Die Freiwillige ergänzt die Berufsfeuerwehr und hat damit eine wichtige Funktion.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Mit der Brüderlichkeit und der Freiheit ist das so eine Sache. Aber die Gleichheit scheint es zu geben. Zumindest an einer Stelle. Ihre Farben sind blau und rot. Feuerwehrfarben. Weil dieser Pool, in dem der Rechtsanwalt auf den Friseur, der Chemiker auf den Schornsteinfeger, der Arzt auf den Lehrer trifft, ist die Freiwillige Feuerwehr. „An Berufen haben wir so ziemlich alles hier”, sagt Dirk Hoffmann (45), Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Oberhausen und stellvertretender Zugführer von Königshardt.

Hoffmann, der in der vierten Generation bei der FF Königshardt engagiert ist, beteuert, „meine Kinder werden feuerwehrneutral erzogen”. Aber er selbst hat den verrücktesten Beruf von allen. „Ich bin Feuwerwehr-Autoverkäufer”, lacht er. Na, wie praktisch ist das denn. „Bei mir gibt es nur rote Autos wie Ferraris”, freut sich Hoffmann.

Gute Stimmung

Die Stimmung an diesem Abend im Gerätehaus in Königshardt ist gut. Die Königshardter sind der einzige Löschzug mit einer eigenen Unterkunft. Die übrigen drei Löschzüge, der FF Oberhausen, Mitte, Süd und Sterkrade, teilen sich ihre Domizile mit der Berufsfeuerwehr. Heute sind Vertreter aller vier Züge zusammen gekommen, um die FF Oberhausen vorzustellen.

In jedem Löschzug arbeiten 30 bis 35 Mann, das heißt, zwei Frauen sind auch dabei. 116 Freiwillige gibt es. Alle sind auch an Atemschutzgeräten ausgebildet, also schon Profis. Und Freiwillige Feuerwehr ist auch wirklich keine Spielerei. Sie ist im Brandschutzbedarfsplan mit aufgeführt. Entsprechend müssen die Freiwilligen im Falle eines Falles auch erreichbar sein. Sie haben Zuhause Funkmeldeempfänger, Handys. Mit dem Auto geht es dann zum Gerätehaus oder eben zu einer der beiden Wachen der Berufsfeuerwehr. Und wenn alles gut läuft, rücken die Feuerwehrleute innerhalb von fünf Minuten aus.

Plötzliche Einsätze

Aber die Freiwilligen haben ja alle ihren Beruf. Wie ist das da mit so einem plötzlichen Einsatz. „Rein rechtlich gesehen muss der Arbeitgeber uns freistellen”, erklärt Hoffmann. Den Lohn bekommt er von der Stadt ersetzt. Doch viele Arbeitgeber respektierten den freiwilligen Job dennoch nicht mehr. Früher sei es einfacher gewesen, da hätte es mehr Leute am Arbeitsplatz gegeben. Oder: Hoffmann, Vater der Söhne, acht und vier Jahre alt, die eben feuerwehrneutral erzogen werden, sagt: „Wenn der Pieper geht, dann müssen die beiden auch schon mal zum Nachbarn.”

Was den Nachwuchs anginge, wunderten sie sich in Oberhausen manchmal, „wo die alle herkommen”. Sprich, es gibt überhaupt keine Probleme. Zwei Kollegen mit Migrationshintergrund hätten sie mittlerweile auch in ihren Reihen. Allerdings lediglich zwei Frauen in einem Löschzug. Dabei sind die baulichen Voraussetzungen für den Einsatz von Frauen wohl auch gegeben. „Wir in Sterkrade haben auch Damenduschen”, erklärt Manfred Flore, der Zugführer der FF Sterkrade. „Wir haben gar keine Duschen”, lacht Hoffmann. Woran es liegt, dass sich so wenig Frauen engagieren, weiß man nicht. Den harten Sporttest wie die Berufsfeuerwehrleute müssen die Freiwilligen nicht machen, wohl aber die gleiche ärztliche Untersuchung hinter sich bringen. „Es ist wohl eine althergebrachte Männerdomäne”, schätzt Hoffmann.

Vierte Generation

Er selbst ist ja nun in der vierten Generation bei den Freiwilligen. Freiwillig. Vielleicht ist es also doch was mit der Freiheit. Und wenn Hoffmann erzählt: „Es gründen sich hier auch viele Freunschaften, es ist mehr als Dienst”, dann hat man ja sogar die Brüderlichkeit.

Silvester

Die Freiwillige Feuerwehr rückt übrigens nicht nur zu ihren Einsätzen aus. Ähnlich wie die Polizei ist sie oftmals Freund und Helfer der Menschen. „Die Motivation kommt bei uns ja nicht übers Geld, es muss ein Vereinscharakter da sein”, erklärt Flore. Und so schmücken die Männer Weihnachtbäume in der Stadt, engagieren sich sozial, laden zu Feiern ein. Machen Sicherheistwachen, waren in Brandenburg oder bei der Schneekatastrophe in Münster dabei. „Wir haben zunehmend Großschadenslagen, die in Oberhausen nicht allein über die Berufsfeuerwehr abzudecken sind”, sagen sie.

Der ehrenamtliche Job ist mit sehr viel Einsatz und Arbeit verbunden. Da sind die wöchentlichen zweistündigen Übungsabende, da sind pro Zug und Jahr zusätzliche 1000 Stunden an Lehrgängen, wie Dirk Kogelboom-Restau, Zugführer der Freiweilligen Feuwerwehr Mitte, verdeutlicht. Und natürlich werden alle ausgebildet, eh sie zum Einsatz kommen.

Und wie ist das beim Jahreswechsel? „Es wundert uns immer, dass selbst Silvester so viele hier parat stehen, weil sie wissen, dass das ein kritischer Tag ist”, sagt Hoffmann. rea