Mülheim. Spekulative Geschäfte wird es nicht mehr geben, so Kämmerer Uwe Bonan.

Im Nachhinein ist man immer schlauer“, sagt Kämmerer Uwe Bonan. Vor seiner Amtszeit, im Herbst 2003, hatte sich die Stadt wie andere Kommunen mit der WestLB auf riskante Wettgeschäfte auf den Schweizer Franken eingelassen. Mit der Finanzkrise schlug das Risiko durch.


Die eidgenössische Währung stieg auf einen Rekordwert und die Zinsen wuchsen ebenfalls. Die bislang eingefahrenen Verluste belaufen sich für die Stadt auf derzeit 1,4 Millionen Euro. Nun beginnt die Suche nach dem Schuldigen. In die Phalanx der gegen die WestLB klagenden Städte könnte sich bald auch Mülheim einreihen.

Derzeit prüfe man, ob eine Klage Aussicht auf Erfolg haben könnte, sagte Bonan gestern im Gespräch mit der NRZ. Die Prüfung habe die Kanzlei übernommen, die auch in Bezug auf andere Geschäfte tätig sei, sagte Bonan, ohne ins Detail zu gehen. Zugleich zerstreute er die Hoffnung, dass mit einer schnellen Entscheidung zu rechnen sei. Auf keinen Fall vor Beginn des nächsten Jahres könne man mit einem Beschluss rechnen.

Und auch das sei nur eine Vermutung. Genauso spekulativ sei auch die Frage, auf welchen Betrag die Verluste noch anschwellen könnten. Immerhin läuft das 2003 geschlossene Geschäft noch bis Ende August 2015. Uwe Bonan: „Ich möchte nicht in Spekulationen verfallen.“

Anfangs gab es gute Ergebnisse

So oder so – in Zukunft wird es für die Stadt Wettgeschäfte nicht mehr geben, „die sind tabu“, sagte der Kämmerer gestern entschieden. Aus Schaden wird man schließlich klug. Gleichzeitig musste Bonan allerdings einräumen, dass Derivate zur Zinsoptimierung zu Beginn des Jahrtausends, also 2003, schwer in Mode und die Gefahren noch nicht erkennbar waren.

„Damals haben sich ja viele Kommunen dazu entschieden.“ Außerdem sei es nicht so gewesen, dass die Städte außerordentliche Zockermentalitäten an den Tag gelegt hätten: „Ein entsprechender Erlass hat das erlaubt. Und anfangs gab es auch gute Ergebnisse.“

Dann kam die Finanzkrise

Doch dann kam die Finanzkrise. „Plötzlich waren sämtliche Annahmen, die man 2003 hatte, obsolet“, sagt Bonan und strengt einen kühnen Vergleich an: „Als man Asbest zum Häuserbau eingesetzt hat, hat man auch nicht angenommen, dass es gesundheitsschädlich ist.“

Man kann mit Unwissen argumentieren. Genauso aber könnte man sich fragen, ob man die Gefahren möglicherweise ausblendete. Dass Währungswettgeschäfte, sogenannte Swap-Geschäfte, nicht komplett risikolos sind, dürfte zumindest nicht erst seit zwei Jahren bekannt sein.

Immerhin: Den Verlusten von rund 1,4 Millionen Euro steht noch ein Plus von rund 1,9 Millionen Euro aus Kreditkassen-Geschäften entgegen, die ebenfalls in Schweizer Franken abgeschlossen wurden. Gegeneinander aufrechnen dürfe man diese beiden Werte allerdings nicht. „Beides muss man gelöst voneinander betrachten“, so der Stadtkämmerer.