Mülheim. . In der Debatte um die Zukunft des ÖPNV in Mülheim ermahnt MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus die Politik, möglichst geräuschlos und im Konsens ein zukunftsträchtiges Konzept für Busse und Bahnen zu erarbeiten.
In der Debatte um die Zukunft des ÖPNV in Mülheim übt der Geschäftsführer der Mülheimer Verkehrsgesellschaft, Klaus-Peter Wandelenus, zumindest nach außen vornehme Zurückhaltung. Gleichzeitig ermahnt er die Politik, möglichst geräuschlos und im Konsens ein zukunftsträchtiges Konzept für Busse und Bahnen zu erarbeiten.
„Mir fehlt das Gemeinsame“, hadert Wandelenus mit dem Bild, das Mülheim in seiner parteipolitischen Zerrissenheit und auf dem Buckel seiner unsicheren Ratsmehrheiten nach außen abgibt. Es gehe aktuell um nicht weniger als eine Vision davon, was die MVG den Bürgern in den kommenden 30, 40 Jahren für Transportdienstleistungen anbieten wolle – und damit um die wesentliche Frage, wie viel Geld an welchen Stellen in die Hand genommen wird.
Wie berichtet, arbeitet die Stadt mit Hilfe von Gutachtern an einem Konzept, das nicht nur wirtschaftlich eine Verbesserung bringen soll (die MVG fuhr im Jahr 2010 ein Defizit von 26,6 Mio Euro ein), sondern auch ökologischen Vorstellungen und der Stadtentwicklung Rechnung tragen soll. Den Fraktionsvorsitzenden der Ratsparteien war Anfang Juli unter dem Kommando Geheimsache ein Entwurf präsentiert worden, der tiefgreifende Einschnitte im Netz der Straßenbahn in die Diskussion bringt. Demnach steht in Rede, den Betrieb Linie 110 (Friesenstraße-Hauptfriedhof) einzustellen und Ersatz durch Busse zu schaffen, ferner könnten Linienäste am Hauptfriedhof, am Heuweg in Broich (jetzige 104) sowie an der Haltestelle „Auf dem Bruch“ in Dümpten (102) gekappt werden. Die 104, so die Vorstellung, könnte künftig nicht mehr über die Leineweberstraße rollen, sondern am Ev. Krankenhaus enden, dafür die 112 über Leineweber- und Kaiserstraße gen Hauptfriedhof fahren.
Mühsam aufgebaute Netze
Wandelenus mag zu einzelnen Vorschlägen, das machte er gestern im WAZ-Gespräch deutlich, nicht dezidiert Stellung beziehen. Richtig sei ja, dass die 110 und die 104 die Linien mit den geringsten Fahrgastzahlen seien, aber der MVG-Chef sagt auch: „Ein Verkehrsbetrieb, der sich selbst Äste abschneidet, ist eigentlich kein Verkehrsbetrieb. Mühsam aufgebaute Netze sollte man nicht kaputt machen. Ich wehre mich dagegen, das Angebot für die Kunden überhaupt einzuschränken.“ Wenn weniger Straßenbahn, so Wandelenus, dann muss schon adäquater Ausgleich her. Und: Auch die Frage, ob neue Bezirke anzudienen seien, dürfe nicht vernachlässigt werden.
100 Mio Euro seien in den nächsten 20, 30 Jahren von der Stadt zu investieren, wolle man das jetzige Angebot aufrechterhalten. Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, dass die Politik festlege, was das künftige Angebot umfassen soll. Dann stehe auch fest, ob 100 Mio Euro oder halt weniger in die Hand zu nehmen wären. „Die Stadt muss sich mal zu ihrem ÖPNV bekennen“, richtet Wandelenus doch einen Appell an die Politik, bei allen Sparnotwendigkeiten nicht an die Substanz zu gehen.
Den von Stadtspitze und Beteiligungsholding eingeschlagenen Weg, mit fundiertem Gutachten zunächst eine „Liniennetzoptimierung“ zu erreichen, hält Wandelenus im Übrigen für den richtigen. Die CDU-Forderung, erst einen Nahverkehrsplan zu erstellen, könne sinnvollerweise im Nachgang erfüllt werden.