Mülheim. Einige Mülheimer Unternehmen sind über die Grenzen der Stadt, sogar Deutschlands hinaus bekannt. Wir haben sie besucht und stellen sie vor.

Es gibt englischsprachige Begriffe, die keine wirklich treffende deutsche Entsprechung haben. Einer dieser Begriffe ist „Hidden Champions“. Die wörtliche Übersetzung „Versteckte Meister“ wird der tatsächlichen Bedeutung nicht gerecht. „Hidden Champions“ sind Unternehmen, die kaum jemand kennt, die aber sehr erfolgreich – in der Regel international – arbeiten. Wir stellen in loser Reihenfolge „Hidden Champions“ aus Mülheim vor. Den Anfang macht Apemedia, eine - nach eigenen Angaben – „kreative Produktionsstätte von Musik und Video.“

David Iu ist einer der beiden Köpfe hinter Apemedia, das in einem architektonisch herausragenden Altbau auf der Hingbergstraße residiert. Hier wohnt Iu mit seiner Familie. Die Studioräume befinden sich im komplett ausgebauten Keller. Hier wurden Hits für Mickie Krause, Peter Maffay oder auch Ceza produziert. Der Letztgenannte sorgte in Mülheim bei einem Friseurbesuch für einen Menschenauflauf – aber dazu später mehr.

Mülheimer Unternehmer: Frühes Praktikum in berühmtem Tonstudio – in Hongkong

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„Ich hab´ mich schon immer für Musik interessiert – schon als Kind. Sie begleitet mich schon immer“, sagt David Iu. Wenn sein Vater, ein Gastronom, von der Arbeit kam, griff er zur Gitarre und spielte Beatles-Songs.“ So begann auch er damit, verschiedene Instrumente zu spielen. „Schlagzeug mit Sieben – später dann noch Gitarre und Klavier“, erinnert Iu sich. In der damaligen Zeit drängte vermehrt Computertechnologie in die Musik. „Das ermöglichte es, als Einzelperson viele verschiedene Instrumente zu spielen.“

Nach dem Abschluss der 10. Klasse hatte Iu noch keine konkrete Idee, in welche Richtung er beruflich gehen wollte, und legte das Fach-Abitur nach. Nach dem darauffolgenden Zivildienst bot sich ihm schließlich der Einstieg in seine heutige Branche. Ein Freund seines Vaters ermöglichte ihm einen Praktikumsplatz in einem berühmten Tonstudio – in Hongkong.

„Ich arbeitete bis zu 15 Stunden täglich“ – Autogrammwünsche inklusive

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So machte sich der junge Mülheimer David Iu auf den Weg ans andere Ende der Welt, in die Metropole Hongkong – und war zunächst ein wenig überwältigt. „Es war das bekannteste Tonstudio Hongkongs und ich arbeitete bis zu 15 Stunden täglich“, erinnert er sich. „Wegen der vielen berühmten Künstler, die dort Aufnahmen machten, warteten regelmäßig Fans vor der Tür, die Fotos und Autogramme wollten – auch von mir.“ Da hätten auch seine Beteuerungen, kein Prominenter zu sein, nicht geholfen, denkt er lachend zurück.

Nach rund acht Monaten reiste Iu nach Deutschland zurück, denn der alles andere als komfortable Schlafplatz für 2000 Euro pro Monat im berüchtigten Viertel der Stadt war nach Hongkonger Maßstäben zwar ein Schnäppchen, erschöpfte die finanziellen Mittel des Mülheimers aber schneller, als ihm lieb war. Dennoch stand seine Entscheidung in beruflichen Dingen nun fest. „Ich hätte als Tontechniker in Hongkong bleiben können, aber mir war klar, dass ich als Songwriter und Produzent arbeiten wollte.“

Mülheimer machte sich als Musik-Produzent und Songwriter einen Namen

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Zurück in Mülheim, arbeitete er noch zwei Jahre weiter als Tontechniker – unter anderem für Suppi Huhn – und ging in derselben Funktion mit einer Sängerin auf Deutschland-Tournee. Danach entschied er, sich mit einem eigenen Tonstudio selbstständig zu machen. „Ich wollte mir was Eigenes aufbauen – ein Studio zum Musik-Aufnehmen und -Produzieren.“

Musikproduzent und Songwriter David Iu kann sich nicht vorstellen, sein Tonstudio aus Mülheim zu verlegen in eine Metropole.
Musikproduzent und Songwriter David Iu kann sich nicht vorstellen, sein Tonstudio aus Mülheim zu verlegen in eine Metropole. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Nach und nach intensivierte David Iu seine Produzenten- und Songwriter-Aktivitäten. Immer mehr Musiker kamen auf ihn zu und baten ihn darum, ihre Musik aufzunehmen und zu produzieren. „Damit hab´ ich dann erste Kohle verdient“, erinnert er sich an die bescheidenen Anfänge seiner Selbstständigkeit. „Dann hab’ ich einfach immer weitergemacht. So wird dein Netzwerk größer und so ergeben sich dann Jobs“, beschreibt Iu.

Mülheimer arbeitete mit Mickie Krause und Peter Maffay zusammen

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Genau so sei es auch bei den Arbeiten für Mickie Krause und Peter Maffay gewesen. „Man trifft sich irgendwo zufällig oder ein Künstler bekommt über Dritte etwas von einem zu hören – und dann hat man einfach Glück und der will das haben!“ Es sei schon eine tolle Erkenntnis gewesen, dass das eigene Netzwerk groß genug und man selbst auch gut genug sei, „um in dieser Liga mitzuspielen.“

Genau so war es bei diesen beiden in Deutschland sehr bekannten Künstlern und so war es auch bei Ceza – dem wohl bekanntesten Rapper der Türkei. Nachdem sich die Zusammenarbeit mit ihm ergeben hatte, reiste der Künstler nach Mülheim an, um bei David Iu seine Songs aufzunehmen. Als der Gast im Rahmen des mehrtägigen Aufenthalts zum Friseur ging, löste er damit einen Auflauf von Fans aus, die nicht fassen konnten, dass ihr musikalisches Idol plötzlich hier in Mülheim zum Friseur ging.

Türkischer Rap-Star Ceza sorgte für viel Aufsehen in Mülheimer

„Es sind damals sogar bekannte deutsche Rapper wie Eko Fresh oder Summer Cem angereist, um ihn zu treffen. Das war dann schon spannend, als ich plötzlich mit all diesen Musikgrößen zusammensaß“, erinnert sich die Mülheimer Musikgröße. Und auch dabei entstanden weitere Ansätze für spätere Kooperationen.„Ich mache das jetzt seit fast 20 Jahren und die Leute schätzen meine Kompetenz. Das ist sehr schön.“

Über einen Weggang in eine der Musik-Metropolen denkt er gar nicht nach. „Ich komme aus Mülheim und ich wollte das immer hier machen. Es macht mir immer Spaß“, schließt David Iu von Apemedia.