Mülheim. .

Vorne Gleise, hinten Gummi – so sieht die optimale Trennung auf dem Betriebshof der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) aus. Seit 1999 arbeitet man, damals noch als Betriebe der Stadt, darauf hin.

2006 begann nach langem Hin und Her der Umbau, und in diesem September soll es endlich soweit sein: Straßenbahnen und Busse erhalten je eine einige Halle. Die Arbeitsabläufe bei Reparatur, Wartung und Waschen werden optimiert. Für diese räumliche Trennung musste jedoch dreierlei zusammen gebracht werden: Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Denkmalschutz.

Historische Hallen

Die Hallen sind historisch. Dass das „malerisch“ ebenso wie „marode“ bedeuten kann, zeigt sich auf dem insgesamt zehn Hektar großen MVG-Gelände. Von 1912 ist die heutige Stellhalle, in der Straßenbahnen geparkt werden. „Statisch gesehen ist die top“, sagt Thomas Paap, der beim Zusammenschluss der Mülheimer, Essener und Duisburger Verkehrsunternehmen, Via, Referent der Geschäftsführung ist. Leider leckt das Dach, die Schienen sind in die Jahre gekommen und einzelne Fensterscheiben mussten für den Brandschutz entfernt werden.

Nur eine Tür weiter sieht es ganz anders aus: Weiße Wände und weiße Decke erwarten den Besucher dort, die Fenster sind doppelt verglast und in den grauen Epoxidharzboden nahtlos Schienen eingelassen. Sie führen über Stützen auch über eine Grube. Die neue Straßenbahnwerkstatt wird dies. Modern, aufgeräumt und schick wirkt sie von innen wie von außen, wo die alte Fassade teils mit zeitgemäßen Materialien nachgestaltet und restauriert wurde. Auch ein neuer Anbau, in dem Schreinerei und Elektroabteilung untergebracht sind, wurde an das historische Gemäuer angepasst.

Vorne rein, hinten raus

Dass sich das Gebäude nicht nur sehen lassen kann, sondern auch praktikabel ist, zeigt Thomas Paap auf einem Plan: Vorne rein, hinten raus fahren nun die Straßenbahnen (Die Abteilung „Gleis“): Einmal rund auf den Schienen von der Reparatur bis zur Waschanlage. „Ein Kreislauf“ , sagt Paap.

Einen weiteren, ebenso aufgebauten gibt es für die Busse (Abteilung „Gummi“) in der benachbarten denkmalgeschützten Halle aus den 1920er Jahren. Statt zwei getrennter Kreisläufe existierte bisher lediglich ein gemeinsamer und dem drohte oft der Kollaps. Warum Bus und Bahn nicht zusammen passen, offenbart etwa die Waschanlage: Die alte war universal für beide Fahrzeuge nutzbar – und machte weder das eine noch das andere richtig sauber. Grund waren verschiedene Ausmaße und vor allem die Stromabnehmer auf dem Dach der Tram. Das Ergebnis: viel zusätzliche Handarbeit.

Kosten von 13,5 Millionen Euro

Im September soll die Trennung vollzogen werden, sollen Werkstatt, Lager und Elektroabteilung für Straßenbahnen umziehen. Damit ist ein Großteil der 2006 begonnenen Arbeiten abgeschlossen. Mitte 2012, hofft Paap, ist die Sanierungsmaßnahme komplett. „Der Umbau musste während des normalen Betriebs vollzogen werden“, erklärt er die lange Bauzeit. Hinzu kamen Überraschungen während der Arbeiten: Betonfundamente und Baugrundverdichtungen beispielsweise, mit denen niemand gerechnet hatte. So wuchsen auch die Kosten. Ursprünglich waren 10 Mio Euro kalkuliert. „Am Ende werden es wohl auf 13,5 Mio Euro“, schätzt Thomas Paap und verweist zugleich auf gestiegene Stahlpreise sowie auf die Nachhaltigkeit: „Der Betriebshof ist dann so aufgestellt, dass er in den nächsten 30 Jahren vernünftigen ÖPNV-Betrieb ermöglicht.“