Mülheim. Das Fortbestehen des Mülheimer Arbeitslosenzentrums Malz ist gesichert – zumindest für ein Jahr. Der Trägerverein erhält eine fünfstellige Summe.
Das Mülheimer Arbeitslosenzentrum Malz kann seine Beratung fortsetzen, die Finanzierung der Beratungsstelle, die durch einen Verein getragen wird, ist für ein Jahr gesichert. Die Brost-Stiftung fördert das Mülheimer Arbeitslosenzentrum, das wir mit unserer diesjährigen Benefiz-Aktion Jolanthe unterstützt haben, mit einer fünfstelligen Summe. In den Räumen des Malz an der Friedrichstraße atmet man auf, denn die finanzielle Hilfe kam in letzter Minute.
Es war der allerletzte Strohhalm, nach dem sie gegriffen haben, und nun tatsächlich, nach Monaten der Aussichtslosigkeit, fließt Geld, das den Fortbestand des Mülheimer Arbeitslosenzentrums für ein Jahr sichern wird. Annette Lostermann-DeNil, die Vorsitzende des gemeinnützigen Trägervereins, und Gabi Spitmann, Beraterin im Malz, können es selbst noch kaum glauben.
Jolanthe-Benefiz-Aktion hat das Mülheimer Arbeitslosenzentrum unterstützt
Denn seitdem die Landesregierung die Zuschüsse aus dem Europäischen Sozialfonds für das Malz gekappt hatte und die Förderung daraus zwischenzeitlich ausgelaufen ist, hatte die Beratungsstelle keinen regelmäßigen Geldeingang mehr. Auch die Stadt hatte ihre finanzielle Unterstützung eingestellt, Gespräche zur Fortsetzung blieben ohne Erfolg. „Vorher sind wir zu 80 Prozent aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert worden und zu 20 Prozent von der Stadt. Seitdem haben wir keinerlei Fördermittel mehr erhalten“, skizziert Vereinsvorsitzende Annette Lostermann-DeNil die wirtschaftliche Situation.
Zwar seien sie ein Verein, doch diejenigen, die Mitglied werden – oft aus Dankbarkeit für die Beratung im Malz – können nicht viel beisteuern zur Vereinskasse. Rund 500 Euro Vereinseinnahmen erzielen sie von ihren rund 150 Mitgliedern im Jahr, durch die Jolanthe-Benefiz-Aktion dieser Redaktion sind rund 2600 Euro eingegangen, die das Malz erhalten hat. Nach der Spendenübergabe sind weitere Spenden eingegangen, die an die Beratungsstelle gehen. Eine willkommene Finanzspritze, die die Vereinsmitglieder mit großer Dankbarkeit annehmen – genug aber, um das Beratungsangebot weiterlaufen lassen zu können, war es nicht.
SPD-Landtagskandidat Rodion Bakum hat Kontakt zur Brost-Stiftung vermittelt
Jetzt aber ist die Brost-Stiftung auf die prekäre Situation des Malz aufmerksam geworden – oder vielmehr: aufmerksam gemacht worden. Durch die Vermittlung des Mülheimer SPD-Landtagskandidaten Rodion Bakum kam der Kontakt zu dem Vorstandsvorsitzenden der Brost-Stiftung, Prof. Bodo Hombach, zustande. Für ein Jahr fördert die Brost-Stiftung nun das Mülheimer Arbeitslosenzentrum Malz und hat einen Förderbetrag von 84.500 Euro zugesagt. „Damit sind unsere kompletten Kosten für die kommenden zwölf Monate abgedeckt“, freut sich Gabi Spitmann.
Für Hombach, selbst Mülheimer, war es längst nicht der erste Kontakt mit dem Mülheimer Arbeitslosenzentrum. Schon vor mehr als 25 Jahren war er – damals SPD-Landtagsabgeordneter – zu Gast in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle an der Friedrichstraße. Zu der Zeit war Hombach maßgeblich daran beteiligt, dass das sogenannte Mülheimer Modell für die Beratung und Qualifikation der Mitarbeiter der ehemaligen Brotfabrik „Rugenberger“ mit Geldern der Europäischen Union finanziert und vom nordrhein-westfälischen Sozialministerium sowie vom Landesarbeitsamt unterstützt wurde.
Viel Überzeugungsarbeit war also nicht nötig, als der Ex-NRW-Wirtschaftsminister, ehemaliger Kanzleramtschef und heutiger Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung um Unterstützung für das Malz gebeten wurde. Und so heißt es auch in dem Bewilligungsschreiben für die Förderung, das Hombachs Unterschrift trägt: „Das Arbeitslosenzentrum Malz hat in der Vergangenheit großartige Beratungsarbeit geleistet. Darüber habe ich auch eigenes Wissen.“ Diese Arbeit solle fortgesetzt werden können, fordert Hombach und honoriert die Arbeit des Malz in seinem Schreiben: „Der Weiterbestand Ihrer traditionsreichen sozialen Hilfsorganisation ist in der gegenwärtigen Lage besonders wichtig. Sie legen den Fokus auf die Menschen, denen in unserer Gesellschaft immer noch zu häufig Hilfe verwehrt bleibt.“
Stiftung hat Land Mitfinanzierung vorgeschlagen, doch die Idee wurde abgelehnt
Am Telefon zugeschaltet zum Gespräch mit Gabi Spitmann, Annette Lostermann-DeNil und Rodion Bakum verdeutlicht Hombach: „In seiner Wirkung und Auswirkung ist mir die Arbeit des Malz bekannt. Doch der subjektive Faktor war nur einer, aber nicht der entscheidende – das ist die Qualität des Projektes.“
Eben weil man von der guten Arbeit, die das Malz leistet, überzeugt sei, habe „die Brost-Stiftung dem Landesministerium für Arbeit und Soziales eine Mitfinanzierung vorgeschlagen“, schildert SPD-Landtagskandidat Rodion Bakum die vorangegangenen Schritte. Hombach führt dazu aus: „Die Stiftung hat versucht, dem Ministerium das Angebot zu machen, dauerhaft 50 Prozent der Finanzierung zu übernehmen. Das ist zu meinem Erstaunen und zu meinem Ärger nicht angenommen worden.“
Bodo Hombach: „Kaum einer ruht sich in der sozialen Hängematte aus.“
Die Übernahme des Jahresbudgets will Hombach ausdrücklich als Anschubfinanzierung verstanden wissen, um eine neuerliche öffentliche Förderung – so wie sie über einen langen Zeitraum für das Malz bestanden hat – zu erwirken. Denn, betont der Vorstandsvorsitzende: „Die Brost-Stiftung ist auf die Finanzierung von Projekten ausgerichtet. Die dauerhafte Förderung von Organisationen und Institutionen ist nicht vorgesehen.“
Die langfristige Zukunft des Mülheimer Arbeitslosenzentrums liegt Hombach am Herzen: „In dem speziellen Fall erhoffen wir uns, dass die Existenz der Einrichtung dauerhaft gesichert ist.“ Nichts sei wichtiger und sinnvoller für Menschen, die arbeitslos geworden oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind, betont der Stiftungs-Vorsitzende, als Motivation, Hilfe zur Selbsthilfe und die Befähigung der Menschen, wieder ihr Auskommen zu finden. Hombach ist überzeugt: „Kaum einer ruht sich in der sozialen Hängematte aus, die allermeisten sind Schicksale, die keine Hilfe bekommen haben, um wieder ins Erwerbsleben einzusteigen.“ Genau das weiß man beim Malz nur zu gut.