Mülheim. Seit Corona müssen Fahrschülerinnen und -schüler monatelang auf einen Prüftermin warten. Das Problem gab es schon vor der Pandemie, sagen manche.
Wer in Mülheim eine Fahrprüfung ablegen will, braucht im Moment vor allem eines: Geduld. Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer sprechen von mehreren Monaten Wartezeit. Und das längst nicht nur seit der Corona-Pandemie.
„Ich bin seit Januar 1997 Fahrlehrer und kenne das eigentlich gar nicht anders“, sagt Georg Meurer von der gleichnamigen „City-Fahrschule“ in Styrum. Er warte teilweise schon zwei Monate.
Mülheimer Fahrlehrer sprechen von monatelangen Wartezeiten
Von sogar drei bis fünf Monaten spricht Nick Zimmermann von der Fahrschule Plan C. „Ich habe Motorradprüfungen im Januar beantragt und noch keinen Termin bekommen“, beklagt er.
Etwas verschärft hat sich die Problematik, seit die Prüfungszeit im Januar 2021 von 45 auf 55 Minuten erhöht wurde. „Dadurch kann man am Ende des Tages einen Prüfling weniger annehmen“, erklärt Zimmermann.
Berufskraftfahrer stehen unter besonderem Zeitdruck
Bei manchen Fahrschulen ist das Aufkommen schon seit der Flüchtlingskrise gestiegen. Vor allem, wenn es nicht um die allererste Fahrerlaubnis geht, sondern um das Berufskraftfahren. „Ein 17- oder 18-Jähriger kann warten, bevor er selbst zur Disco fahren kann, aber die Leute wollen alle in den Job“, betont Georg Meurer. Einer seiner Prüflinge müsste eigentlich bis Ende dieser Woche fertig sein, muss aber noch bis Ende des Monats auf einen Termin warten.
Wie in vielen Bereichen hat die Corona-Pandemie ihren Teil dazu beigetragen, dass die Wartezeiten gestiegen sind. „Der TÜV hat lange gar keine Prüfungen gemacht, danach nur mit Maske“, sagt Meurer. Viele hätten – sofern sie nicht beruflich darauf angewiesen waren – ihren Führerschein hinten angestellt.
TÜV Duisburg ist nach Corona mit 1200 Prüfungen im Verzug
Beantragung des Führerscheins dauert drei bis vier Wochen
Um den Führerschein zu beantragen, gibt die Stadt Mülheim einen Zeitraum von drei bis vier Wochen an. Beim Bürgeramt müssen neben Namen und Anschrift der Fahrschule ein gültiges Ausweisdokument, ein nicht mehr als zwei Jahre alter Sehtest, eine Bescheinigung über die Teilnahme an einer Erste-Hilfe-Schulung und ein biometrietaugliches Foto eingereicht werden.Nach Auswertung der eingereichten Unterlagen wird der Führerschein bestellt. „Dieser wird dann, zusammen mit dem Prüfauftrag, an die zuständige Stelle zur Abnahme der theoretischen und praktischen Prüfung übersandt“, heißt es auf der Seite der Stadt.
„Der TÜV Duisburg ist noch mit circa 1200 Prüfungen im Verzug“, weiß eine Mitarbeiterin der Fahrschule Sperlich, die namentlich nicht genannt werden möchte. Nun sei ein regelrechter Nachrückwettbewerb zwischen den Fahrschulen aus Mülheim, Duisburg und Oberhausen entstanden. „Da muss man schnell sein und sich die Termine rechtzeitig reservieren.“
Nach eigenen Aussagen habe der TÜV mit mehr Personal flexibel auf diese Situation reagiert. Unter anderem seien qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Auto-Prüfstellen abgezogen worden. Das kann Georg Meurer nicht ganz glauben. „Die haben überall zu wenig Prüfer, in Hamburg wurden sogar schon ehemalige Fahrlehrer angeheuert, die Seite zu wechseln“, weiß der Mülheimer zu berichten.
Mülheimer Fahrlehrer hofft auf die Dekra
Nick Zimmermann hält die Pandemie sogar ein Stück weit für eine Ausrede für die langen Wartezeiten. „Das gab es doch schon vor Corona“, meint er – und ist dankbar für Prüfer, die den Fahrschulen unter die Arme greifen und zum Teil sogar samstags Prüfungen abnehmen. „Sie sind diejenigen, die sich dauernd unser Gejammer anhören müssen, dabei können sie ja genauso wenig dafür.“
Eine echte Lösung scheint aktuell nicht in Sicht zu sein. „Wir hoffen, dass die Dekra bald auch im Rest von Deutschland prüfen darf“, sagt Zimmermann. Bisher ist die Dekra nur in den neuen Bundesländern eine Prüfinstitution, nicht aber im Westen.