Mülheim. Auch in Mülheim gibt es sie: Tückische Stellen, die Fahrschülern die Prüfung zu vermiesen drohen. Wir haben Fahrlehrer gefragt, wo sie sind.
Wo sind in Mülheim die Stellen, an denen Fahrschülerinnen und Fahrschüler vor die größten Herausforderungen gestellt sind? Wir haben bei Fahrlehrern nachgehört.
Richard Schröer ist seit einem Dritteljahrhundert Fahrlehrer in Mülheim und Inhaber der gleichnamigen Fahrschule. Wenn einer weiß, wo die entscheidenden Stellen sind, an denen Fahrschülerinnen und -schüler hier Gefahr laufen, durch die Prüfung zu rasseln, dann er. Hier Schröers Prüfungsliste des Grauens.
„Eine solche Stelle gibt es an der Thyssenbrücke“, hat Schröer sofort einen konkreten Vorschlag. Dort gebe es zwei Linksabbiege-Spuren, die allerdings jeweils mit nur einem einzigen Richtungspfeil gekennzeichnet sind. „Der ist dann natürlich oft von einem Pkw verdeckt“, erläutert der Fahrlehrer. So könnten Prüflinge die Markierung oft überhaupt nicht erkennen und würden daraus resultierend falsch handeln. Das sei ganz besonders ärgerlich, weil es ein Versäumnis der Behörden sei und eigentlich nicht den Prüflingen angekreidet werden könne, so Schröer.
Falsche Beschilderung bringt Mülheims Fahrschul-Prüflinge in Schwierigkeiten
Eine weitere Stelle liegt nach Aussage des Fachmanns in der Nähe des Rhein-Ruhr-Zentrums. Eine dort abknickende Vorfahrt sei widersprüchlich beschildert. „Dasselbe am Sültenfuß in Styrum“, so Schröer. „Die Beschilderung ist korrekt, aber danach kommt sofort ‚Rechts vor Links‘.“ Hier wäre es korrekt, zuerst die Vorfahrtsstraße zu beenden. Das sei der Fehler.
Ein Problem sei auch immer wieder, dass Schilder so zugeparkt würden, dass sie für die Verkehrsteilnehmer nicht mehr sichtbar sind. „Da gibt´s ein ‚Abknickende-Vorfahrt-Schild‘ am Heifeskamp in Dümpten und ein ‚Halt! Vorfahrt gewähren!‘-Schild am Zehntweg, bei denen das immer wieder der Fall ist.“ In einem weiteren Sonderfall liegen das Stopp-Schild und die dazugehörige Halte-Linie einige Meter auseinander, so dass jemand scheitert, der nicht weiß, dass er zuerst an der Halte-Linie anhalten muss – und nicht zu früh auf Höhe des Schildes.
Mülheimer Fahrschule fährt problematische Stellen gezielt an
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„Das ist grundsätzlich kein schlimmes Problem“, erklärt Richard Schröer, „denn wir bereiten unsere Prüflinge ja gezielt auch auf diese Problemstellen vor und üben das mit ihnen, bis alles klappt.“ Dennoch sei es sehr ärgerlich, da einige dieser Probleme bei korrekter Beschilderung gar nicht bestünden. Vier Fünftel aller Prüflinge bestehen die praktische Fahrprüfung bei Schröer im ersten Versuch - bei der theoretischen Prüfung sind es sogar noch mehr.
Bei den Prüferinnen und Prüfern gebe es zwei Gruppen: die Unterstützenden und die Suchenden. „Die einen versuchen den Prüflingen zu helfen“, erläutert der Fachmann. „Die anderen suchen Stellen, um es den Prüflingen schwer zu machen.“
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Mülheims Fahrschulen wurden nach Corona von Fahrschülern überrannt
Glücklicherweise sei die Gruppe der Unterstützenden deutlich größer, so Schröer, der aber noch ein ganz anderes Problem anspricht. So seien die Fahrschulen nach Corona von Fahrschülerinnen und Fahrschülern überrannt worden. Da der TÜV zudem die Prüfungszeiten um 20 bis 50 Prozent heraufgesetzt hat und gleichzeitig ein großes Personalproblem hat, sei es mittlerweile extrem schwierig geworden, überhaupt Prüfungszeiten zu bekommen. Das führe zu großem Ärger bei allen Beteiligten.
Auch Helmut Aretz weiß, wovon er spricht. Seit 1995 betreibt er die Fahrschule Extra Drive. Fahrlehrer ist er sogar noch eineinhalb Jahrzehnte länger und kann somit auf über 40 Jahre Erfahrung zurückgreifen. „Was manchen Prüflingen Schwierigkeiten bereitet, ist das Beibehalten des Fahrstreifens auf großräumigen Kreuzungen. Hier muss der gewählte Fahrstreifen beibehalten werden“, erklärt Aretz. Das bereite Prüflingen nicht selten Probleme.
Auch an der Autobahn A 40 in Mülheim gibt es tückische Stellen
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Ein ähnliches Problem gebe es auf der Autobahn A 40. „Wenn man in Dümpten ankommt, dann kommt plötzlich von rechts der dritte Fahrstreifen dazu.“ Dem Rechtsfahrgebot folgend, müsse man eigentlich auf diese nun neue rechte Spur wechseln, schildert der Fahrlehrer das Problem. „Bleibt man länger in der mittleren Spur, dann ist die Fahrprüfung an diesem Punkt beendet.“
Nicht minder problematisch sei das Auffahren auf die Autobahn. Was früher Beschleunigungsspur hieß, wird heute „Ein- und Ausfädelungsstreifen“ genannt. „Wenn sie in Dümpten auf die Autobahn auffahren und dabei einen Lkw überholen, der auf der mittleren Spur fährt, dann haben Sie rechts überholt – und dann ist die Prüfung auch sofort vorbei.“ In Heißen, bei Bernskötter, erklärt Aretz, gibt es zwei Fahrstreifen, um auf die Autobahn aufzufahren. „Wenn man sich ganz links einordnet und dann ohne Absicherung auf den rechten Linksabbiegerstreifen fallen lässt, dann war’s das.“
Mülheimer Fahrlehrer: „Der TÜV ist vollkommen überfordert“
90 Prozent seiner Prüflinge bestehen die praktische Prüfung im ersten Anlauf, doch auch er habe große Probleme, wenn es darum geht, Prüfungsplätze zu bekommen. „Für April hab’ ich zwei Plätze bekommen – zehn wären gut gewesen!“ Fahrschülerinnen und -schüler müssten Pausen machen, weil es keine Prüfungsplätze gibt. „Der TÜV ist vollkommen überfordert“, konstatiert Aretz. „Das sind Dinge, die es einem schwer machen, weiterhin ruhig und besonnen zu bleiben.“
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