Mülheim. 1967 startete das Mülheimer Unternehmen Gerstel in einer Doppelgarage. Längst ist es auf allen Kontinenten gefragt. Was seine Spezialität ist.

Unscheinbar und doch sehr erfolgreich – so kann man den nächsten Mülheimer Hidden Champion in unserer Reihe gut beschreiben. Zwischen der Stadtmitte und Dümpten, unweit des stadtbekannten ehemaligen Siemens-Rundturms,hat das Familien-Unternehmen Gerstel seinen Stammsitz. Hinter der unscheinbaren grauen Fassade verbirgt sich ein hoch-innovatives Mülheimer Unternehmen mit einer überaus interessanten Firmengeschichte.

„Mein Vater hat als Feinmechanikermeister beim Max-Planck-Institut gearbeitet“, erläutert Holger Gerstel, der Sohn des Firmengründers, die Gründungsgeschichte des Unternehmens, das er heute als Managing Director und Inhaber (CEO) leitet. „Er war dort Leiter der Mechanischen Werkstatt und hat labortechnische Geräte entwickelt“, erinnert er sich an die Anfänge des Familien-Unternehmens.

1967 startete Mülheimer Firmengründer in einer Doppelgarage

Im Jahr 1967 wagte sich Eberhard Gerstel Senior dann in die Selbstständigkeit. Der Ursprung des heutigen Unternehmens befand sich in einer zur Werkstatt umgebauten Doppelgarage. Nun ist Gerstel an seinem fünften Standort am Rande des Siemens-Parks beheimatet – Anschrift: Eberhard-Gerstel-Platz 1, benannt nach dem Firmengründer.

Beim Bau des aktuellen Firmengebäudes wurde nach damaligen Premium-Standards in Sachen Energie-Effizienz gebaut. „Unser komplettes Gebäude heizen und klimatisieren wir mit Hilfe von Geothermie“, erklärt Holger Gerstel. Die dafür benötigte Energie wird aus 13 Bohrlöchern auf dem Firmengelände, jeweils 130 Meter tief, gezogen. Bei der Ausstattung der Haustechnik hat Gerstel ebenfalls auf Nachhaltigkeit gesetzt und beispielsweise die Fenster mit einem speziellen Dämmglas ausgestattet sowie die Innenräume mit einem Lichtsystem mit Bewegungsmeldern.

Aus unserer Serie „Hidden Champions“:

Mülheimer Firma Gerstel automatisiert weltweit Labore

Gerstel produziert Präzisionsinstrumente, die den Kundinnen und Kunden die Arbeit im Labor erleichtern. Die Analysegeräte und -systeme werden weltweit und vielfältig in der Trinkwasser- und Umweltanalytik, der Lebensmittel- und Automobilindustrie sowie weiteren Branchen eingesetzt. „Wir automatisieren Labore“, fasst Holger Gerstel es kurz zusammen: „Making Labs Work.“ Die Analysen werden vollautomatisiert durchgeführt, und durch den modularen Aufbau der Systeme kann Gerstel dem Kunden bei nahezu zahllosen Anforderungen die passende Lösung anbieten.

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„Wir entwickeln und produzieren alle unsere Systeme an unserem Standort: Made in Mülheim an der Ruhr“, berichtet Holger Gerstel. Bei der Entwicklung seiner Produkte legt Gerstel nicht nur Wert auf die Qualität und Effizienz der Produkte, sondern auch auf ökologische Aspekte. Durch die Automatisierung und Präzision der Geräte und Systeme kommen die Analysen nach Angaben des Unternehmens mit geringeren Mengen von Lösemitteln aus, die giftig sind und sowohl Arbeitsplatz als auch Umwelt belasten.

Mülheimer Firma Gerstel vertreibt seine Technik auf allen fünf Kontinenten

Der Vertrieb der Instrumente erfolgt in alle Welt. „Weltweit sind für Gerstel 200 Mitarbeiter tätig und auf allen fünf Kontinenten sind wir durch Distributoren vertreten“, erläutert der Unternehmenschef. Es gibt Gerstel in den USA, der Schweiz, Japan, Singapur und China – das Hauptquartier jedoch befindet sich von jeher in Mülheim und die dritte Generation ist bereits im Unternehmen tätig.

Da Holger Gerstel das Gebäude bei dessen Neubau vor eineinhalb Jahrzehnten bereits so plante, dass man es sowohl in der horizontalen als auch der vertikalen Ausdehnung erweitern kann, sieht er der Zukunft gelassen entgegen. Weitsicht ist ebenfalls eine Eigenschaft, die Hidden Champions ausmacht.