Bei der Feuerwehr gibt es eine Taucherstaffel. Für diesen Job werden Einsatzkräfte eigens ausgebildet.
Die Feuerwehrleute begeben sich nicht nur in schwindelnde Höhen. Sie tauchen auch ab. Es gibt bei der Berufsfeuerwehr Oberhausen eine Taucherstaffel. Aber nein, Urlaubsbilder von Tauchgängen in karibischen Gewässern sollte jeder schnell vergessen. Wenn die Feuerwehr ins Wasser geht, dann in der Regel, weil etwas Schreckliches passiert ist. Menschen werden aus dem Wasser geholt, Kinder gerettet, die ins Eis eingebrochen sind, Tiere aus misslichen Lagen befreit, aber auch Bauwerke unter Wasser kontrolliert.
Brandoberamtsrat Peter Lindemann (59) gehörte früher auch zu den Tauchern der Feuerwehr. Er kann sich noch an die Schreie einer Mutter erinnern, deren Kind Feuerwehrmänner tot aus einem Klärbecken der ehemaligen Zeche Alstaden bargen. Und Lindemann erzählt auch von der Überwindung, die es kostet, zum ersten Mal eine Wasserleiche anzufassen. Wenn dann jemand lebend aus dem Wasser gezogen werden kann, ist das natürlich ein tolles Gefühl. „Wir haben schon Menschen gerettet, die sich in suizidaler Absicht ins Wasser gestürzt hatten”, erzählt Lindemann. Diese Leuten hatten Mäntel getragen, die sich beim Sprung ins Wasser über ihre Köpfe stülpten und so für eine Luftblase sorgen.
Das erst Mal in den Kanal abzutauchen, ist meist mit einem beklemmenden Gefühl verbunden. Denn das Wasser ist trübe. Die Sicht beträgt nur wenige Zentimeter. Und der Taucher ist dort in der Tiefe völlig alleine, ist nur über eine Signalleine oder ein Tauchertelefon mit einem Signalmann an Land verbunden. Bewegt sich über schlammigen Grund mit messerscharfen Muscheln und allerhand Gegenständen, die irgendwann mal ins Wasser geworfen wurden. Dort unten ist der Taucher auf seinen Tastsinn angewiesen und sucht systematisch ein bestimmtes Gebiet ab.
An diesem Morgen macht sich André Nowak fertig für eine Begegnung mit dem zehn Grad Celsius kalten Wasser des Rhein-Herne-Kanals. Einsatzleiter Frank Kluge hilft dem Kollegen, das 40 Kilogramm schwere Tauchgerät zu schultern. Mit so einem Gewicht auf dem Rücken kann man schon fast froh sein, ins Wasser zu kommen. Obwohl die ersten Sekunden im Nasstauchanzug bitter sind. Da läuft das kalte Wasser, das sich schnell auf Körpertemperatur aufwärmt, als dünne Schicht zwischen Haut und Anzug. Kluge: „Bei zehn Grad nehmen wir noch die Nasstaucheranzüge.” Sinken die Temperaturen weiter, gibt es Trockentaucheranzüge.
Dieser Einsatz ist für Nowak nur eine Übung, eine von zehn Übungsstunden, die er pro Jahr absolvieren muss. Der Feuerwehrmann gehört zu einer Gruppe von 32 Tauchern. Sie stellen sicher, dass der Gerätewagen „Wasserrettung” rund um die Uhr mit einer Taucherstaffel besetzt ist. Eine Taucherstaffel setzt sich zusammen aus Taucher und Signalmann, Reservetaucher und Signalmann sowie dem Taucheinsatzführer.
Nach einem Alarm rücken die fünf Feuerwehrtaucher in ca. einer Minute aus. Während der Fahrt legen sie die Tauchausrüstung an. Die Taucher werden pro Jahr zu rund 20 Einsätzen gerufen. Davon abgesehen sind die Taucher eben Feuerwehrleute, die zu allen Feuer- und Rettungseinsätzen raus fahren. Lindemann sagt: „Ein Feuerwehrmann kann viele Berufe in einem haben, kann Höhenretter und Taucher sein, Rettungs- und Drehleiterassistent und eine Ausbildung im Strahlenschutz absolviert haben. Außerdem: Muss es natürlich Mitarbeiter bei der Feuerwehr geben, die die Mehrzweckboote fahren können, wenn sie für Einsätze benötigt werden.