Mülheim. Patrick Rodeck ist neuer Leiter am Gymnasium Mülheim-Heißen. Dort erwartet ihn direkt ein Mammut-Projekt: Der Umbau der Schule – was geplant ist.

Nach gut drei Wochen im Amt hat Patrick Rodeck, neuer Schulleiter des Gymnasiums Heißen, einen Slogan ersonnen: „Von innen schön – von außen aber geht noch was.“ Der 46-Jährige beschreibt seinen Empfang als „offen und zugewandt“. Er schwärmt von Begegnungen mit „netten, aufgeweckten“ Schülerinnen und Schülern, einem „tollen“ Kollegium, „hoher Identifikation mit der Schule“. Rodeck spürt „Motivation und Rückendeckung“. Das kann nicht schaden: Seine Aufgaben sind gewaltig, unter anderem gilt es, den Aus- und Umbau des in die Jahre gekommenen Schulgebäudes zu stemmen.

Wann und wie wird saniert? Was möglicherweise abgerissen? Welche Rolle spielt dabei das benachbarte Gebäude, in dem früher die Hauptschule untergebracht war? Nach so kurzer Zeit, sagt der neue Chef, sei er noch nicht in der Lage, all das zu bewerten. Doch klar sei schon jetzt: „Man hat keine Zeit mehr, lang zu überlegen.“ Vieles liege im Argen: So wird noch mit Nachtspeicheröfen geheizt. Und die Schülerzahl steigt, es wird eng. Rodeck will sich dafür einsetzen, „dass noch in diesem Schuljahr entschieden wird, welche Maßnahmen konkret durchgeführt werden“.

Mülheimer Schulleiter: „Wenn G 9 umgesetzt ist, reichen die Sporthallen nicht mehr aus“

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Er hofft auf eine Entscheidung mit Weitsicht, „damit nach zehn Jahren niemand sagt: Ach, hätten wir das bloß anders gemacht“. Nach ersten Analysen hält er es für erforderlich, auch die Kapazitäten für den Sportunterricht mitzudenken: „Durch die Umstellung von G 8 auf G 9 wird der Platz hier nicht mehr reichen.“ Aktuell verfügt das Gymnasium über eine Dreifachsporthalle und teilt sich die Turnhalle der ehemaligen Hauptschule mit einer Grundschule. „Wenn die Hauptschule neu gebaut werden sollte, wäre es sinnvoll, auch eine neue Doppelsporthalle zu errichten“, so Rodeck. Ihm sei aber durchaus bewusst, „dass die Kommune nicht über große finanzielle Mittel verfügt“.

Die ehemalige Hauptschule an der Kleiststraße. Die Räume werden teilweise auch vom Gymnasium Heißen benutzt.
Die ehemalige Hauptschule an der Kleiststraße. Die Räume werden teilweise auch vom Gymnasium Heißen benutzt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Von neuen Sportflächen könnten auch die Heißener Vereine profitieren. Eine wachsende Verankerung der Schule im Stadtteil ist dem neuen Leiter ein Anliegen. Er wünscht sich, dass das Gymnasium „nicht nur Ort des Lernens, sondern auch des Lebens und Gestaltens“ ist. Schon jetzt gebe es einiges, was zur „Wirksamkeit im Stadtteil“ beitrage: der auch nachmittags offene Schulhof, die Stadtteilbücherei, Sozialpraktika, ein Seniorenprojekt. Doch da sei noch Luft nach oben.

Junge Fußballtrainer: Schule kooperiert weiterhin mit dem TSV Heimaterde

Jüngstes Beispiel: Vor einigen Tagen ist die Schule erneut eine Kooperation mit dem TSV Heimaterde und dem SuS Haarzopf eingegangen. In Zusammenarbeit mit dem Fußballverband Niederrhein werden fußballbegeisterte Schüler zu Junior-Trainern ausgebildet.

Geboren in Gelsenkirchen und aufgewachsen in Essen, wo er auch studiert hat, war Rodeck ab 2005 als Mathe- und Sportlehrer am Gymnasium Essen Nord-Ost tätig. Dort also, wo die Armutsquote hoch ist und viele Migranten ihr Zuhause haben. Die Schule fiel auf mit ihren Ideen zur Integration, erzählt der 46-Jährige. Sie hat bewiesen, dass Vielfalt ein Gewinn sein kann. Für ihr Engagement wurde sie 2020 mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet.

Schon an seiner früheren Schule war Rodeck an der Schulentwicklung beteiligt

Rodeck war an seiner alten Wirkungsstätte „früh an Schulentwicklung beteiligt“ und bereits mit Mitte 30 Erprobungsstufenkoordinator und damit Teil der Leitung. Die Essener Schule wird derzeit neu gebaut – was einem solchen Mammutprojekt vorausgeht, weiß Rodeck aus eigenem Erleben. „Ich war am ganzen Prozess beteiligt.“ Das Gymnasium Heißen sei „aktuell auf dem Stand, auf dem das Gymnasium Essen Nord-Ost vor zehn Jahren war“.

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Rodeck hat an Unis gearbeitet, Fortbildungen an Schulen angeboten. 2019 erwarb er die Qualifikation zur Leitung einer solchen. Auf den Chefposten in Heißen habe er sich beworben, „weil es das erste Mal war, dass mein Herz und mein Kopf gesagt haben: Da möchte ich hin.“

Mit Achtsamkeitstraining zum Bildungserfolg

Der zweifache Vater, der in Bochum-Dahlhausen wohnt, legt den Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurück, „immer schön entlang der Ruhr“. Das mache den Kopf frei, oder, wie man im Achtsamkeitstraining sage: „Ich nutze die Zeit zur Selbstpflege.“ An seiner früheren Schule habe man Fünftklässlern ein solches Angebot unterbreitet: mit Meditation und Yoga-Übungen. Das habe die Konzentrationsfähigkeit erhöht: Viele Kinder, denen man das zunächst nicht zugetraut habe, seien so erfolgreich gewesen.

Achtsamkeitstraining könnte bald auch zum Portfolio am Heißener Gymnasium gehören – allerdings nur, wenn dem Kollegium die Idee behagt. Rodeck will seine Erfahrungen einbringen, aber nicht um jeden Preis. „Ich möchte bei Veränderungen alle Menschen mitnehmen.“ Er strebt auch eine stärkere Beteiligung von Eltern und Schülern an.

Neuer Schulleiter ist beeindruckt von der Spendenaktion „digi21“

Dass die Heißener Väter und Mütter einiges drauf haben, habe 2021 die Spendenaktion „digi21“ gezeigt: Damals kam viel Geld zusammen. Rund 100.000 Euro konnten in digitale Tafeln investiert werden. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, die Stromleitungen seien für deren Nutzung nicht ausgelegt – das aber erwies sich als unzutreffend. Die Tafeln hängen längst.

Die weitere Digitalisierung ist noch so ein Thema, das Rodeck umtreibt. Digitale Endgeräte für alle und ein ordentliches WLAN müssen Standard sein, findet er. In Essen übrigens, wo er bis vor kurzem tätig war, sollen nun alle Schüler mit iPads ausgestattet werden.

„Jegliche Form eines neuen Lockdowns muss vermieden werden“

Alle Schulleiter seien jüngst aufgefordert worden, „ihre Corona-Konzepte auf den neuesten Stand zu bringen, so dass man auf jede Entwicklung sofort reagieren könnte“, berichtet Patrick Rodeck. Für den neuen Schulleiter ist es „oberstes Gebot, jede Form eines erneuten Lockdowns zu vermeiden – so lange das vertretbar ist“.

Um mögliche Schulschließungen wegen der Energiekrise sei es bislang noch nicht gegangen.