Mülheim. Elvis lebt - in den Herzen seiner Fans. Eine neue 3D-Figur aus Mülheimer Fertigung erinnert an den Deutschlandaufenthalt der Rock’n’Roll-Legende.
Großen Applaus gab es am Dienstag für eine Kopie von Elvis Presley. Der junge Mann kann nicht singen und steht etwas hüftsteif da, aber er sieht echt gut aus. Zwei weibliche Fans haben die lebensgroße Kunststoff-Figur bei einer Mülheimer Spezialfirma bestellt - sie wollen damit ein Zeichen setzen.
Die Skulptur dient als Grundlage für eine Bronzestatue, mit der Elvis im hessischen Bad Nauheim ein Denkmal gesetzt werden soll. Dort hat der Rock’n’Roll-Star gewohnt, während er von Oktober 1958 bis Februar 1960 als Soldat im benachbarten Friedberg stationiert war. Aus dieser Zeit existiert ein Foto, das die Vorlage für das Standbild liefert: Es zeigt Elvis in GI-Uniform auf einer Brücke über den Fluss, der die Kleinstadt durchquert, und passenderweise Usa heißt.
„Wir wollen Elvis etwas zurückgeben“
Der Wehrpflichtige lehnt lässig am Brückengeländer, einem Stück Schmiedekunst, und genau an der Stelle soll er demnächst in Bronze
die Bürger von Bad Nauheim und auswärtige Fans erfreuen. „Elvis hat uns so viel gegeben im Leben, jetzt wollen wir ihm etwas zurückgeben“, jubelt Meike Berger. Sie kommt aus Bochum, ihre Freundin Angela Storm ist aus Lübeck angereist, kennengelernt haben sie sich 2006 bei einem Fantreffen.
Dass in Bad Nauheim, wo der „King“ längere Zeit gelebt hat, außer dem jährlichen „European Elvis Festival“ kaum etwas an den Star erinnert, finden sie schwach. Um eine Bronzestatue dort hinzusetzen, müssen die beiden Frauen insgesamt rund 30.000 Euro aufbringen. Zu diesem Zweck veranstalten sie Ende November in Bad Nauheim ein Konzert mit mehreren Elvis-Darstellern, das weitere Spenden bringen soll.
Konzert soll Spenden für die Statue bringen
Etwa die Hälfte der Kosten entfällt auf die Produktion des Kunststoff-Modells. Experten für solche Statuen sitzen in Saarn: die Firma Ego3D, die Robert Fischer vor zehn Jahren gegründet hat. Der 53-Jährige, ursprünglich Maschinenbauingenieur, beschäftigt ein vierköpfiges Team von Fachleuten. Er sagt: „Wir sind digitale Bildhauer.“ Und es ärgert ihn, „wenn herkömmlich arbeitende Künstler denken, was aus dem Computer kommt, hat keine Seele“.
Mit bildenden Künstlern, die das nicht so sehen, arbeitet Ego3D zusammen. Die Mülheimer haben schon Orte in ganz Europa mit ihren Werken bestückt, auch Werbefiguren für große Hollywood-Filme geliefert. Ein besonders prestigeträchtiges Projekt war vor drei Jahren die Anfertigung historischer Fassadenfiguren für das Rathaus in Wesel. Ihre Statue von Felix Mendelssohn-Bartholdy steht vor der Düsseldorfer Oper, im Mülheimer Stadtbild hat Ego3D dagegen noch keine Spuren hinterlassen.
Mülheimer Firma fertigt auch Werbefiguren für Hollywood-Filme
Die Entwürfe werden am Computer künstlerisch ausgearbeitet und nehmen stückweise Gestalt an in 3D-Druckern, von denen Robert Fischer inzwischen 15 in seiner Betriebsstätte stehen hat. Sie surren pausenlos, Tag und Nacht. Nach Auskunft des Firmeninhabers hat es etwa eine Woche gedauert, bis das Abbild von Elvis Presley ausgeformt und zusammengesetzt war. Es ist knapp zwei Meter hoch, 15 Kilo leicht.
Meike Berger und Angela Storm haben ihren Elvis ins Auto gepackt und mitgenommen. Die Kunststoff-Figur wollen sie bei Festivals präsentieren, für den Bronzeguss haben sie nach eigener Aussage schon einen Sponsor gefunden und Kontakt zu Gießereien aufgenommen. Die Stadt Nauheim hat versprochen, das Projekt zu unterstützen, will aber vorher noch die Brücke sanieren. So lange feiern die Fans ihr Elvis-Modell made in Mülheim.