Mülheim. .

Dem verabredeten Kommando „Geheimsache“ zum Trotz sind erste weitreichende Überlegungen zu den Einsparungen im Netz der Mülheimer Straßenbahnen öffentlich geworden.

So steht nach WAZ-Informationen unter anderem die Linie 110, die zwischen der Friesenstraße in Styrum und dem Hauptfriedhof verkehrt, zur Disposition. Auch bei den anderen Meterspur-Linien 102, 104 und 112 sind Änderungen im Streckenverlauf und Kappungen angedacht.

Ende der Vorwoche hatte Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld die Vorsitzenden der Ratsfraktionen sowie deren verkehrspolitische Sprecher in die Stadtkanzlei zum Gespräch geladen, um den Zwischenstand bisheriger Denkansätze der Verwaltung zur sogenannten Liniennetzoptimierung zu präsentieren und die weitere Vorgehensweise abzustimmen.

Dabei soll das weiter ausgearbeitete Gutachten von „Civity Management Consultans“, das die städtische Beteiligungsholding in Auftrag gegeben hatte, vorgestellt worden sein. Schon im Februar hatten die Gutachter (wir berichteten) eine reine Kostenanalyse zu der Frage vorgelegt, welche finanziellen Effekte der Ersatz von Bahnen der Linien 102, 104, 110 und 112 durch Gelenkbusse haben könnte. In ihrer ersten Abschätzung hatten die Gutachter ermittelt, dass ein kompletter Umstieg von allen vier Bahnen auf Busse einmalig Kosten von knapp 160 Mio Euro verursachen würde. Durch die niedrigeren Betriebs- und Investitionskosten im Busbetrieb könne sich der Umstieg, so die Hamburger Gutachter, jedoch nach 13 Jahren finanziell positiv darstellen lassen.

25 Millionen Verlust

Darum geht es der Stadt auch: um Einsparungen im ÖPNV. 25 Mio Euro Verlust gab es, trotz immenser Sparanstrengungen seitens der Mülheimer Verkehrsgesellschaft in jüngerer Vergangenheit, auch 2010 zu beklagen. Dieses Zuschussgeschäft will – und kann – auch die Stadt in diesem Ausmaß nicht mehr leisten.

So liegen nach WAZ-Informationen nun Eckpunkte zum Umbau des Straßenbahnnetzes vor, die bis zur September-Sitzung des Wirtschaftsausschusses so umfassend mit Daten sowie Aspekten der Ökologie und Stadtentwicklung unterfüttert werden sollen, dass ein politisches Meinungsbild und eine anschließende Diskussion mit Bürgern möglich sein können.

Dabei steht die Linie 110 (Friesenstraße – Hauptfriedhof) in Gänze zur Disposition. Nach Zahlen aus einem älteren, bei seiner Fertigstellung direkt als untauglich verworfenen Gutachten des Planerbüros Spiekermann soll die Linie die wenigsten Fahrgäste zählen. Ein Ersatz durch Busse wird daher als unproblematisch angesehen.

Änderungen in der Innenstadt

Größere Änderungen stehen auch für die Innenstadt und den angrenzenden Südosten zur Diskussion. So steht in Rede, die 104 (Essen, Abzweig Aktienstraße – Flughafen) ab der Zentralen Haltestelle in der Stadtmitte nicht mehr nach links über die Leineweberstraße zu führen, sondern geradeaus auf die Friedrichstraße. Dort könnte die 104 nach wenigen Metern an der Wertgasse (Evangelische Krankenhaus) ihre neue Endhaltestelle anfahren.

Im Gegenzug, so die Basis der noch ausstehenden Detailprüfungen, könnte die 112 (Oberhausen, Neumarkt – Kaiserplatz) demnächst einen Teil der bisherigen 104er Route abdecken. So könnte die 112 nach Vorstellungen der Stadt über den Kaiserplatz hinaus und die Kaiserstraße den Hauptfriedhof ansteuern. Dort wäre aber Schluss. Eine Straßenbahn bis zum Flughafen wäre mit dieser Idee Geschichte.

Diskussion um „112“

Bleibt die 102 (Uhlenhorst – Oberdümpten). Auch hier wird die Politik nach jetzigem Stand der Dinge über eine Kappung der Linie zu debattieren haben. Schon einmal war das Abtrennen der Haltestellen Waldschlösschen und Uhlenhorst in Broich – quasi als Testballon – in die Spardebatte eingebracht worden. Trotz des damaligen starken Protestes in der Bürgerschaft und Vetos der Politik ist der Vorschlag nach WAZ-Information erneut eingebracht. Ebenso eine Kappung am anderen Ende der Linie. Dort soll, so der Prüfvorschlag, die 102 nicht mehr bis Oberdümpten, sondern nur mehr bis zur Wendeschleife „Auf dem Bruch“ rollen. Die Haltestellen Dümptener Friedhof, Talstraße und Oberdümpten würden dann nicht mehr angefahren.