taufen will man sich sich aufteilen, alles eine Frage der Koordination. Darf man sich denn zum Beispiel wünschen, wer einen traut? Rene Görtz lächelt: „Man kann sich nicht Datum und Person aussuchen, entweder oder. Wer Wünsche hat, muss sich schon nach unseren Terminen richten.“

>>>Ab Karfreitag wieder Gottesdienst in der Stadtkirche

Die Gottesdienste laufen aus Energiespar-Gründen zurzeit im Gemeindehaus Siebeneicker Straße 5. Hier kann die Gemeinde im Warmen singen und beten, was in der Stadtkirche wegen der hohen Gaspreise nicht möglich wäre.

Jeden Montag und Donnerstag finden aber nach wie vor hier die Friedensgebete für die Ukraine statt.

Ab Karfreitag, 7. April, soll es dann auch wieder Gottesdienste in der Stadtkirche geben.