Mülheim. Am Gymnasium Heißen wartet man seit Jahren auf den Startschuss zur Sanierung. Zuerst behilft man sich jetzt mit Räumen der früheren Hauptschule.
Mülheim hat fünf Gymnasien, vier davon sind saniert oder stecken mitten drin in Baumaßnahmen zu ihrer Ertüchtigung. Einzig am Gymnasium Heißen wartet man seit Ewigkeiten darauf, dass eine Entscheidung zur Zukunft der Schule fällt: Wird es ein Ausbau im Bestand? Oder doch ein Neubau? Und vor allem: Wann geht es endlich los? Von der Klärung dieser Fragen hängt viel ab, sagt Schulleiter Patrick Rodeck, die Ungewissheit bremse die Schule aus. Immerhin konnten jüngst zehn neue Klassenzimmer im ehemaligen Hauptschulgebäude nebenan bezogen werden.
„Das war ein erfreulicher erster Schritt in Richtung Modernisierung“, sagt Rodeck, „aber es war nicht mehr als ein Auftakt. Wir brauchen endlich eine langfristige Lösung.“ Zu Beginn des Jahres 2023 habe es eine Begehung der Schule durch Architekten und den städtischen Immobilienservice gegeben, eine Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben. Bis heute, knapp anderthalb Jahre später, sei das sein Stand der Dinge, so der 47-Jährige. „Ich weiß nichts weiter als das.“ Ihm sei völlig unklar, wohin die Stadt tendiert. Er selbst hat eine Präferenz: „Ich favorisiere einen Neubau oder zumindest einen Teilneubau.“ Denn im Bestand werde es seiner Meinung nach nicht gelingen, ausreichend Räume zu schaffen und die Schule „so aufzustellen, dass sie modernen pädagogischen Ansprüchen genügt“.
Auch in Mülheim-Heißen gehen seit Jahren immer mehr Fünftklässer an den Start
1047 Schüler und Schülerinnen besuchen aktuell das Heißener Gymnasium. Zum Schuljahr 2026/27 werden noch 150 hinzukommen, weiß der Schulchef. Denn dann gilt wieder G9 für alle, außerdem wird die eigentlich vierzügige Schule durch die gesamte Unter- und Mittelstufe hindurch fünfzügig laufen. Auch in Heißen gehen seit Jahren immer mehr Fünftklässler an den Start; durch den zusätzlichen Zug fängt man sie auf.
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Die zehn neuen Klassenzimmer in der reaktivierten Hauptschule helfen bei der wachsenden Schülerzahl. Das Untergeschoss des Mitte 2009 leer gezogenen Nachbargebäudes nutzt das Gymnasium schon seit 2011, vor allem für den Ganztag. Die erste und die zweite Etage aber waren aus Brandschutzgründen lange tabu. Beim Rundgang durch die alten Räume zeigt Rodeck, wie man das Problem behoben hat: Zwei zuvor offenliegende Treppenhäuser wurden eingehaust und durch schwere Brandschutztüren vom Restgebäude abgeschottet, so können sie im Notfall als Fluchtweg dienen. Rodeck spricht von einer „eleganten Lösung“, aber eben auch nur von einer „mittelfristigen“.
Neue Türen wurden eingebaut, frischer Boden verlegt, das Mobiliar ersetzt
Dass das Ganze keine dauerhafte Geschichte sein soll, sondern eher provisorischer Natur ist, ahnen Besucher. Einige Wände sind nicht verputzt und Heizungsrohre liegen offen auf den Mauern. Auch wenn es nach Übergangslösung ausschaut: Die sechs Klassenzimmer im ersten Stock und die vier im zweiten sind schön geworden, hell und luftig. Der Schnitt ist noch derselbe wie damals in der Hauptschule Kleiststraße, doch neue Türen wurden eingebaut, frischer Boden verlegt, das Mobiliar ersetzt. An den Wänden hängen neue Waschbecken und Whiteboards. Die jahrzehntealten grünen Tafeln, auf die schon die Hauptschüler geschrieben haben, werden wohl in den Sommerferien durch digitale ersetzt.
Noch läuft kein Vollbetrieb in den neuen, rund 65 Quadratmeter großen Räumen. „Wir nutzen sie aber schon als Ausweich- oder als Klausurräume.“ Da die aktuellen Abiturienten bereits außer Haus sind, sei der Raumdruck derzeit nicht so groß. „Nach den Sommerferien aber, wenn alle Handwerker weg sind, werden dort Mittel- und Oberstufe unterrichtet.“
„Vor zehn Jahren waren hier 900 Schüler, bald sind es ein Drittel mehr“
Klassenzimmer also hat die Schule zunächst ausreichend. Doch es fehlt an so vielem anderen: Wer deutlich mehr Schüler aufnimmt als ursprünglich geplant, braucht auch deutlich mehr Fach-, Beratungs- und Konferenzräume. Es mangelt auch an Aufenthaltsfläche, an Platz im Bistro, an Raum für den Sportunterricht. „Vor zehn Jahren waren hier 900 Schüler, bald sind es ein Drittel mehr“, macht Rodeck klar. Man müsse schon jetzt den Sportunterricht in der Oberstufe um wöchentlich eine Stunde reduzieren und ziemlich jonglieren, um alle anderen Jahrgänge ausreichend versorgen zu können. Um nicht weiter in die Bredouille zu geraten, sei eine neue Dreifachsporthalle unumgänglich. Die eigentliche Turnhalle der Schule wird aktuell von der Grundschule am Sunderplatz genutzt; die Gymnasiasten weichen auf die Sporthalle Kleiststraße aus.
Der Schulleiter wundert sich, dass ihm nach so langer Zeit immer noch keine Vorschläge vorliegen, wie der Ausbau vonstattengehen könnte. „Nach über einem Jahr müsste das doch bekannt sein.“ Er hält es für wichtig, endlich eine Marschrichtung zu kennen. Denn im Grunde warte jeder am Gymnasium auf diese Entscheidung - auch um andere Entwicklungen anzustoßen: „Wir stehen in den Startlöchern, wollen uns auch inhaltlich auf den Weg machen.“ Die rund 80 Lehrer und Lehrerinnen seines jungen Kollegiums hätten etliche Ideen zur Weiterentwicklung, würden durch die vielen Fragezeichen aber ausgebremst. Rodeck hofft, dass spätestens 2025 der Plan steht - pünktlich zum 50. Schulgeburtstag.
Dass es einen kompletten Neubau gibt, hält Mülheims Stadtkämmerer für unwahrscheinlich
Ob das klappt? Laut Mülheims Stadtkämmerer liegt die Machbarkeitsstudie der Stadt noch immer nicht in Gänze vor, „das ist aber wohl bald der Fall“, so Frank Mendack. Dann werde zunächst die Politik eingeschaltet. Wenn deren Plan stehe, warten die nächsten Hürden. Die Stadt muss vor Baubeginn umfangreiche europäische Ausschreibungsverfahren hinter sich bringen, geeignete Firmen finden. Da die Situation in der Baubranche nach wie vor schwierig ist, vielen Firmen Personal fehlt, fällt Mendacks zeitliche Prognose wenig erfreulich aus. „Es gehen noch mindestens fünf Jahre ins Land, ehe die Schule ein erstes umgebautes oder gar neues Gebäude einweihen kann.“
Dass es einen kompletten Neubau gibt, hält er übrigens für unwahrscheinlich: „Wohin sollten die Kinder denn in der Zwischenzeit?“ Es werde wohl eher eine Schritt-für-Schritt-Maßnahme werden, „bei der man nacheinander einzelne Trakte ertüchtigt oder neu baut und der Unterricht derweil in Pavillons stattfindet“.
„Man kann sehr, sehr viel Geld sparen, wenn man diese Schule energetisch auf Vordermann bringt“
Mendack erinnert daran, dass die Stadt pro Jahr nur 15 Millionen Euro ausgeben kann für solche Schulmaßnahmen und dass auch andere Projekte noch anstehen oder zu Ende gebracht werden müssen. „Wir sind leider nicht auf Rosen gebettet. Und das wird eine sehr, sehr teure Investition.“ Man könne allerdings auch „sehr, sehr viel Geld sparen“, indem man das Gymnasium energetisch auf Vordermann bringe, betont er. „Die Daten für den Energieverbrauch machen derzeit alles andere als glücklich.“ Der Kämmerer denkt auch noch mit Schrecken an den Ausfall der Heizung Anfang 2023. Damals musste die Schule vorübergehend ganz ausfallen. Der Unterricht fand - wie in Corona-Zeiten - ausnahmslos digital statt.
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