Mülheim. Büsten, Statuen, Stadtmodelle: Die Mülheimer Firma Ego3D hat sich einen exzellenten Ruf erarbeitet. Ein riesiger Fertigungsroboter wirkt mit.

Robert Fischer begann 2009 in seinem Keller mit der Erstellung von 3D-Porträts. Heute führt er die Firma Ego3D mit vier Festangestellten, beliefert Kunden in mehreren europäischen Ländern und sogar bis nach Suriname und verwendet unter anderem einen Roboter, den Otto Normalverbraucher eigentlich nur aus der industriellen Automobil-Produktion kennt – all das geschieht in Saarn.

„Ich bin eigentlich Maschinenbau-Ingenieur“, erklärt Fischer, der lange Zeit in dieser Funktion in der Foto-Branche im Bereich Porträts arbeitete. „Es war schon immer mein Ziel, mich selbstständig machen.“ Nachdem die digitale Fotografie um 2005 zu florieren begann, sah er wenig später den Moment gekommen, seinen Plan in die Tat umzusetzen. „Damals hab ich mir gedacht: ‚Jetzt oder nie!‘“, erinnert er sich an den Impuls, der ihn dazu veranlasste, seinen alten Job zu kündigen und sich in seinem beengten Keller selbstständig zu machen. „Ich bin im Grunde von 2D-Porträts zu 3D-Porträts gewechselt.“

Mülheimer Firma produziert plastische Büsten nach drei Fotos

Den Start bildete die Erstellung von kleinen, plastischen Büsten für Privatleute. Die wurden dann oft an die dargestellte Person verschenkt. „Alles, was wir dazu brauchen, sind drei Fotos“, erklärt Robert Fischer, „eins von vorne, eins von links und eins von rechts – wie bei den klassischen Verbrecher-Fotos.“ Wer nun aber denkt, dass diese drei Aufnahmen irgendwie automatisch verarbeitet werden und ein 3D-Drucker dann den Rest der Arbeit übernimmt, der irrt. „Wir modellieren wie klassische Künstler, nur digital“, erläutert Fischer.

Karl Mazus, Mitarbeiter der Mülheimer Firma Ego3D, nimmt Feinarbeiten an einer Büste vor.
Karl Mazus, Mitarbeiter der Mülheimer Firma Ego3D, nimmt Feinarbeiten an einer Büste vor. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Zwei der Mitarbeiter kommen von der Kunst-Akademie und nutzen die Fotos, um dann am Computer ein digitales 3D-Modell der jeweiligen Person zu schaffen. Die auf diese Weise erstellte Plastik wird dann in ein reales Modell umgesetzt. „Das ist digitale Bildhauerei“, erklärt der Ingenieur.

Aus dem heimischen Keller in eigene Geschäftsräume

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Robert Fischer hatte ganz offensichtlich die richtige Idee zur richtigen Zeit. Nur ein halbes Jahr nach seiner Firmengründung stellte er den ersten Mitarbeiter ein und wiederum nur kurze Zeit später ging es aus dem heimischen Keller in die ersten richtigen Geschäftsräume an der Solinger Straße auf der Saarner Kuppe. Als die dortigen Räumlichkeiten dann irgendwann wieder nicht mit der Geschäftsentwicklung Schritt halten konnten, ging es an den heutigen Standort an der Düsseldorfer Straße. „Hier wird´s aber auch schon wieder ein bisschen eng“, bemerkt Fischer. So werde auch der nächste Umzug irgendwann unweigerlich kommen.

Zu Beginn machten Privatpersonen den größten Teil der Kundschaft von Ego3D aus. Mit der Zeit trat hier ein Wandel ein. „Heute machen wir wohl rund 90 Prozent unseres Umsatzes mit Geschäftskunden, die bei uns Büsten, Statuen, Skulpturen und Stadtmodelle bestellen, die wir hier nach Kundenwunsch fertigen.“ Die Palette reicht dabei von den ursprünglichen kleinen Büsten über lebensgroße Büsten und Statuen bis hin zu individuellen Anfertigungen für Künstler, die auch schon mal über sechs Meter groß sein können.

Beeindruckender Roboter kommt zum Einsatz

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Sie werden in der Saarner Werkstatt in Teilen gefertigt und dann zusammengesetzt. Bei der Herstellung kommen auch diverse 3D-Scanner, mehr als zwanzig 3D-Drucker und der bereits erwähnte Roboter zum Einsatz. Es ist eine dieser klassischen, orangeroten und allein schon aufgrund ihrer Größe ziemlich beeindruckenden Maschinen, die man ansonsten wohl hauptsächlich aus der Automobil-Industrie kennt. „Der fräst bei uns zum Beispiel lebensgroße Statuen“, erläutert der Maschinenbauer den Einsatz des Roboters, der ein sechsstelliges Investment für seine Firma bedeutet hat.

Robert Fischer ist mit dem Status quo seines Unternehmens zufrieden. Er würde seiner Belegschaft gerne eine weitere Person hinzufügen, sieht sich aber vor denselben Problemen wie viele andere Firmenlenker: „Die Leute, die ich hier brauche, sind nicht leicht zu finden.“ Es ist schon sehr speziell, was Ego3D da anbietet. Mit einem riesigen Roboter aus der Automobil-Industrie. In Mülheim-Saarn.

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