„Wir müssten eigentlich Hilfeleistungswehr heißen”, sagt Wolfgang Tingler, Chef der Oberhausener Feuerwehr. Denn, glücklicherweise brennt es nicht so oft. Die eigentliche Feuerwehr ist also nicht ständig auf den Straßen unterwegs. Im Gegensatz zum Rettungsdienst.
Die Anzahl der Fahrten ist beachtlich. Jährlich sind es etwa 17 300 Notfalleinsätze und 14 500 Krankentransporte
Der Unterschied zwischen den Notfalleinsätzen und Krankentransporten: Wer den Rettungsdienst braucht, ruft die Notrufnummern 112 oder 110 an. Beim Rettungsdienst muss alles schnell gehen. Ist das Leben des Menschen in Gefahr, fährt ein Notarzt mit raus. „Das ist heute 6500 Mal der Fall”, sagt Brandoberamtsrat Peter Lindemann. Damit sind die Einsätze für die Notärzte dramatisch in die Höhe geschnellt. 1979, erinnert sich Lindemann, war der Notarzt 79 Mal mit dabei. Die Leute würden auch bei Kleinigkeiten erwarten, dass ein Arzt beim Rettungseinsatz dabei ist, hat Lindemann erfahren.
Immer zwei Notärzte
Notärzte sind für die beiden Feuer- und Rettungswachen der Stadt immer zwei im Einsatz. Auf einen Pool von 80 Ärzten kann man zurückgreifen. Dr. Jürgen Freitag (54) ist einer von ihnen und seit 1985 im Notfalldienst. Eigentlich arbeitet der Radiologe, der mittlerweile auch die Organisation des Notarztdienstes übernommen hat, für die Katholischen Kliniken. „Notärzte brauchen bestimmte Qualifikationen, eine Extra-Ausbildung”, erklärt er. Ihn fasziniert an dem Job, dass es so eine „abwechslungsreiche Tätigkeit ist”, die „einen über den Tellerrand des Krankenhauses schauen lässt”. Er spricht von menschlichen Erfahrungen, die man bei diesen Einsätzen sammelt, die man nicht missen möchte. Spannend findet er eben auch, dass man unter den Feuerwehrleuten Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen findet.
Die Rettungsdienste sind natürlich spannend. Lindemann erzählt aus der Zeit, als er selbst noch solche Einsätze fuhr. „Dreimal habe ich Babys mit auf die Welt gebracht”, sagt er. Und erinnert sich, wie schwierig es war beim ersten Mal, mit der Schere die Nabelschnur zu durchtrennen. „Die flutsche immer wieder aus der Schere raus.” Sicher, das sind vielleicht Highlights für die Feuerwehrleute. Doch an sich ist der Job von Rettungsassistenten und -sanitätern kein Zuckerschlecken. Bei Nachteinsätzen regelmäßig senkrecht im Bett zu stehen, wenn eine Lampe signalisiert, es geht los, schlaucht. Und dann all das Elend zu sehen, ist auch nichts, was man einfach so wegsteckt. „Deshalb”, sagt Lindemann stolz, „scheiden bei uns alle mit 50 Jahren aus dem Rettungsdienst aus.” Dann hätten die Kollegen zehn Jahre Zeit, sich zu akklimatisieren, um nach der Pensionierung nicht gleich „ins Gras zu beißen”.
Krankentransporte
Neben den Rettungsdienstfahrten gibt es eben auch die Krankentransporte. Sie sind für Menschen gedacht, die medizinischer Betreuung bedürfen und auf Grund ihres Zustandes kein Taxi benutzen können.
Die Feuerwehr erhält bei ihren Einsätzen Unterstützung von den vier Hilfsorganisationen der Stadt. Bei der Wehr selbst sind weit über die Hälfte der Feuerwehrbeamten des mittleren Dienstes Rettungsassistenten. Zum Rettungssanitäter wird jeder Feuerwehrmann bereits während der Grundausbildung qualifiziert. Außerdem hat Oberhausen seit 1991 eine eigene Rettungsassistentenschule.
Rettungshubschrauber
Die Feuerwehr fährt nicht nur mit Wagen zu Rettungseinsätzen raus. Manchmal wird der Rettungshubschrauber angefordert. Etwa bei Wirbelsäulenverletzungen, starken Brandverletzungen oder bei Einsätzen, bei denen Wagen die Einsatzorte nur schwer erreichen können. Was bei der Feuerwehr auch immer mehr zum Tragen kommt, sind Fahrten von Menschen mit gefährlichen Infektionen. Dafür gibt es extra einen besonders leicht zu reinigenden Wagen. Dieser Wagen wird noch für weitere problematische Einsätze genutzt. Die Feuerwehrleute sehen sich immer öfter vor die Herausforderung gestellt, adipöse, schwer übergewichtige Personen zu transportieren. So brachte eine Patientin 230 Kilo auf die Waage. Bei manchen können es auch noch mehr Kilos sein. Da musste dringend eine Trage angeschafft werden, die bis zu 400 Kilo belastbar und gleichzeitig hochzufahren ist. „Einmal hat man unsere Trage einfach in einem Krankenhaus festgehalten, weil die dort kein entsprechendes Bett hatten”, sagt Brandoberamtsrat Peter Lindemann. Bei so schweren Patienten ist zudem meist die enge Zusammenarbeit von Rettungsdienst und Feuerwehr gefordert. So ist Rettung manchmal nur durch abgetragene Dächer, über Drehleitern oder ausgebaute Fenster möglich.