Neviges. René Görtz ist in Velbert-Neviges neuer Diakon der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde. Der 45-Jährige hat für sein Amt jede Menge Ideen.

Er strotz vor Energie und Optimismus und freut sich auf seine kommenden Aufgaben. Wer René Görtz, Jugendleiter der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde, einmal bei seinen im besten Sinne oft verrückten Aktionen erlebt hat, der zweifelt keine Sekunde: Dieser Mann wird künftig noch mehr Schwung in die Gemeinde bringen und auch die Erwachsenen mitreißen. Der 45-jährige Familienvater hat seine zweijährige Zusatzausbildung zum Diakon abgeschlossen, darf nun auch predigen und weitere Aufgaben in der Gemeinde übernehmen. Als Jugendleiter bleibt er den Kindern und Jugendlichen aber nach wie vor erhalten.

Verbindung zwischen Volk und Pfarrer

„Pfarrer zu werden, das war für mich nie eine Option. Aber Menschen zu begleiten, Gemeinschaften zu formen, mitzumachen, dass Glaube im Alltag gelebt werden kann, das fand ich immer schon spannend“, sagt René Görtz. Seine neue Rolle bringt er folgendermaßen auf den Punkt: „Ein Diakon oder auch eine Diakonin ist die Verbindung zwischen Volk und Pfarrer.“ Diakone gibt es in der evangelischen wie auch der katholischen Kirche, es ist das einzige geistliche Amt neben dem des Pfarrers.

Wichtig ist Toleranz

Diakone gibt’s nicht nur in der Kirche

Diakone und Diakoninnen haben eine doppelte Qualifikation: eine theologische und eine staatlich anerkannte Ausbildung in einem Sozialberuf.

Die Ausbildung endet mit der Einsegnung in das Amt. Eingesetzt werden Diakone und Diakoninnen nicht nur in Gemeinden, sondern auch in staatlichen und kommunalen Einrichtungen wie zum Beispiel Kitas.

Jeden Mittwoch und dazu mehrere Wochen im Block paukte René Görtz während seiner zweijährigen Zusatzausbildung in der evangelischen Stiftung Tannenhof in Remscheid unter anderem die Fächer Altes und Neues Testament, Seelsorge, Jugendarbeit, Kirchengeschichte, Ökumene und Religionspädagogik. Jede Menge Theorie, auf deren praktische Umsetzung sich der neue Diakon voller Tatendrang freut. Was für den Familienvater in der Jugendarbeit wichtig war und ist, das will er künftig auch den Erwachsenen in der Gemeinde vermitteln: „Ohne Toleranz geht nichts, Toleranz ist wichtig. Gegenüber Andersdenkenden, auch Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen. Der Glaube interessiert mich. Religion nicht.“

Ein eigener Raum für Kinder

In der Stadtkirche ist ein eigener Raum für Kinder geplant. Dort kann es dann auch mal während des Gottesdienstes etwas lauter zugehen. ohne dass sich die Besucherinnen und Besucher gestört fühlen.
In der Stadtkirche ist ein eigener Raum für Kinder geplant. Dort kann es dann auch mal während des Gottesdienstes etwas lauter zugehen. ohne dass sich die Besucherinnen und Besucher gestört fühlen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und was sind konkret seine Ziele, seine Wünsche im neuen Amt? „Wenn wir es schaffen, mehr Familien in den Gottesdienst zu locken, das wäre schön.“ Dazu ist unter anderem ein schalldichter Kinderraum im hinteren Teil der Stadtkirche geplant. Kinder dürften dann auch mal etwas lauter werden, ohne dass sich die Gottesdienstbesucher gestört fühlen. „Und mehr Transparenz bei Entscheidungs- und Entwicklungsprozessen ist mir wichtig, Menschen möchten informiert werden.“ Eine „Generationen-übergreifende Gemeinde“ zu erschaffen, ohne Hemmschwellen und Barrieren, auch das steht ganz oben auf der Wunschliste. Was die Gottesdienste betrifft, da möchte er Teams aufbauen, gern auch gemeinsam mit Ehrenamtlichen. Überhaupt all die Freiwilligen, die ihre Zeit der Gemeinde schenken: „Ehrenamt ist ein Schatz. Man muss die Ehrenamtlichen wertschätzen, sie stärken. Das liegt mir am Herzen.“

Mehr Musik in die Kirche bringen

Als leidenschaftlicher Hobby-Musiker – mit Anfang 20 gründete René Görtz im Studium seine erste Band „Amber Grain“ – fände der Diakon noch mehr Musik, mehr Gesang, mehr musikalische Vielfalt in den Gottesdiensten prima. Schon jetzt bestehe eine sehr gute Verbindung zu Anna Levina-Mejeritski, der Leiterin des evangelischen Kirchenchores, man verstehe sich glänzend. „Ja, meine Gitarre gehört immer zur Verkündigung, zum Beispiel auf Jugendfreizeiten. Ich habe eine Liebe zur Bibel, aber ich komme eben auch vom Leben, benutze gern Bilder aus dem Alltag.“ Und da sei Musik eine ganz wunderbare zusätzliche Art, Botschaften an den Mann und die Frau zu bringen.

Konvertiert zum Protestantismus

Nicht nur, weil er so engagiert und lebensbejahend ist, auch aufgrund seiner Biografie ist der gebürtige Mettmanner für das Amt des Diakons wie geschaffen. Nach dem abgeschlossenen Studium der Soziologie, Pädagogik und Politik an der Uni Düsseldorf, das Magister-Examen in der Tasche, stellte sich die Frage: „Was mache ich jetzt damit? Vollzeit Kirche oder irgendetwas im politisch-soziologischen Bereich?“ Kirchlich engagiert hatte er sich von Kindesbeinen an, bewies dabei Flexibilität. „20 Jahre meines Lebens war ich katholisch“, erzählt Görtz und lacht. „In meiner Heimatgemeinde in Mettmann war ich Messdiener, machte mit bei den Pfadfindern. Und lernte dann über Freunde eine kleine evangelische Gemeinde kennen. Da konnte ich mich ehrenamtlich richtig einbringen, das hat mir Spaß gemacht. Ich bin dann konvertiert.“

Der Rest ist schnell erzählt: Im Jahr 2002 begann er als fest Angestellter bei der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Neviges, ein Jahr später die Hochzeit mit Ehefrau Doro, einer Diplom-Pädagogin. Dass er die drei Kinder Jaakoba (16), Fleur (14) und Maëlle (8) nicht nur daheim, sondern oft auch im Jugendkeller Roonstraße oder im Garten des Gemeindehauses sieht, empfindet René Görtz als großes Glück: „Das ist toll, unser Verhältnis ist dadurch gereift und noch intensiver geworden.“