In der WAZ-Serie Feuerwehr und mehr wird heute der Alltag der Einsatzkräfte beschrieben.

Es gibt dieses Klischee von Feuerwehrleuten, die gemütlich auf ihrer Wache sitzen, Skat spielen und darauf warten, dass es irgendwann einmal brennt. Doch so ist es gar nicht, das Feuerwehrleben. Vielmehr ist eine Schicht straff durchorganisiert. Von 13 bis 13 Uhr. Von einem Tag zum anderen. Die beiden Oberbrandmeister Werner Seidler (39) und Thomas Krizanec (38) schildern, wie so ein typischer Tagesablauf im Brandschutz aussieht.

Vorweg stellt der Chef der beiden, der Leiter der Feuerwache, Wolfgang Tingler (53), klar, dass die Einsatzkräfte natürlich schon vor Beginn ihrer Schicht gestiefelt und gespornt bereit sein müssen. Feuerwehr-High-Noon ist dann um Punkt 13 Uhr mittags und nennt sich Wachablösung. „Eine Schicht zuvor weiß jeder schon, was er machen wird”, sagt Tingler.

Drehleiter

Thomas Krizanec hat an diesem Tag um 13 Uhr die Drehleiter übernommen. Und sie gründlich überprüft. Alle Fahrzeuge werden dazu täglich zum Wachwechsel auf den Hof gefahren. Danach, um 13.30 Uhr, beginnt der technische Dienst. „Ich wäre normalerweise in die Funkwerkstatt gegangen”, sagt der gelernte Geräteelektroniker Krizanec. Da es dort jedoch diesmal keine Arbeiten für ihn gab, habe er die Urlaubsplanung für seine Wachabteilung weiter gemacht. Bis zur Pause, 16.45 bis 17.15 Uhr. Dann steht Dienstsport auf dem Plan. Der ist Pflicht. Krizanec hat sich diesmal fürs Fahrrad entschieden. Das Rudergerät. Krafttraining. Um 18.15 Uhr beginnt der Bereitschaftsdienst, der bis 8 Uhr dauert. „Ich hatte keinen Einsatz in dieser Nacht”, sagt der Oberbrandmeister.

Um 7 Uhr werden alle Einsatzkräfte geweckt. Per Gong. Nach dem Frühstück werden die Feuerwehrleute weiter gebildet – von 8 bis 9.30 Uhr. „Wir haben neue Atemschutzgeräte, da hat eine Unterweisung stattgefunden”, berichtet Krizanec weiter. Es folgen nach einer Pause von 9.30 bis 10 Uhr technischer Dienst bis 12.30. Und von 12.30 bis 13 Uhr die Vorbereitung auf die Wachablösung. Bleiben unterm Strich 10,25 Stunden Arbeitszeit.

Funkwerkstatt

Für Werner Seidler sah der Tag ganz ähnlich aus. Nur, dass er sich schon vor dem Dienst mit den Kollegen seiner Wachabteilung zum Badminton getroffen hat. Während der Schicht war er für das Hilfeleistungs- und Löschfahrzeug zuständig. Auch er ist Geräteelektroniker und hätte eigentlich in der Funkwerkstatt Arbeiten übernommen. Doch statt dessen wurde Seidler zum Reinigungsdienst eingeteilt und hat den Hof vom Laub befreit. Dann Tischtennis gespielt. Das Abendessen vorbereitet. „Es haben sich Kochgruppen zusammen gefunden”, erklärt der Feuerwehrmann. Wären Einsätze, müsste man das Essen manchmal drei- bis viermal warm machen.

Wenn es brennt, dann lassen die Feuerwehrleute natürlich während der gesamten Schicht alles stehen und liegen, um raus zu fahren. Dafür gibt es auf der Wache sogar extra Schalter, mit denen man den Strom sofort abschalten kann. „Etwa in der Küche, damit wir nicht bei uns selbst löschen müssen”, sagt Tingler. Der Feuerwehrchef erklärt auch, dass die Feuerwehrleute ihren Ausbildungen entsprechend den Fachbereichen zugeordnet werden. Ein Kfz-Mechaniker wird sich in der Autowerkstatt wiederfinden.

Bei der Feuerwehr ist Organisation übrigens alles, damit es immer gut läuft. So gibt es sogar ein Dienstplanmodell, „bei dem, wenn es Bestand hat”, sagt Tingler, „die Kollegen jetzt schon wissen, dass sie in zehn Jahren Silvester Dienst haben”.

Der Rettungsdienst

So ein Tagesablauf im Rettungsdienst der Feuerwehr sieht natürlich anders aus. Hauptbrandmeister Markus Fendrich (40) erzählt: „Ich war seit 13 Uhr 16 mal im Einsatz.” Er listet dann auf: „Herzinfarkt, Unterzuckerung, Verkehrsunfall, es war alles dabei.” Nach den Einsätzen müssen die Medikamente aufgefüllt, die Fahrzeuge desinfiziert werden. „Muss ich Berichte schreiben”, sagt Fendrich.

Feuerwehrchef Wolfgang Tingler sagt, dass die Rettungskräfte vom Dienstsport zwangsbefreit seien. „Wir können nicht verschwitzt zu Patienten fahren”, erklärt Fendrich. An den Fortbildungen morgens nehmen sie wohl teil. „Aber, wenn der Gong geht, müssen sie weg”, so Tingler.

Fendrich erklärt, zwölf Einsätze pro Schicht seien das Minimum. Allein in der Nacht dieser Schicht sei er sechs Mal raus gewesen. „Da ist nicht ganz viel mit Schlafen”, macht der Hauptbrandmeister deutlich. Und er nimmt sich immer etwas Kaltes zu essen mit, weil das praktischer ist.

„Statistisch dauert ein Einsatz vom Aus- bis zum Einrücken 54 Minuten”, verdeutlicht der Feuerwehrchef. Womit ja der Einsatz noch nicht beendet sei. Eben die anderen Arbeiten auch noch erledigt werden müssten.

Die Feuerwehrleute wechseln regelmäßig vom Rettungsdienst in den Brandschutz und umgekehrt. „Es ist gut, dass jeder alles kann”, sagt Tingler. An den Tagen, an denen Fendrich im Brandschutz arbeitet, bildet er seine Kollegen fort, bereitet den Unterricht für sie vor, arbeitet auch als Lehrer an der Schule der Feuerwehr in Oberhausen.