Oberhausen.

Dass künftig hochgefährliche psychisch gestörte Schwersttäter im Oberhausener Gefängnis untergebracht werden, sorgt für heftige Diskussionen unter den Bürgern. Lehrer an der nahe liegenden Schule sehen es gelassen, während Eltern Besorgnis äußern.

Angst oder Gelassenheit? Dass künftig hochgefährliche, psychisch gestörte Schwersttäter im Oberhausener Gefängnis untergebracht werden, sorgt für heftige Diskussionen unter den Bürgern.

Sven Siebenmorgen, Lehrer an der in der Nähe der JVA befindlichen Adolf-Feld-Grundschule, hält nichts von der Panikmache: „Irgendwo muss man diese Menschen ja einsperren – den optimalen Ort dafür gibt es wahrscheinlich sowieso nicht.“

Hausaufgaben-Betreuer Manfred Hilgenberg ist ähnlicher Ansicht. Der 60-Jährige nimmt die Entscheidung der Landesregierung relativ gelassen hin: „Irgendwo ist immer der Platz, an dem Gewalttäter weggesperrt werden. Jeder will, dass das passiert, aber keiner will es vor der Haustür haben. Ob Dinslaken, Geldern, Köln oder Oberhausen – eine Stadt trifft es eben.

Eltern zeigen sich besorgt wegen nahe liegender Grundschule

Äußerst beunruhigt sind dagegen Eltern darüber, dass in der Nähe ihrer Kinder nun gefährliche Sexualstraftäter untergebracht werden. „Ich war geschockt, als ich die Nachricht gehört habe. Ich habe eine Tochter, die ins zweite Schuljahr geht – die Schule befindet sich direkt an der JVA. Nun bin ich verunsichert, wenn sie täglich daran vorbei muss“, erzählt eine Mutter.

Lilia Borzaev ist ebenfalls besorgt. „Ich habe eine Tochter, die in die dritte Klasse geht. Sie ist in einem Alter, in dem sie gut alleine zur Schule gehen könnte. Aber jetzt traue ich mich nicht mehr, sie ohne Begleitung gehen zu lassen“, meint die 33-Jährige. „Hätte ich einen Sohn, wäre ich wohl nicht so beunruhigt, aber gerade bei kleinen Mädchen ist das eine andere Sache.“ Tanja Bumann, ebenfalls Mutter von zwei Kindern: „Ich finde die Entscheidung schrecklich.“

Michaela Amend wohnt seit vielen Jahren nicht weit vom Gefängnis entfernt. „Ich habe mir nie Sorgen gemacht, denn da saßen bisher Gefangene wegen kleinerer Straftaten ein. Nun mache ich mir Gedanken, ich habe drei Töchter.“

Bisherige Insassen werden in umliegende Gefängnisse verlegt

Belastend sei die Umnutzung des Gebäudes am Amtsgericht auch für die dortigen Angestellten, die ebenfalls erst am Freitag von der Schließung der Zweiganstalt als normales Gefängnis erfahren haben. Sie seien zwar weiterhin bei der JVA Duisburg-Hamborn beschäftigt, so Leiterin Angelika Syrnik, „wo wir wen unterbringen, ist aber noch unklar.“

Die rund 80 Gefangenen werden nun in umliegende Anstalten kurzfristig verlegt - dabei bedauerten durchaus einige den Abschied aus der relativ kleinen Haftanstalt in anonymere Großgefängnisse.

Syrnik selbst war seit einigen Tagen vorbereitet. „Wir wussten, dass das Gesundheitsministerium das Gebäude ins Visier genommen hatte.“ In der letzten Woche habe es Besichtigungen gegeben, „nun ging alles sehr schnell.“

Personal soll aufgestockt werden

Die Landesregierung versprach am Montag, den Personalschlüssel in Oberhausen aufzustocken - um die künftigen Sicherheitsverwahrten besser bewachen und therapieren zu können. In den nächsten Wochen sollen die ersten fünf bis zehn gestörten Gewalttäter nach Oberhausen eingewiesen werden. Zudem sollen die Zellen vergrößert, Therapieräume geschaffen, die Sicherheitstechnik erweitert, Zellenstangen verstärkt und Fenster einschlagsicherer umgebaut werden.

Unterdessen erhöht die Oberhausener Kommunalpolitik den Druck auf Düsseldorf: Nicht nur die SPD verlangt einen Ausgleich für die Lösung eines heiklen Problems in NRW.