Neviges. Die evangelisch-reformierte Gemeinde Neviges hat mit Martin Weidner wieder einen neuen zweiten Pfarrer. Aus vielen Gründen nahm er die Stelle an.

Bei diesem Pfarrer, da kann die Gemeinde auf jeden Fall sicher sein: Langweilig wird es mit „dem Neuen“ nicht. Denn er schreibt leidenschaftlich gern Weihnachtsgeschichten – „auch Weihnachtskrimis, warum nicht?“ – und sagt von sich selbst: „Ich beschäftige mich gern mit Quantenphysik. Das ist atemberaubend und sprengt das normale Denken. Wenn man das macht, ist man schon ein bisschen verrückt.“ Martin Weidner ist der neue zweite Pfarrer der evangelisch-reformierte Kirchengemeinde. Drei Jahre lang war die Stelle nach dem Weggang Stefanie Stutes vakant. Jetzt freut sich der 59-Jährige darauf, in Zusammenarbeit mit Pfarrer Detlef Gruber all die vielen Aufgaben gemeinsam anzugehen. Die beste Unterstützung bekommt er dabei von Ehefrau Christine, die ebenfalls Theologin ist.

Sich um ältere Menschen kümmern

„Ich werde mich aber nur ehrenamtlich einbringen, ich wurde ja nicht gewählt“, sagt Christine Weidner. Auf jeden Fall habe sie vor, sich unter anderem um ältere Menschen zu kümmern. „Das ist praktisch, da kann ich ja morgens immer rüber winken“, sagt Christine Weidner und zeigt dabei lachend zum Fenster. Von der Küche ihrer schönen Wohnung in der Tönisheider Straße aus schauen die Weidners geradewegs auf das Altenheim „Domizil Burgfeld“.

Sonntag ist der erste Gottesdienst

In der Stadtkirche hält Pfarrer Martin Weidner am Sonntag seinen ersten Gottesdienst vor der Gemeinde.
In der Stadtkirche hält Pfarrer Martin Weidner am Sonntag seinen ersten Gottesdienst vor der Gemeinde. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Mit ihrem Ehemann – die Zwei haben sich während ihres Studiums in Marburg kennengelernt und haben einen erwachsenen Sohn – teilt sie nicht nur die Leidenschaft für die Theologie. Auch in Christine Weidners Leben spielt Literatur eine große Rolle, unter anderem ist sie Mitglied in der Inklings-Gesellschaft, einer Gruppe, die sich hauptsächlich mit Werken Tolkiens und C.S. Lewis’ beschäftigt. „Ich habe auch schon Themenabende über Herr der Ringe und Bibel erarbeitet.“ Außerdem verfasst sie als freie Mitarbeiterin ab und zu Beiträge beim Evangeliums-Rundfunk. Aber das, so schränkt sie ein, „vielleicht zwei mal im Jahr“. Ihr Mann dagegen schreibe viel, „seine Weihnachtsgeschichten sind wirklich etwas Besonderes, die sind so ganz anders.“

Ein gemeinsamer Entschluss

Den Entschluss, nach elf Jahren die Kirchengemeinde Opladen bei Leverkusen zu verlassen und nach Neviges zu ziehen, trafen beide aus Überzeugung. Und für beide war es auch eine Herzensangelegenheit. Obwohl, wie sie übereinstimmend sagen, man ursprünglich gar nicht vor hatte, aus Opladen weg zu ziehen – hätte man nicht von der Stelle in Neviges gehört. Vor allem für Martin Weidner bedeutet der neue Arbeitsplatz auch ein wenig, wieder nach Hause zu kommen.

Begeistert von der Gemeinde

Sonntag ist Premiere

Seinen ersten Gottesdienst, abgesehen vom Probegottesdienst, hält Pfarrer Martin Weidner am Sonntag, 19. September, um 10.15 Uhr in der Stadtkirche.

Die offizielle Einführung in das Amt durch Superintendent Jürgen Buchholz ist für den 3. Oktober vorgesehen, ebenfalls um 10.15 Uhr in der Stadtkirche.

Pfarrerin Stefanie Stute ist aus gesundheitlichen Gründen zur Diakonie Aprath gewechselt. Die Stelle umfasst weniger Stunden.

„Ich bin in Kettwig geboren, hab meinen Zivildienst in Heiligenhaus geleistet“, erzählt Martin Weidner, der damals während des Zivildienstes auch seine wahre Berufung erkannt hatte: „Eigentlich wollte ich Mathematik und Physik studieren, aber in dem Altenheim hab ich gemerkt, was wichtiger ist.“ Nach dem Theologie-Studium in Marburg, Tübingen und Kiel trat Martin Weidner unter anderem auch eine Stelle in Wuppertal an – doch gewohnt haben die Weidners damals in Langenberg. „Das war eine so schöne Zeit, wir hatten uns hier damals wohl gefühlt“, erinnert sich Christine Weidner schwärmend. Noch heute kenne man hier viele Leute, vor allem zur Bleibergquelle hätten beide einen guten Draht. Aber natürlich hätten nicht nostalgische Gründe den Ausschlag gegeben – Martin Weidner war und ist einfach hellauf begeistert von dieser Gemeinde hier.

Teamarbeit ist wichtig

„Als ich von der Stelle hörte, hab ich mir das erstmal im Internet angeschaut und gleich gesehen: Die sind ungewöhnlich gut strukturiert, auch inhaltlich hat mich vieles angesprochen.“ So gefiel ihm unter anderem, dass die Gemeinde die Jugendarbeit dem CVJM übertragen hat. „Und ich hab gleich gemerkt, hier sind viele Menschen aktiv. Man spürt einfach: Das ist ein gutes Miteinander.“ Nach einem persönlichen Gespräch mit Pfarrer Gruber und Jugendleiter René Görtz hat sich Martin Weidner dann auf die Stelle des zweiten Pfarrers beworben. Beeindruckt habe ihn unter anderem, dass Britta Burkhardt und Stephan Schnautz – sie engagiertes Gemeindemitglied, er Küster und Hausmeister – im Lockdown einen Schulgottesdienst per Video auf die Beine gestellt hatten. „Mit den beiden läuft das im Siepen auch so weiter. Wir machen das jetzt eben im Team.“ Ansonsten müsse er jetzt erst einmal alles kennenlernen.

Herr Pfarrer radelt

Eines ist schon jetzt klar: In Neviges fühlen sich die beiden genauso wohl wie einst in Langenberg. „Wir waren am Wochenende am Schloss, auf diesen Gartentagen, das ist ja so schön. Und die Leute sind nett und offen, wir haben hier den Wald vor der Tür, alles ganz herrlich“, schwärmt Christine Weidner. Eine schöne Gegend, aber auch arg bergig, hat vor allem Martin Weidner festgestellt. Da die Weidners aus Überzeugung kein Auto haben, steigt Herr Pfarrer für jeden Termin aufs Rad: „Das ist schon eine Herausforderung. Aber noch will ich kein E-Bike, sondern es so versuchen.“ Zur Stadtkirche wie auch zum Gemeindehaus, da geht es ja zum Glück bergab.