Mülheim. Wie hilft man einer verletzten Person? Mülheims TV-Ärztin Caro Holzner hat Neunjährigen erklärt, wie auch sie bereits Erste Hilfe leisten können.

Was will die Feuerwehr wissen, wenn man den Notruf wählt? Wie überprüft man am besten, ob ein Mensch noch atmet? Mit Fragen wie diesen sollten sich nicht nur Erwachsene auskennen. Das findet zumindest Carola Holzner, besser bekannt als TV-Ärztin Doc Caro. Sie kam am Donnerstag in die Grundschule Sunderplatz, um Dritt- und Viertklässlern zu erklären, wie auch sie schon Erste Hilfe im Notfall leisten können. Und mindestens genauso wichtig: Wie sie sich selbst aus brenzligen Situationen befreien können.

Das machte sie nicht etwa in einem Klassenraum, sondern im Zelt des Zirkus Solano, der für eine Projektwoche an der Schule gastiert. In der Manege unter bunten Scheinwerfern stellte die rampenlichterprobte Ärztin zunächst einmal klar: „Polizei und Feuerwehr sind dazu da, um zu helfen, nicht um zu schimpfen.“ Gemeinsam mit der Handpuppe Defi, die an dem Tag ihren ersten Einsatz hatte, spielte sie einen Anruf in der Feuerwehr-Leitstelle nach.

Doc Caro liefert den Kindern ein gutes Argument für ein eigenes Handy

Die überraschende Erkenntnis der Kinder: Defi (dem ein fachkundiger Rettungssanitäter seine Stimme lieh) wollte gar nicht wissen, wer anruft. Viel wichtiger war ihm, wo der Anrufer gerade ist und was passiert ist. Eine weitere wichtige Erkenntnis für die Kinder: Die Feuerwehr-Leitstelle kann notfalls über das Handy orten, wo man sich gerade befindet. Daneben helfen auch größere Gebäude oder Schilder in der Nähe, um herauszufinden, wo man sich aufhält.

Zwar erklärte die Notfallärztin, die hauptberuflich am Helios-Klinikum in Duisburg tätig ist, den Kindern, wie man herausfinden kann, ob ein Verletzter noch atmet (den Nacken ein wenig nach hinten überstrecken und gut hinhören), vor allem aber ermutigte sie dazu, Hilfe zu holen und keine Angst davor zu haben, blinden Alarm auszulösen.

Doc Caro: Kinder merken eher, wenn jemand in Not ist

„Kinder haben viel feinere Antennen als Erwachsene und merken manchmal als Erste, wenn sich jemand merkwürdig benimmt oder Hilfe braucht“, sagt die Ärztin im Gespräch mit der Redaktion. Auch deshalb könne man mit Erster Hilfe gar nicht früh genug anfangen. Ein weiteres Ziel des Kurses: Den Kindern Sicherheit geben.

Die Handpuppe Defi hatte ihren ersten Auftritt in Mülheim. Ihr lieh ein erfahrener Rettungssanitäter seine Stimme und sein Fachwissen.
Die Handpuppe Defi hatte ihren ersten Auftritt in Mülheim. Ihr lieh ein erfahrener Rettungssanitäter seine Stimme und sein Fachwissen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

So erinnerte sie daran, dass man bei einem wild piependen Rauchmelder nicht durch sämtliche Räume geht, um selbst nachzusehen, ob es brennt, sondern Mama und Papa Bescheid sagt und im Zweifelsfall die Wohnung verlässt. „Wenn der Feueralarm in der Schule angeht, geht der Hausmeister ja auch nicht gucken, sondern überlässt das der Feuerwehr.“

Mülheimer Schülerin will es genau wissen: Braucht die 112 eine Vorwahl?

Und was tut man, wenn es zu Hause wirklich brennt? Auch da erinnerte die Ärztin daran, dass man den Teddy liegen lässt und auch das Haustier seinem Schicksal überlässt. „Kann ich den Hasen denn mitnehmen, wenn das Feuer oben ist und der Hase ganz unten?“, fragte eine Schülerin sicherheitshalber nach. „Aber nur, wenn du dich dadurch nicht in Gefahr begibst“, mahnte Doc Caro.

Eine Stunde dauerte der Erste-Hilfe-Kurs und die 95 Kinder haben bis zur letzten Minute aufmerksam mitgemacht. Erstaunlich viele haben Ärzte und Ärztinnen, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter in der Familie. Auch die Notrufnummern saßen, wobei eine Schülerin auf Nummer sicher gehen wollte: „Muss ich bei der 112 eine Vorwahl wählen?“

Doc Caro setzt sich für Wiederbelebung als Schulfach ein

Der Auftritt vor Schülern war eine Idee von Grundschullehrerin Alexandra Peters und der sozialpädagogischen Fachkraft Katja Redeker. Für die Notärztin war die Schulstunde der etwas anderen Art eine Premiere, aber vielleicht kein Einzelfall. Denn sie setzt sich für die Einführung von Wiederbelebungsunterricht als Schulfach ein. Bekannt wurde Doc Caro zur Hochzeit der Corona-Pandemie, als sie in zahlreichen Talk-Shows auf die schwierige Arbeitssituation der medizinischen Fachkräfte aufmerksam machte. Für die Sendung „Einsatz mit Herz“ wurde sie ein Jahr lang von dem TV-Sender Sat1 begleitet.

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