Frauke Schröer und Kathrin Lamberts gehören in Mülheim und bundesweit noch zu den wenigen Fahrlehrerinnen. Doch es sollen bald viel mehr werden.

Wenn man Frauke Schröer und Kathrin Lamberts fragt, ob das, was sie da an sechs Tagen in der Woche tun, ein Traumjob ist, dann antworten die beiden Frauen sofort mit „Ja“. Obwohl es doch auch Punkte gibt, die sie stören, die sie ändern möchten. Eigentlich unbedingt und unmittelbar.

Frauke Schröer und Kathrin Lamberts sind Fahrlehrerinnen in Mülheim. Sie gehören bundesweit noch zu Wenigen, die das Fahren lehren. Doch das soll sich bald ändern, es sollen noch viel mehr werden.

Das wünschen sich nicht nur die beiden Frauen, sondern auch der Verein Moving International Road Safety Association, eine Interessenvereinigung europäischer Verkehrsverlage und Unternehmungen, die im Bereich der Fahrerlaubnisausbildung tätig sind. Laut Moving übten im vergangenen Jahr 39.718 Männer den Beruf des Fahrlehrers aus – dem stehen 4346 Fahrlehrerinnen gegenüber. Das sei, so Moving, ein Frauenanteil von 9,9 Prozent.

„Der Fahrlehrer wird gerade in Zukunft an Bedeutung gewinnen, denn er bereitet unsere Gesellschaft auf die neuen Technologien, die zum Beispiel mit den E-Fahrzeugen und Fahrassistenzsystemen einhergehen, vor“, betont Jörg-Michael Satz, Präsident der Moving Association. Frauen seien ideal für den Job, sie hätten oft das notwendige Einfühlungsvermögen und die Geduld, um unterschiedliche Fahrschüler-Persönlichkeiten auszubilden.

Frauke Schröer war vor ihrer Zeit auf der rechten Seite des Fahrschulautos in der Krankenpflege tätig und hat auch eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert. Heute in der Rückschau sagt die 55-Jährige, die seit 2010 ausgebildete Fahrlehrerin ist: „Ich konnte mir das schon immer gut vorstellen. Und Fahrlehrerin zu sein, gefällt mir von meinen gelernten Berufen am besten.“ Einige von vielen Gründen, die sie anführt: „Ich bin den ganzen Tag unterwegs, ich sehe sehr viel, es ist einfach sehr abwechslungsreich.“

Kathrin Lamberts sieht es genauso. Die 39-Jährige, Fahrlehrerin seit 2006, möchte ihren Arbeitsplatz nicht missen. Sie schätzt, genau wie Frauke Schröer, den persönlichen Kontakt zu ihren Fahrschülern: „Wir arbeiten zusammen, als Team.“ Das Schöne daran: „Es gibt viele Schüler, zu denen baut man eine ganz persönliche Beziehung auf, da fiebert man dann richtig mit, wenn es zum Beispiel in die Prüfung geht.“

Kein Nachtzuschlag und keine Gefahrenzulage

Trotzdem gibt es Punkte, die die beiden Profis von der Saarner Fahrschule Schröer nicht ganz so positiv finden. „Fahrlehrer ist kein Ausbildungsberuf im klassischen Sinne“, so Kathrin Lamberts. Außerdem gebe es beispielsweise keinen Nachtzuschlag oder eine Gefahrenzulage.

Wir müssen stets hochkonzentriert sein. Wir passen auf den Schüler, auf uns und die anderen Verkehrsteilnehmer auf“, sagen die beiden Frauen. Genau das in Teilzeit zu machen, was die beiden Fahrlehrerinnen auf Mülheims Straßen in Vollzeit machen, sei bei ihnen nicht möglich. „Ein Teilzeitmodell können sich nur die Großfahrschulen leisten“, meint Frauke Schröer. Wunsch der Beiden: „Dass der Beruf des Fahrlehrers ein anerkannter Beruf werden würde, bei dem beispielsweise auch Tarifverträge mit festen Urlaubsregelungen gelten.“

„Mülheim ist ein schwieriges Pflaster, hier gibt es Baustellen ohne Ende“

Die meisten Jugendlichen üben das begleitete Fahren

Der Frauenanteil bei den Fahrlehrern ist in Nordrhein-Westfalen mit zwölf Prozent (Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt) sogar noch relativ hoch. Zum Vergleich: In Bremen liegt der Anteil bei sechs, in Mecklenburg-Vorpommern bei 6,8 Prozent.

Laut Frauke Schröer und Kathrin Lamberts bereiten sich mittlerweile 80 Prozent ihrer Fahrschüler auf das so genannte begleitete Fahren vor.

Einen Mofa-Führerschein mache beispielsweise keiner mehr.

Und noch einen Wunsch haben sie, ganz speziell die Stadt betreffend, deren Jugend sie derzeit hinter dem Steuer ausbilden. „Mülheim ist ein schwieriges Pflaster“, weiß Frauke Schröer. So gebe es etwa Baustellen ohne Ende, die manche Fahrstunde zu einer wahren Geduldsprobe werden lassen.

Wenig Rücksicht im Straßenverkehr bekommen die Anfänger ebenfalls schnell zu spüren. „Alle stehen unter Zeitdruck, da wird sofort gehupt, wenn man nicht direkt bei Grün losfährt“, berichtet Kathrin Lamberts. „Oder zu dicht aufgefahren“, fügt Frauke Schröer hinzu. Schön sei es vor allem in den Ferien – denn da sind, wie viele wissen, die Straßen einfach freier.

Eines gilt aber immer, sobald Frauke Schröer und Kathrin Lamberts gemeinsam mit ihren Schützlingen die Fahrausbildung beginnen: „Wichtig für uns ist, dass wir auf jeden Schüler zu 100 Prozent eingehen. Wir holen jeden da ab, wo er gerade steht.“